Lot 3459 - Z32 Grafik & Multiples - Freitag, 22. Juni 2012, 10.00 Uhr
PABLO PICASSO
(Málaga 1881–1973 Mougins)
Minotaure aveugle guidé par une fillette dans la nuit (aus: La Suite Vollard). 1934.
Aquatintaradierung. Aus einer Auflage von 250. Unten rechts signiert: Picasso. Platte 24,5 x 34,7 cm auf Vélin von Montval (mit dem Wasserzeichen) 33,5 x 44 cm. Erschienen bei Ambroise Vollard. Aus der 100-teiligen Suite Vollard.
Provenienz: - Villa Grisebach Berlin, Auktion Nr. 79, Mai 2000, Los 52 (auf dem Passepartout mit dem Etikett). - Privatsammlung Schweiz. Werkverzeichnis: - Bloch, Nr. 225. - Geiser, Nr. 437, 4c. Literatur: siehe Ausstellungskatalog "Pablo Picasso. Suite Vollard", hrsg. Markus Müller für das Graphikmuseum Pablo Picasso Münster, Münster 2002, Nr. 95. "Wenn alle Wege, die ich beschritten habe, auf einer Landkarte mit einer Linie abgesteckt würden, so würde sie wohl einen Minotaurus ergeben." (zit.: Ausst.Kat. Münster 2002, S. 29) Nach dieser Aussage Pablo Picassos verwundert es nicht, dass in der Suite Vollard die Figur des Minotaurus ab Mai 1933 eine dominierende Rolle einnimmt. Zunächst wird er als ein ausgelassenes, oftmals in Rauschzuständen befindliches Wesen gezeigt, dann wird er im Stierkampf zum tragischen Protagonisten und zum Ende hin als blinder Minotaurus zum Alter Ego des Künstler, der trotz aller Rückschläge immer noch vor Kraft und Stärke strotzt, gleichzeitig aber orientierungslos und auf Hilfe angewiesen ist. Der blinde Minotaurus wird gestützt auf einen Stock von einem Mädchen durch die Nacht geführt. Er läuft auf die Frau am linken Bildrand zu, hinter ihm landet ein Schiff mit zwei Männern. Die Anspielung auf die griechische Sage von Theseus und Ariadne liegt auf der Hand. Das Mädchen, das den Minotaurus durch die Nacht führt, trägt das Profil seiner Geliebten Marie Thérèse und somit zieht der Künstler eindeutig die Verbindung zu seiner Person. Picasso erlebt zu dieser Zeit tiefe Erschütterungen in seinem Privatleben. Olga, seine erste Ehefrau, zieht im Sommer 1935 mit dem gemeinsamen Sohn Paulo aus, nachdem Picassos Geliebte Marie Thérèse Walter schwanger wird und schon Anfang Oktober des gleichen Jahres Maya zur Welt bringt. Die Belastung für den Künstler durch diese angespannte familiäre Situation zeigt sich auch in der Tatsache, dass er zu dieser Zeit weder an der Suite noch an Gemälden arbeitet. Die Suite Vollard ist also ein sehr persönliches Dokument seines Lebens und spiegelt die private Zerrissenheit zwischen Familie und Geliebter wider. Die kunsthistorische Bedeutung und Einzigartigkeit erhält sie jedoch durch den eindrücklichen Brückenschlag zwischen Moderne und Tradition, der sich in den vorliegenden Blättern u.a. in der Thematik, den Bildthemen aber auch dem Einsatz der druckgraphischen Techniken beweist. "Die mehrheitlich durch die antike Bilderwelt inspirierten Sujets sind jedoch kein gelehrtes Spiel mit der Bildtradition, kein Jonglieren mit überkommenen Archetypen. Vielmehr nutzt Picasso in der Suite mythologische und historische Archetypen, um künstlerische Selbstaussagen und biographische Notate ins überindividuell gültige Gewand zu hüllen." (zit. Ausst.Kat. Münster 2002, S. 14).
CHF 60 000 / 80 000 | (€ 61 860 / 82 470)
Verkauft für CHF 72 000 (inkl. Aufgeld)
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