Lot 3226* - A160 Gemälde des 19. Jahrhunderts - Freitag, 30. März 2012, 16.30 Uhr
CARL SPITZWEG
(1808 München 1885)
Begegnung im Walde (Jäger und Sennerin am Waldbrunnen). Um 1850-55.
Öl auf Leinwand.
Signiert unten links: S im Rhombus in roter Farbe.
29,7 x 23,6 cm.
Gutachten (gemäss Erwähnung in Wichmann, 2002, WVZ - Nr. 1489): - Adolf Alt, München, 19.4.1934. - E. Hanfstaengel, München 30.6.1952. Provenienz: - Auktion Lempertz, Köln, 23.6.1988, Los. 539. - Privatbesitz, Stuttgart. - Privatbesitz, Deutschland. Ausstellung: J. Ch. Jensen, Spitzweg-Ausstellung. Schweinfurt 1976, Nr. 56, Abb. 20. Literatur: - Wichmann, S.: Carl Spitzweg und die französischen Zeichner. Ausst.-Kat. (in Buchform), München, Haus der Kunst 1985, S. 299, Nr. 532; S. 476, Nr. 532. - Wichmann, S.: Carl Spitzweg. Vorüber- Sennerin im Gebirge. Dokumentation, Starnberg- München, R.f.v.u.a.K. 1995, S. 42f. Abb., Bayer. Staatsbibliothek München, Inv.-Ana 656 SW 69. - Wichmann, S.: Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke - Gemälde und Aquarelle. Stuttgart 2002, S. 537, WVZ - Nr. 1489 (mit Abb.): dort "um 1850-55" datiert und mit minimal abweichender Massangabe (30,9 x 23,7 cm). Sie lässt ihn noch ein bisschen zappeln. Die unter der Brust verschränkten Arme und die fest auf dem Waldpfad gestellten blossen Füsse zeigen Skepsis und Zurückhaltung. Doch die Liebesbeteuerungen des Jägers nehmen sie gefangen und lassen die Sennerin Zeit und Pflicht vergessen. Während er mit der Rechten auf sein Herz deutet, das ganz ihr gehören soll, plätschert im Vordergrund das Wasser aus einer Rinne unaufhörlich in ihren darunter gestellten Holztrog, läuft über, rinnt in den Brunnen und tropft schliesslich in die Pfütze auf dem Weg. Dass es sich nicht nur um eine kurze "Begegnung im Walde" handelt, verraten auch das forsch angewinkelte linke Bein des Försters, auf dem seine linke Hand ruht, und das nachlässig aufgestellte Gewehr, das so bald keinem Tier gefährlich werden wird. Die junge Frau unterdessen hat sich auf dem bewachsenen Felsen links abgestützt oder sitzt schon fast auf ihm. Carl Spitzweg hat das Paar von einer harmonischen, ja idyllischen Szenerie umgeben. Der von der Sonne sanft erleuchtete Waldpfad und die umgebenden Pflanzen und Bäume in erdigen Braun- und Grüntönen vermitteln Geborgenheit. Die Natur scheint dieser Liebe hold. Während sich der Jäger in seiner Berufskleidung farblich kaum abhebt, bildet die Sennerin mit dem strahlenden Weiss der Bluse und ihrer Tracht in leuchtenden Blau- und Rottönen den unbestrittenen Blickfang des Bildes. Spitzweg zeigt uns ihren Hinterkopf mit den adrett aufgesteckten Zöpfen. Wir können also nur aus ihrer Körperhaltung Rückschlüsse ziehen, ob das Werben des Jägers Erfolg hat. Der besondere Reiz dieser Rückenansicht besteht darin, dass es jedem Betrachter selbst überlassen bleibt, sich das Gesicht der Umworbenen vorzustellen. Die Geste des verliebten Jägers überzeugt uns aber mühelos davon, dass es sich um ein sehr hübsches Mädchen handeln muss. Siegfried Wichmann weist in seinem Spitzweg-Werkverzeichnis darauf hin, dass der Künstler - typisch für dessen Schaffen der 1850er Jahre - die Figuren scharf und sehr prägnant umrissen hat, sodass "Binnenfelder" entstehen, wie sie z.B. an den Flächen der Jacke, Strümpfe, Beine und Schuhe sichtbar werden. Der Autor erwähnt eine zweite Version der "Begegnung im Walde", die um 1858, also einige Jahre später, datiert ist und mit 38,8 x 21,7 cm deutlich länger und etwas schmäler ist und sich damit dem von Spitzweg häufig benutzten "Handtuchformat" annähert. Sie wurde 1955 aus der Sammlung des Fürsten von Liechtenstein erworben und befand sich zuletzt in der Sammlung Dr. G Schäfer in Schweinfurt (siehe Wichmann, WVZ 2002, Nr. 1488, S. 536). Von dem hier angebotenen Gemälde unterscheidet sich das Schweinfurter Bild durch eine Sicht ins Hochgebirge, der mehr an den Felsen gelehnten Haltung der Sennerin und dem Stöpselhut des Jägers. Unser Jäger trägt einen flachen Oberländer Hut trägt, und der dichte Hochwald bildet einen ruhigen, dunklen Hintergrund für die "Begegnung".
CHF 70 000 / 90 000 | (€ 72 160 / 92 780)
Verkauft für CHF 108 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr