Lot 1218* - A159 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 08. Dezember 2011, 14.00 Uhr
KLEINES BUREAU-PLAT,
Louis XV, Potsdam um 1750.
Palisander gefriest. Geschweiftes, rechteckiges, vorstehendes, mit schwarzem, goldgeprägtem Leder bezogenes und in Messingstab gefasstes Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge in "contour à l'arbalète" mit markant geschweiften Beinen. Front mit 3 nebeneinander liegenden Schubladen. Auf der Rückseite gleiche, jedoch blinde Einteilung. Seitlich jeweils 1 Schublade. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -applikationen sowie Messingzierleisten. 107x70x79 cm.
Provenienz: Aus einer deutschen Privatsammlung, erworben im Jahr 2002 in Maastricht. Hochbedeutendes Bureau-Plat von bestechender Qualität und Eleganz. Mit der grossen Bautätigkeit in Kurbrandenburg während der letzten Jahre des 17. Jahrhunderts - 1694 Ausbau des Stadtschlosses Potsdam, 1695 Beginn des Schlossbaues in Charlottenburg, 1703 Bau des Schlosses Montbijou in Berlin - wurde auf dem Gebiet der lokalen Möbelherstellung ein neues, wesentliches Kapitel eröffnet, zu dem anfänglich die Architekten die eigentlichen stilistischen Vorlagen lieferten. Die neu errichteten Paläste brauchten zahlreiche Einrichtungsgegenstände, wodurch das einheimische Möbelhandwerk während des gesamten 18. Jahrhunderts einen Aufschwung erlebte. Die Lackmöbel, die frühesten dieser Art im Deutschen Reich, entstanden in den Jahren um 1700; eingelegte Möbel wie Tische, Kommoden, Sekretäre usw. blieben bis Ende des 18. Jahrhunderts "en vogue". Die qualitativ herausragenden Schreibmöbel orientierten sich anfänglich stark an englischen und russischen Vorbildern, fanden aber während der ersten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts zu einer sehr eigenwilligen Formgebung: starke, gewagte Bombierung des Kommodenunterteils, fein gefriestes Palisander- und Wurzelmaserfurnier, bewusst kontrastierender Aufsatz mit klassizistischen Elementen und ausserordentlich reiche Bronzebeschläge. Während der Regentenzeit von Friedrich dem Grossen von 1740 bis 1786 erlebte das höfische Kunsthandwerk eine Sternstunde; die bedeutendsten Architekten, Ebenisten und Bildhauer des friderizianischen Rokoko waren G.W. von Knobelsdorff, J.A. Nahl und die Gebrüder Hoppenhaupt und Spindler. Im ausgehenden 18. Jahrhundert war Berlin eine der wichtigsten deutschen Metropole der Möbelkunst. Die klassizistischen Stilmerkmale wie z.B. der sogenannte "Zopfstil" wurden durch J.G. Fiedlers Prunkmöbel und seine Ernennung zum "Königlichen Hoftischler" salonfähig. Typisch für diese Zeit war auch die "anglophile" Verarbeitung, das heisst der Gebrauch von hochwertigem Mahagoni und die Zurückhaltung bei der Verwendung von Bronzezierat. Lit.: G. Ehret, Deutsche Möbel des 18. Jahrhunderts - Barock, Rokoko, Klassizismus, München 1986. H. Kreisel, Die Kunst des deutschen Möbels - Spätbarock und Rokoko, München 1970; II, S. 20-39 (Angaben zur Entwicklung des Berliner Möbels). H. Schmitz, Deutsche Möbel des Barock und Rokoko, Stuttgart 1923.
CHF 50 000 / 80 000 | (€ 51 550 / 82 470)
Verkauft für CHF 60 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr