Lot 3073 - A158 Gemälde Alter Meister - Freitag, 23. September 2011, 15.00 Uhr
GIOVANNI FRANCESCO BARBIERI genannt GUERCINO
(Cento 1591–1666 Bologna)
Die büssende Magdalena.
Öl auf Leinwand.
118,5 x 96,5 cm.
Provenienz: - Signor Conte Giovanni Panici, am 22.4.1645 vom Künstler erworben. - Sammlung Hohenzollern, Schloss Hechingen (verso Siegel). - Schweizer Privatsammlung. Literatur: - Malvasia, Carlo Cesare: Felsina Pittrice, Bologna ed. 1841, S. 266. - Ghelfi, Barbara: Il libro dei conti del Guercino, 1629-1666, Bologna 1997, S. 125, Nr. 329. Sir Denis Mahon bestätigte mündlich im Juni 1992 die Eigenhändigkeit dieses Gemäldes. Nicolas Tuner, der das Gemälde kürzlich anhand einer Fotografie ebenfalls studiert hat, schliesst sich seiner Meinung an (Schreiben vom 20.7.2011) und hebt hervor, dass Sir Denis Mahon das Gemälde mit dem Auftrag von 1645 des Conte Giovanni Panici von Macerata in Verbindung bringt. Bei Carlo Cesare Malvasia (siehe Malvasia 1841) heisst es in der Auftragsliste der Werke Guercinos von 1645 "Al sig. Gio. Giacomo Panici una santa Maria Maddalena" und in dem Rechnungsbuch des Malers wird erwähnt, dass Panici am 22. April des selben Jahres die Summe von 50 Dukaten bezahlt hatte: "Ducat.ni 50. Dati dal Sig.r Conte Gio Giacomo Panici per la Santa Maria Madalena, fano Scudi 62 ½" (siehe Ghelfi 1997). 50 Dukaten waren damals die übliche Summe, die Guercino für ein Halbfigurenbild verlangte. Panici hatte 1641 das Amt des Statthalters von Cento inne und möglicherweise darf es als Erinnerung an seine damalige Tätigkeit verstanden werden, weshalb er eine Arbeit bei dem in Cento geborenen Künstler in Auftrag gab. Guercino verweilte um 1645 bereits in Bologna, wo er sich 1642 nach dem Tod Guido Renis als Hauptkünstler der Stadt etablierte. Die büssende Magdalena führt einige stilistische Aspekte seines Rivalen Renis fort, wie beispielsweise die sehr besinnliche Haltung der Heiligen, die klassischen Formen ihres Körpers sowie die lebhafte Farbgebung des Hintergrundes. Andere Aspekte zeugen von Guercinos weniger strengen und für seine Kunden zugänglicheren Ausführung als diejenige seines Vorgängers, wie beispielsweise die viel intimere Verbindung der dargestellten Figur zum Betrachter sowie seine herausragende Vorliebe für Details, wie in den goldenen Locken der Heiligen und der prächtigen samtigen Drapierung der Gewandung zum Ausdruck gebracht wird. Vergleichbare weibliche Figuren finden sich in anderen Gemälden Guercinos aus der selben Zeit, so beispielsweise die aus dem Jahre 1644 stammende halbfigurige "Heilige Margareta" in der römischen Chiesa di San Pietro in Vincoli oder Hersilia im Zentrum des Gemäldes mit dem "Raub der Sabinerinnen" von 1645 im Musée du Louvre in Paris (siehe Salerno, Luigi: I dipinti del Guercino, Rom 1988, Nr. 214 und 226). Nicholas Turner weist zudem auf eine Rötelzeichnung der "sitzenden Magdalena mit einem Totenschädel" in der Royal Library im Windsor Castles hin, welche Guercino zugeschrieben ist und wohl eine frühe kompositorische Skizze Guercinos für unser Gemälde sein könnte (siehe Mahon, Denis / Turner, Nicholas: The Drawings of Guercino in the Collection of Her Majesty the Queen at Windsor Castle, Cambridge, 1989, S. 130, Nr. 373). Bei beiden wird dem Totenschädel in der unteren linken Ecke die Hauptaufmerksamkeit zuteil und die Komposition vom selben diagonalen Aufbau bestimmt, der von der unteren linken Ecke ausgeht. Die Zeichnung kann stilistisch ebenfalls in den selben Zeitraum wie unser Gemälde in die Mitte der 1640er Jahre datiert werden. Eine weitere Zeichnung, die ebenfalls stilistisch in die 1640er Jahre zu datieren ist und mit der Komposition unseres Gemäldes vergleichbar ist, befindet sich im University Art Museum in Princeton (Feder und braune Tinte, 18,9 x 21 cm, Inv. Nr. 48-1266; siehe Gibbons, Felton: Catalogue of Italian Drawings, the University Art Museum, Princeton 1977, Nr. 315). Wir danken Nicholas Turner für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Gemäldes.
CHF 150 000 / 200 000 | (€ 154 640 / 206 190)
Verkauft für CHF 288 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr