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Lot 3021 - Z40 Schweizer Kunst - Freitag, 24. Juni 2016, 16.00 Uhr

ANKER, ALBERT

(1831 Ins 1910)
Die Armensuppe. 1859.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert und datiert: Anker 1859.
81,5 x 65 cm.

Provenienz:
- Sammlung Mme. Favaeger-Bourgeois.
- Sammlung J. Jequier, 1910.
- Sammlung Anker, Chicago.
- Privatbesitz Basel, 1962.
- Germann Zürich, Mai 1976, Los 13.
- Bedeutende Züricher Privatsammlung.

Literatur:
- Livre de vente, 4.6.1861.
- Quinche-Anker, Marie: Le peintre Albert Anker, 1831-1910, d'après sa correspondance, Bern 1924, S. 60.
- Huggler, Max / Wagner, Hugo / Walterskirchen von, Katalin: Albert Anker - Katalog der Gemälde und Ölstudien, Kunstmuseum Bern, Bern 1962, Nr. 41.
- Kuthy, Sandor und Lüthy, Hans: Albert Anker - Zwei Autoren über einen Maler, Zürich 1980, S. 17, 21, 32 (mit Abb. S. 43).
- Kuthy, Sandor und Bhattacharya-Stettler, Therese: Albert Anker - Werkkatalog der Gemälde und Ölstudien, Basel 1995, S. 72, Nr. 34 (mit Abb.).

Ausstellungen:
- Neuchâtel, 8.5.-6.6.1860, Neuvième exposition de la Société des Amis des Arts, Nr. 2.
- Neuchâtel, 1.-30.11.1910, Exposition Albert Anker, Salles Léopold Robert, Nr. 9.
- Zürich, 6.-27.10.1911, Ausstellung Albert Anker, Kunsthaus Zürich, Nr. 2.
- Bern, 17.9.-11.12.1960, Albert Anker, Kunstmuseum Bern, Nr. 9 (verso Etikette).
- Ins, 19.9.-18.10.1981, Albert Anker - Der Maler und seine Welt, Sporthalle Ins, Nr. 7 (verso Etikette).
- Pfäffikon, 5.5.-11.8.1991, Albert Anker, Seedamm-Kulturzentrum, Nr. 7.
- Ins, 19.9.-15.10.2000, Albert Anker - Wege zum Werk, Sporthalle Ins, Nr. 74 (verso Etikette).

Im Sommer 1854 fasste Albert Anker den vergleichsweise späten Entschluss mit bereits dreiundzwanzig Jahren Maler zu werden. „Es ist ja göttliche Gabe, wie jede Andere, und da ich sie nun einmal habe, mehr habe als viele, die sich der Kunst völlig widmen, was soll ich sie mit Gewalt unterdrücken?“ (Kuthy und Lüthy / 1980, S. 13). Mit jenen Überlegungen stimmte Anker nach längerem Zögern auch seinen Vater um, das Theologiestudium in Bern vorzeitig zu beenden und sich in Paris einer Ausbildung als Maler zu widmen. Nur fünf Jahre nach seinem Umzug in die französische Hauptstadt und seiner Lehre beim Schweizer Maler Charles Gleyre (1806-1874) entsteht 1859 das hier angebotene Gemälde „Armensuppe“.

Ankers Verbindung zur französischen Malerei vor allem zum französischen Maler François Bonvin (1817-1887) wird in diesem frühen Werk besonders deutlich.

Bonvin inspirierte Anker durch dessen „neue Bildgattung, welche den Sinn der bildenden Kunst im anspruchslosen Motiv suchte, ohne wie noch im 17. Jahrhundert die Anekdote oder die pittoreske Seite dieser Welt darstellen zu wollen“ (ebd. S. 16). Jener realistischen Themenwelt nahm sich Albert Anker ebenfalls an. Zudem kann Ankers „Armensuppe“ mit einem Vorbild von Bonvin in Verbindung gebracht werden, da dieser im Salon La Charité 1852 ein ungewöhnlich grosses Gemälde mit dem Titel „Die Armensuppe“ (Musée des Beaux-Arts Niort, Deux-Sèvres) zeigte.
Für seine Umsetzung der Thematik, greift Albert Anker, auf seine Heimat, das Dorf Ins im Berner Seeland und dessen Bevölkerung zurück. Der Ausschank von warmer Suppe während den kalten Wintermonaten an Kinder und deren Familien wird durch Ankers besonderes Talent der Verbindung von Figur, Raum und Gegenstand sehr bewegend dargestellt. Die besondere, zentrierte Lichtwirkung dramatisiert die lautlose Anspannung der wartenden Kinder und des Mannes in der grossen, einfach gehaltenen Küche. In der Lichtquelle des Raumes und zugleich im mittigen Fokus des Bildes erwartet ein Mädchen, sich bereits vor Hunger und wohl auch Vorfreude den Bauch streichend, die ihr zustehende Portion der heissen Inser Suppe. Dabei ist ihr Blick konzentriert auf den roten Tonkrug ihrer Familie gerichtet, der soeben von der Köchin, die dem Betrachter den Rücken kehrt, gefüllt wird.
Ankers besondere Behandlung des Innenraums mit seinen im Hintergrund verschwindenden zahlreichen Küchenutensilien, den schimmernden Kupferpfannen und den traditionellen abgehangenen Zwiebelketten verleihen dem Gemälde seinen realistischen Charakter und eine vertraute Atmosphäre. Die farbliche Gestaltung richtet sich zudem nach Gleyres Empfehlung, „ein Gemälde auf einen einheitlichen Grundton abzustimmen und nur wenig davon abzuweichen“ (ebd. S. 15). So stechen die wenigen roten Elemente im Bild besonders hervor und bilden einen angenehmen Kontrast zu den zahlreichen Naturfarben.
Anker wollte gemeinsam mit der „Armensuppe“ auch sein Gemälde „Die Strickschule“ für den Salon 1861 einreichen, jedoch wurden beide Bilder an einer Ausstellung zurückgehalten und kurz danach verkauft. Das Sujet der Armensuppe greift Anker viele Jahre später, 1893, nochmals auf in seinem Gemälde „Armensuppe II“ auf.

CHF 1 200 000 / 1 500 000 | (€ 1 237 110 / 1 546 390)


Verkauft für CHF 1 400 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr