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Lot 3063* - A178 Gemälde Alter Meister - Freitag, 23. September 2016, 14.00 Uhr

GIOVAN FRANCESCO GESSI

(1588 Bologna 1649)
Gegenstücke: Heilige Agnes und Heilige Ursula.
Öl auf Holz.
Je 50,5 x 38 cm.

Gutachten: Dr. Massimo Francucci, 8.6.2014.

Provenienz:
- Sammlung George Sutherland-Leveson-Gower, 2. Duke of Sutherland (1786-1861).
- Durch Erbschaft, Sammlung George Sutherland-Leveson-Gower, 3. Duke of Sutherland (1828-1892).
- Durch Erbschaft, Sammlung Cromartie Sutherland-Leveson-Gower KG, 4. Duke of Sutherland (1851-1913).
- Auktion "The Property of the late Duke of Sutherland, K.G., removed from Stafford House, St. James’s, S.W.", Christie, Manson & Woods, 11.7.1913, Los 55 (verkauft als “Domenichino” an Holzapal für 10 gns.).
- Sammlung Holzapal.
- Wohl Sammlung Marcus Kappel (1839-1919), Berlin.
- Sammlung Josef Sollinger (1899-1979), Traunstein.
- Europäische Privatsammlung, seit den 1970er Jahren.
- Durch Erbschaft, Europäische Privatsammlung.

Literatur:
Colnaghi, P & D / Scott & Co (Hg.): Catalogue of the Pictures in the Gallery at Stafford House, Pall Mall East, London 1862, S. 28, Kat. Nr. 211 und 213 (als “Schule von Domenichino”).

Diese beiden qualitätsvollen Darstellungen der Heiligen Agnes und Ursula, die kürzlich in einer europäischen Privatsammlung aufgetaucht und über mehrere Generationen nicht mehr auf dem Kunstmarkt angeboten waren, wurden einst mit der Schule von Domenichino in Verbindung gebracht.
Dr. Erich Schleier identifiziert diese beiden Gemälde hingegen nach Prüfung der Originale als eigenhändige Arbeiten von Giovan Francesco Gessi. Dieser Meinung schliessen sich ebenfalls Prof. Daniel Benati sowie Dr. Massimo Francucci an. Letzterer bezeichnet sie als "due belissime Gessi" und beabsichtigt die Werke in Kürze zu publizieren.

Dargestellt sind die beiden Heiligen mit ihren Attributen: Agnes mit dem Lamm und Ursula mit dem Kreuzritterwappen. Beide werden von heidnischen Motiven aus der römischen Antike umgeben, wie beispielsweise bei Agnes der Tempel hinter dem Lamm, der an die Trajanssäule erinnert und somit einen Gegensatz zu dem christlichen Handeln der Heiligen darstellt.

Francucci hebt in seinem Gutachten hervor, dass beide Gemälde die charakteristische Leuchtkraft der Bologneser Malerei des 16. Jahrhunderts von Domenichino (1581-1641) und besonders seinem Lehrmeister Guido Reni (1575-1642) aufweisen. Er bringt die beiden Tafeln stilistisch mit der am 17.4.1633 vom Conte Pier Antonio Brusati in Auftrag gegebenen "Himmelfahrt Mariens" für S. Nicolo in Carpi in Verbindung, bei denen Gessi thematisch auf zwei Hauptwerke seines Lehrmeisters Reni von 1627 zurückgreift, allerdings gleichzeitig seine künstlerische Loslösung vor Augen führt (siehe Emiliani, A.: Maestri della pittura del Seicento emiliano, Bologna 1959, S. 110-111, Abb. 46). Francucci bringt ferner stilistisch den San Rocco von 1634 in der Gemäldegalerie in Berlin mit unseren beiden Tafeln in Verbindung, die seiner Meinung nach in derselben Zeit entstanden sind (siehe hierzu Negro, E.: La scuola di Guido Reni, Modena 1992, S. 241-244, Abb. 232). Ebenso weist die Santa Caterina in der gleichnamigen Kirche in Bologna Parallelen mit unseren beiden Heiligen auf.

Die aristokratische Provenienz dieser beiden qualitätsvollen Heiligen darf ferner nicht unerwähnt bleiben, die gleichzeitig die frühzeitige Wertschätzung zum Ausdruck bringt. Georges Sutherland (1786-1861), der erste nachweisbare Eigentümer dieses Gemäldepaares wurde als ältester Sohn von George Leveson-Gower, 1. Duke of Sutherland und seiner Gemahlin Elizabeth Gordon, Countess of Sutherland, in London geboren. Seine einseitige Gehörlosigkeit veranlasste Georges Sutherland sich aus der Politik fernzuhalten und stattdessen mit dem Familienvermögen seine zahlreichen Residenzen umzugestalten und auszuschmücken. 1845 beauftragte er den Architekten Sir Charles Barry (1795-1860) mit der grundlegenden Umgestaltung des Familiensitzes Dunrobin Castle an der Ostküste von Schottland. Mit seinen 189 Zimmern ist das Schloss heute noch das grösste Wohngebäude in den nördlichen Highlands. Zusätzlich wurde Barry mit dem kompletten Umbau der Residenz Trentham Hall in Staffordshire, des Cliveden House in Buckinghamshire und des Familiensitzes in London, Stafford House, dem wohlhabendsten Wohnhaus zu jener Zeit in der Stadt, beauftragt.

Die hier angebotenen Gemälde werden in vergoldeten "cassetta" Rahmen aus der Zeit verkauft.

CHF 20 000 / 30 000 | (€ 20 620 / 30 930)


Verkauft für CHF 24 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr