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Lot 3238* - Z37 Impressionismus & Moderne - Freitag, 05. Dezember 2014, 16.00 Uhr

HEINRICH CAMPENDONK

(Krefeld 1889–1957 Amsterdam)
Stillleben mit Fisch. Um 1916.
Öl auf Leinwand.
36,5 x 40 cm.

Provenienz: - Privatsammlung Deutschland, Neuss (Dr. Else Geller-Zaertling). - Galerie Grosshenning, Düsseldorf, 1976. - Privatsammlung Schweiz, bei obiger Galerie erworben, 1976. - Koller Auktionen, International Art, Zürich, 12. Dezember 2000, Los 47. - Privatsammlung Deutschland/Schweiz, bei obiger Auktion erworben. Ausstellungen: - Düsseldorf 1920: Heinrich Campendonk-Josef-Eberz, Galerie Flechtheim Düsseldorf, 1920, S.6, Kat.Nr. 13. - Neuss 1952: Heinrich Campendonk, Clemens-Sels-Museum, Neuss 1952, Kat.Nr. 13. - Krefeld 1960: Haus Lang, Krefeld 1960, Kat.Nr. 54 (mit Abb.). - Dortmund 1960: Museum am Ostwall, Dortmund 1960. - Frankfurt 1960: Kunstverein, Frankfurt 1960. - Düsseldorf 1976: Gralerie Grosshenning, Kat.Nr. 8 (mit Abb.). Literatur: - Wember, Paul: Heinrich Campendonk, Krefeld 1960, Kat.Nr. 54 (mit Abb.). - Firmenich, Andrea: Heinrich Campendonk 1889 - 1957. Leben und expressionistisches Werk, Recklinghausen 1989, Kat.Nr. 661 (mit Abb.). Heinrich Campendonk ist Rheinländer und ein Hauptvertreter des Rheinischen Expressionismus. 1889 in Krefeld geboren, erhält er seine erste künstlerische Ausbildung an der dortigen Handwerker- und Kunstgewerbeschule, die er 19-jährig auf Drängen des Vaters wieder verlassen muss. Trotz Widerstands seiner Eltern lässt er sich nicht von der Kunst abhalten. Der Umzug nach Oberbayern bringt dann für seine künstlerische Entwicklung den entscheidenden Schritt. Durch August Macke erhält er Kontakt nach München zum Blauen Reiter um Wassily Kandinsky und Franz Marc, die ihn 1911 nach Sindelsdorf in Oberbayern einladen - Auftakt einer mehr als zehnjährigen, künstlerisch wie persönlich äusserst bereichernden Zeit für die Künstler. Hier entwickelt Campendonk seine berühmte Formen- und Bildsprache. Ab 1916 lässt sich Campendonk mit seiner jungen Familie in Seeshaupt nieder, einer Ortschaft am Südende des Starnberger Sees. Wappentier von Seeshaupt ist ein Fisch auf blauem Grund. Tatsächlich ist der Starnberger See fischreich, und vielleicht stand Fisch häufiger auf dem Speisezettel der Familie. Unser Gemälde jedenfalls wird von dem bunten Exemplar im Vordergrund beherrscht. Als Bildgattung bezeichnet "Still-Leben" eigentlich eine Anordnung von regungslosen Gegenständen und (toten) Tieren. Bei uns erscheint der Fisch allerdings höchst lebendig, er verleiht dem Gemälde eine ausgesprochene Dynamik. Die Krümmung seines Körpers wird von den Flächen des Kaktustopfs weiter hinten und den nach rechts gekippten Blumen fortgesetzt, und die gestaffelten, weiss-türkisenen Dreiecke vorne links, die linke obere Bildecke und die rote Fläche im Hintergrund ergänzen diese Kreisbewegung. Feinste schwarze Linien, mit denen Campendonk einzelne Umrisse akzentuiert, nehmen das Drehmoment ebenfalls auf. In dem Bericht der Kunsttechnologischen Untersuchung von Frau Jenny Annika Nieberle werden diese Linien und Unterzeichnungen explizit als formgebende Kompositionselemente betont: "Im Vergleich mit den bisher untersuchten Gemälden Campendonks fallen […] einige widerkehrende Merkmale auf. Hierzu zählen die Verwendungen eines trockenen Zeichenmediums, wie Graphit oder Kunstkreide, mit der eine zügige und schwungvolle Unterzeichnung angelegt wurde." Mit der Vase als Dreh- und Mittelpunkt ergibt sich auf diese Weise eine Art optisches Karussell im Uhrzeigersinn. Damit diese Drehscheibe nicht aus den Fugen gerät, hat der Maler beruhigende Elemente eingefügt. So basiert die gesamte Komposition auf den Komplementärkontrasten Rot-Grün und Blau-Gelb, die einander ausgewogen gegenübergestellt werden. Dabei mildert der Künstler die leuchtenden Töne mit einem lasierenden, vorsichtigen Farbauftrag ab, durch den er bewusst die Struktur der Leinwand sichtbar lässt; häufig dient die Eigenfarbe des Textils als Begrenzung der Farbflächen. "Hierzu wurde die Farbe in dünnen, halbtransparenten Schichten auf bereits trockene bzw. angetrocknete Farbschichten aufgetragen, sodass diese hindurchleuchten." Vor allem wird das Momentum aber durch den Ausblick in den zart bewölkten blauen Himmel rechts oben abgefangen, der als einziges Motiv des Gemäldes naturalistisch dargestellt ist. Unter ihm wirken die beigen Flächen wie sanfte Hügel, die in der rechten unteren Ecke in sattgrüne Weiden übergehen - ein eigenes Landschaftsgemälde im Stillleben(zit. nach: Nieberle, Jenny Annika: Bericht zur Kunsttechnologischen Untersuchung, Köln, 13. September 2014).

CHF 140 000 / 180 000 | (€ 144 330 / 185 570)


Verkauft für CHF 168 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr