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Lot 1053 - A164 Möbel & Skulpturen - Donnerstag, 21. März 2013, 10.00 Uhr

TAPISSERIE "LA DANSE DES BERGERS",

Frühbarock, aus der Folge "Les amours de Gombault et Macée", nach Vorlagen von J. LECLERC (Jean Leclerc, Herausgeber von Stichen im 16. Jahrhundert), Aubusson, 1. Hälfte 17. Jh.
Feine Darstellung von tanzenden Bauern und Dudelsack spielendem Musiker, im Vordergrund Tiere, im Hintergrund hügelige Landschaft mit Gebäuden. Ausserordentlich feine Bordüre mit Maskaronen, Tieren und Kartuschen. H 318 cm. B 437 cm.


Mit ausführlichem Gutachten von Prof. G. Delmarcel, Leuven 2013. Die hier angebotene Tapisserie ist die vierte aus der acht- oder neunteiligen Folge "Les amours de Gombault et Macée", in welcher Episoden aus dem Leben der "bergers" dargestellt wurden. Eine Tapisserie mit identischer Szene, ca. 1600 in Brügge gefertigt, ist mit den folgenden vier Sprüchen versehen, welche die Vielschichtigkeit der Darstellung erklären: "Est-il plaisir plus gracieux / Que de voir en lieu délicieux / A vingt ans Vénus avec Mars / Plus vaut que désir mille marcs / Et n'est trésor tant précieux". "Tarde que nous ayons loisir / Et que joie nous vient saisir / Margot: hausse la jambe, hausse!" "Gombaut, je te vais secourir / Ne te hâte pas de courir / Attends-moi, je relie ma chausse." "Ainsi Robin, et toi Gombault / Ebranle-toi, tu n'es pas chaud / Et si es à la grosse haleine". Diese Texte entstammen einem "calendrier et compost des bergers" aus dem 15. Jahrhundert. Das Leben der Hirten wurde von Dorf- und Stadtbewohnern als "libertin" wahrgenommen. Mit einer solchen Darstellung wurde nicht nur die "vie pastorale" gezeigt, sondern für die eher prüde, aber wohlhabende Oberschicht auch die sexuellen Freiheiten der Landbevölkerung insinuiert und zugleich propagiert. Die ältesten Tapisserien mit solch gewagten Szenen wurden im frühen 16. Jahrhundert in Paris gewoben, 2 gehören heute zu den Sammlungen des Château de Montal. In den 1590er Jahren publizierte J. Le Clerc zahlreiche Stiche zu diesem Sujet; 1715 wurde in der Manufacture des Gobelins eine Tapisserie-Folge für Louis XIV gefertigt. Die Farben und die Knüpftechnik der hier angebotenen Tapisserie weisen darauf hin, dass sie nicht in Paris, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach in Aubusson hergestellt wurde. Die Inventare erwähnen für die Jahre 1623 und 1629/30 vergleichbare Wandbehänge, was die Datierung erklärt. Eine vergleichbare Tapisserie war auch Thema in Molières berühmten Theaterstück "L'Avare": Die Hauptfigur Harpagon will eine alte "tenture de tapisserie des amours de Gombault et Macée" als Pfand anbieten und sorgt damit für Erheiterung. Lit.: H. Göbel, Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal, Leipzig 1928; I, S. 70f. G. Delmarcel, Bruges et la Tapisserie (Ausstellungskatalog), Brüssel 1987; S. 266-269. D. & P. Chevalier / P.F. Bertrand, Les tapisseries d'Aubusson et Felletin 1457-1791; Paris 2000; S. 45. G. Delmarcel, La tapisserie flamande, Paris 2000; S. 199-202. J. Vittet / A. Brejon de Lavergnée, La Collection de tapisseries de Louis XIV, Dijon 2010; S. 307.

CHF 15 000 / 25 000 | (€ 15 460 / 25 770)

Verkauft für CHF 24 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr