Lot 3010* - A172 Gemälde Alter Meister - Freitag, 27. März 2015, 15.00 Uhr
LIPPO D'ANDREA genannt PSEUDO AMBROGIO BALDESE
(um 1370 Florenz vor 1451)
Thronende Madonna mit Kind, umgeben von Heiligen und Engeln. Um 1400-1410.
Tempera und Goldgrund auf Holz.
76 x 45,5 cm.
Provenienz: - Kunsthandel Wiesbaden, 1958. - Europäische Privatsammlung. Trotz seines relativ kleinen Bildformats entwickelt die hier angebotene prunkvolle Maestà in ihrer kompositionellen Konzeption eine beachtenswerte Monumentalität. Die Rigidität der figuralen Anordnung, besonders der Heiligen seitlich des Throns, wird geschickt überspielt durch das prunkvolle goldgewirkte Brokat, das von zwei Engeln emporgehalten wird und die beiden beschwingten musizierenden Engel am Bildvordergrund. Zweifellos führt dieses anmutige Bild zur Privatandacht wohl erprobte Modelle fort, wie sie sich in Florenz, namentlich in Jacopo di Ciones Werkstatt (z.B. die zentrale Madonna des Altarwerks von 1391 in der Sammlung der Academy of Arts in Honolulu oder das Hauptblatt des Flügelaltärchens in Ottawa) und anderswo in vergleichbarer Form vorgebildet finden. Die Zuweisung dieser florentinischen Tafel an den ehemals unter dem Notnamen "Pseudo Ambrogio Baldese" geführten, heute aber als Lippo d'Andrea identifizierten Künstler, beruht auf stringente Stilbezüge zu anderen verwandten Madonnenbildern dieses Künstlers, insbesondere einer Tafel in einer Privatsammlung in Lugano (ehemals Sammlung B. Scardeoni), und weiteren Madonnen (London Sotheby's 1978, Los 8; Mailand, Finarte 29. 4.1980, Los 58, Perugia Galleria Nazionale dell' Umbria, Inv. Nr. 77, Boston Museum of Fine Arts). Das künstlerische Entwicklungsprofil dieses zwischen ca. 1395 und ca. 1442 tätigen Malers ist noch sehr schattenhaft, was eine chronologische Einordnung dieser Tafel etwas erschwert. Gegenüber den späteren Werken, die sich durch eine Öffnung gegenüber den gotischen Formen eines Masolino und Lorenzo Monaco auszeichnen, steht vorliegendes Bild gleich wie das stilverwandte in Lugano in seiner Anlage und seinem Stil noch ganz im Zeichen der spättrecentesken neogiottesken Malerei in Florenz um Maler wie Bicci di Lorenzo und Niccolò di Pietro Gerini. Mit letzterem und mit einem aus Portugal eingewanderten Maler Alvaro Pirez und Ambrogio Baldese wird er 1411 die Fassade des Palazzo del Ceppo in Prato freskieren. Die noch klar erkennbare Observanz für die spättrecenteske Kunst und die Hinwendung zum jugendlichen Madonnenideal des damals führenden Florentiner Malers Lorenzo Monaco lassen vermuten, dass das vorliegendes Gemälde gleich wie die oben erwähnten stilverwandten Madonnenbilder vermutlich in Lippo d'Andreas frühe Schaffensphase, ins erste Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts fällt. Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für die Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Gemäldes.
CHF 50 000 / 70 000 | (€ 51 550 / 72 160)
Verkauft für CHF 72 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr