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Lot 1141 - A164 Möbel & Skulpturen - Donnerstag, 21. März 2013, 10.00 Uhr

KONSOLE "AUX DRAGONS",

Régence, nach Zeichnungen von N. PINEAU (Nicolas Pineau, 1684-1754), Paris um 1725/35.
Holz durchbrochen und ausserordentlich reich beschnitzt mit Drachen, Blumen, Blättern, Kartuschen und Zierfries sowie vergoldet. Geschweifte, trapezförmige und profilierte "Brèche de Medous"-Platte auf durchbrochener, wellig ausgeschnittener Zarge mit Drachenstützen, durch Rosettensteg mit Rückwandstütze verbunden. Etwas zu überholen. Marmorplatte repariert. 110x53x88 cm.


Das Drachenmotiv war Ende der Louis-XIV-Epoche sehr beliebt; man findet es auch oft an Bronzebeschlägen und kleinen Einrichtungsgegenständen, wie z. B. an einer Applike von N. Pineau (abgebildet in: H. Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die Bronzearbeiten des Spätbarock und Klassizismus, München 1986; I, S. 66), an Girandolen aus der Sammlung Crozat und Givenchy und an einem Kaminbock-Paar aus der Sammlung Hamel (verkauft bei Tajan am 18.12.2001). Im Bereich der Möbelkunst findet man ähnliche Ausführungen, wie z. B. die Konsolen aus einer süddeutschen Manufaktur der Jahre 1730/40, die in der Münchner Residenz ausgestellt sind. Die Vorlagen wurden von den Pariser Entwerfern François de Cuvilliés, B.H. Turreau und N. Pineau gefertigt. Es sind nur wenige ähnliche Konsolen bekannt. Eine Konsole aus der Sammlung M. Schulz wurde bei Sotheby's New York am 9.12.1994 (Katalognr. 33) verkauft, eine zweite gehörte zu den Sammlungen von Didier Aaron in Paris und wurde im Katalog von 2006 (Nr. 28) publiziert, eine dritte befindet sich im Château de Versailles und ist abgebildet in: P. Arizzoli-Clémentel, Le mobilier de Versailles XVIIe et XVIIIe siècles, Dijon 2002; II, S. 174 (Nr. 57). N. Pineau, 1684 in Paris geboren, war Ornamentbildhauer, Innenarchitekt, Zeichner und Dekorateur. Seine Lehre absolvierte er im Atelier des Vaters Jean-Baptiste, bei den Architekten J. Hardouin-Mansart und G. Boffrand, beim Bildhauer Coyzevox und beim Goldschmied T. Germain. 1716 reiste Pineau mit Alexandre Jean-Baptiste Le Blond ("General-Architekt" Peter des Grossen) nach Russland, wo er u. a. für Marly, Schloss Peterhof und für das Peterstor der Peter-Pauls-Festung arbeitete und 1725 die Dekorationen für die Trauerfeierlichkeiten der Beisetzung Peters des Grossen entwarf. Pineaus Hauptwerk ist jedoch das Kabinett des Zaren im Peterhofpalast. Nach 1726 kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wo er vor allem mit Arbeiten ornamentaler Art (u. a. für Schloss La Muette und die Chapelle de la Vierge) und mit der Einrichtung verschiedener "Hôtels" (Rouille, Orrouer, Roquelaure, Mazarin, Feuquières) beschäftigt war. Er lancierte die Mode des Rokoko in den Innenräumen privater Häuser und arbeitete mit dem Architekten Jean-Baptiste Leroux zusammen, der ihm freie Hand für die Innendekoration liess. Pineau unterstützte den Architekten Jean-François Blondel bei dessen 1749 in Paris veröffentlichten Werk "Traîté d'architecture dans le goût moderne". Im selben Jahr wurde Pineau zum Direktor der "Académie de Saint Luc" ernannt. Pineaus Arbeiten charakterisieren sich durch leichte Vertiefungen mit abgerundeten Ecken und Dekorationsmotiven wie Muscheln, eingerollten Blättern in S- und C- Form und klassischen Büsten in Medaillons. Er schuf mit seinem Sohn zahlreiche Entwürfe für Architektur, Innendekoration und Möbel und ist massgebend für die Entwicklung der Innengestaltung während der Régence. Pineaus Manier wird heute als ganz im "gout français" bezeichnet; er gilt als der erste, der den "genre pittoresque" in die französischen Innenräume einführte. Er fertigte auch Boiserien, Stuckaturen und Spiegel. Ein weiteres Beispiel seiner meisterhaften Kunstfertigkeit ist der goldene Wagen des Fürsten Joseph Wenzel I. von Liechtenstein (heute im Wiener Liechtenstein-Museum).

CHF 12 000 / 18 000 | (€ 12 370 / 18 560)

Verkauft für CHF 16 800 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr