Lot 3303* - Z32 PostWar & Contemporary - Freitag, 22. Juni 2012, 17.25 Uhr
JEAN DUBUFFET
(Le Havre 1901–1985 Paris)
La Terre Productive. 1957.
Tusche auf Papier, Collage auf Leinwand.
Unten rechts signiert und datiert: J. Dubuffet 57. Verso zudem mit dem Richtungspfeil.
63 x 66,5 cm.
Provenienz: - Kootz Galeries, New York (verso mit dem Etikett). - Galerie Beyeler, Basel (verso mit dem Etikett). - Galerie Ziegler, Zürich (verso mit dem Etikett). - Sammlung Dr. Hübner, Hagen. - Privatsammlung Deutschland. Ausstellung: Zürich 1960: Kunsthaus Zürich "Jean Dubuffet", 17. Dezember 1960 - 15. Januar 1961, Kat.Nr. 84. (Verso mit dem Etikett). Literatur: Franzke, Andreas. Dubuffet Zeichnungen, München 1980, S. 176 (mit Abb.). Nach einem kurzem Studium an der Akademie der Künste in Le Havre steigt Jean Philippe Arthur Dubuffet in das elterliche Weingeschäft ein. Ab 1942 entscheidet er jedoch den kaufmännischen Beruf aufzugeben und sich ganz der Kunst zu widmen. Er reist in die Schweiz auf der Suche nach neuen Eindrücken, künstlerischen Neuentwicklungen und Randerscheinungen und entdeckt hier die Werke des Schweizers Adolf Wölfli (1863-1930). Der Schweizer Künstler wurde aufgrund seiner Schizophrenie Erkrankung in die psychiatrische Anstalt eingewiesen und fertigte dort zahlreiche Zeichnungen an. Diese eher naiven Arbeiten, die zur l'art brut gezählt werden, haben Dubuffet stark inspiriert. Bei der art brut handelt es sich nicht um einen Kunststil, sondern um Werke, die von gesellschaftlichen Außenseitern ohne künstlerische Ausbildung und ohne Zugang zum Kunstbetrieb geschaffen wurden. Laut Dubuffet sind diese Werke der Ausdruck der ursprünglichsten und natürlichsten Kunst überhaupt. Jean Dubuffet schafft aufgrund dieser Einflüsse nun Bilder ohne Regeln. Sie sind Ausdruck einer spontanen Erfindungskraft. In seinen Werken finden sich keine räumlichen Bezüge, aber die Formen und Farben haben ihre plausible Existenz im dargebotenen abstrakten Bildkomplex. Die vorliegende Assemblage "La Terre Productive" entsteht in einer Zeit, in der sich der Künstler intensiv mit Themen der Topographie auseinandersetzt. Er experimentiert mit unterschiedlichen Techniken, um den Erdboden, dessen Struktur und Beschaffenheit darzustellen. So fällt dem Betrachter schon beim ersten Blick die Blume am unteren Bildrand auf und er wird neugierig, was er noch alles entdecken kann. Diese Suche nach bekannten Motiven wird durch die lebendige Oberfläche, die die Arbeit auf Grund der Assemblage hat, unterstützt. "Dubuffet schafft sich mittels schwarzer Tusche, die er in der Regel ungleichmässig auf eine Glasplatte giesst oder mit dem Pinsel locker verteilt, ein Arsenal texturaler Strukturen von einem ausserordentlichen Reichtum an Assoziationen. Sie gilt es in einem anschliessenden Arbeitsgang zu interpretieren, zu lesen und in einem kombinatorischen Verfahren zu Motiven zu konzentrieren." (zit.: Franzke, S. 133). Diese "Assemblagen von Abdrucken" entstehen in den Jahren 1953 bis 1957, wobei Dubuffet die Technik und die Aussagekraft immer weiter entwickelt. Franzke beschreibt die letzte Phase, der auch unser Blatt zuzuordnen ist, wie folgt: "In einem dritten, konzentrierten Befragen der gestalterischen und ikonographischen Möglichkeiten der Abdruck-Assemblagen Anfang 1957, (...) verdichtet sich das Medium als Registrationsfläche lesbarer Elemente und wird gleichzeitig abstrakter und in den Texturen differenzierter."
CHF 40 000 / 50 000 | (€ 41 240 / 51 550)
Verkauft für CHF 48 000 (inkl. Aufgeld)
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