Lot 3048 - Z29 Schweizer Kunst - Freitag, 03. Dezember 2010, 14.00 Uhr
CUNO AMIET
(Solothurn 1868–1961 Oschwand)
Mädchenkopf (Greti). 1909.
Öl auf Leinwand.
Unten links monogrammiert und datiert: CA. 09.
32 x 40,5 cm.
Das Gemälde ist im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft als eigenhändiges Werk von Cuno Amiet registriert. Das Werk wird in den in Vorbereitung befindlichen Oeuvrekatalog der Gemälde Cuno Amiets bis 1919 aufgenommen. Provenienz: - Kunstsalon Emil Richter, Dresden, Nr. 2768 (verso Etikette). - Moderne Galerie, München, Nr. 13 (verso Etikette). - Leihgabe an das Kunstmuseum Olten, Inv. Nr. 1970.5.18. - Privatsammlung Schweiz. Die vollen Haare streng gescheitelt und an den Schläfen mit blauem Band gebunden, das Gesicht mit den hellen Augen und feinen Augenbrauen ruhig und direkt zum Betrachter gerichtet: Etwas von dem ernsten Wesen, das Greti Adam (1900-1979) bereits in früher Jugend gehabt haben soll, teilt sich in diesem Portrait mit. Greti war die Nichte von Cuno Amiets Ehefrau Anna Amiet-Luder und lebte seit 1904 mit dem Ehepaar auf der Oschwand (Gemeinde Seeberg im Kanton Bern), wo sich die Amiets 1908 ein Haus erbauen liessen. Das Paar, das nach einer Totgeburt im Jahr 1901 kinderlos geblieben war, erzog dort mehrere fremde Kinder, u.a. Bruno Hesse, den ältesten der drei Söhne des Dichters und Schriftstellers Hermann Hesse. 1905 adoptierten sie Greti Adam. Auf dem hier angebotenen Gemälde ist hinter der damals Neunjährigen der grüne Handlauf eines Treppengeländers zu sehen, dessen Diagonale das Breitformat auflockert. Es verleiht der Darstellung insofern Spannung, als der Betrachter geradezu darauf wartet, dass sich Greti wegdreht, auf der Treppe nach oben eilt und sich so seiner Aufmerksamkeit entzieht. Dabei sollte Greti die forschenden Blicke ja gewohnt sein, hatte sie doch Cuno Amiet damals schon mehrfach gemalt. So trägt sie zwei Jahre zuvor, noch deutlich kindlicher, stolz ein rosa Kleidchen; etwa zeitgleich mit unserm Bild ist sie mit einem Sonnenschirm und eher unwirschem Gesichtsausdruck dargestellt, und 1908 posiert sie im weissen Kleid mit einer Orange. Greti sollte ein beliebtes Motiv für den Maler bleiben. 1913 thematisiert er die enge Beziehung zwischen ihr und ihrer Adoptivmutter und Tante in mehreren Gemälden, u.a. zeigt er die beiden in inniger Umarmung und in der Sonne sitzend vor einer Reihe von Blumen. Im selben Jahr ist sie der "Kniende Akt auf gelbem Grund" (Stiftung Im Obersteg, Depositum im Kunstmuseum Basel), eine kleinere Fassung des Mittelbilds zum Tryptichon "Die Wahrheit" (Kunstmuseum Solothurn), das Amiet im Zusammenhang mit seiner Bewerbung um die Ausmalung der Loggia des 1910 fertig gestellten Zürcher Kunsthauses schuf. Und noch 1938 begegnet uns Greti als erwachsene Frau, dieses Mal in einem folkloristischen Kostüm.
CHF 60 000 / 80 000 | (€ 61 860 / 82 470)
Verkauft für CHF 48 000 (inkl. Aufgeld)
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