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Lot 127* - A174 Sammlung italienische Buchmalerei - Freitag, 18. September 2015, 13.30 Uhr

MEISTER DES BEFFI ALTARS


Provenienz: - Aus einem Benediktinerkloster im Einzugsgebiet der Familie Aquaviva (Teramo, Atri). - Seit ca. 1830-40 Edinburgh, Collection of Lord James Dennistoun of Dennistoun (1805-55). - Danach in Familienbesitz. - Nachfolgend in der Sammlung des Bischofs von Durham Castle Bishop Auckland (Durham). - Seit 1933 Saltwood Castle (Kent), Collection of Lord Kenneth Clark (1903-1983), Lord of Saltwood Castle. - London Sotheby's 1984, 3.Juli, lot 86/2. - 1985 New York, H.P. Kraus. - 1989 London, Sam Fogg. - Seit ca. 1990 im heutigen Besitz. Bibliographie: - Medieval & Renaissance Miniature Painting, Katalog Sam Fogg, Bruce Ferrini, London 1989, Nr. 12. - Francesca Manzati, in: Illuminare l'Abruzzo. Codici Miniati tra medioevo e Rinascimento, Pescara, 2012, S. 233-239. - Friedrich G. Zeileis Più ridon le carte (3.ed.), Rauris 2014, S.216-217. Weitere relevante Literatur: - Pia Palladino, Treasures of a Lost Art. Italian Manuscript Painting of the Middle Ages and Renaissance, exh. cat. Cleveland/San Francisco/New York 2003, S.60-61. - Francesca Manzati, Il Messale Orsini per la chiesa di San Francesco a Guardiagrele, pescara 2007. Die schlichte, auf Gold- und Blaugrund gesetzte, füllige Initiale B mit der in einen schlichten grauen Mantel gehüllten betenden Figur der Jungfrau dürfte das Antiphon zur ersten Nokturn zum Fest der Lichtmesse (Purificatio Virginis, 2.Februar) eingeleitet haben: Benedicta tu in muliebris..., denn auf der Rückseite figuriert die Fortsetzung des Textes post partum [virgoinviolat] a permanisti dei genetrix... Als die hier in Rede stehende, aus der berühmten Sammlung von Lord James Dennistoun of Dennistoun (1805-55) stammende Bildinitiale 1984 bei Sotheby's (3.Juli) als lot 86/2 mit zwei weiteren anderen Initialen aus dem Nachlass von Lord Kenneth Clark versteigert wurde, galt sie lapidar als zentralitalienisches Werk des 14. Jahrhunderts. Lange verkannte man ihren Zusammenhang mit den anderen Initialen des Konvolutes, insbesondere mit jener, die in einem Buchstaben verbildlicht, wie Benedikt den am Boden sitzenden Maurus anhält, den Heiligen Placidus vor dem Ertrinken zu retten, was in der Szene des unteren Buchstabenbereichs dann auch vor Augen geführt ist. Die Initiale führte offensichtlich die Antiphon zum Fest des heiligen Maurus (16. Januar) an: Beatus Benedictus sancto Mauro valedicens... Auch Dennistouns Bezeichnung auf der Rückseite "Naples" (Neapel), dem Ort, wo er den Ankauf getätigt hatte, fand keine Beachtung, denn das Antiphonarfragment wurde in der Folge bei Sam Fogg (London, 1989, Kat. 12) als "Toskanisch (wohl Pisanisch um 1350)" angeboten. Nach einem neuerlichen Augenschein, als ein weiteres Stück derselben Hand in die hier angebotene Sammlung gelangte, nahm ich mich der Frage der Autorschaft an. Die Initiale A mit einem jungen schreibenden Heiligen (Apostel Thomas, Abb.2), die wohl die Antiphon der zweiten Nokturn zum Fest des Apostels Thomas einleitet (Annuntiaverunt opera Dei, et facta ejus intellexerunt ...), erschien mir aufgrund stringenter Vergleiche mit den Werken des Meisters des Beffi Triptychon, insbesondere mit dem namensgebenden Triptychon in der Washingtoner Nationalgalerie, eindeutig als Werk dieses mysteriösen, sehr begabten süditalienischen Malers und Buchmalers. Diese Beobachtungen liessen sich auch für die vorliegende Bildinitiale mit der stehenden Madonna mit ihrem rustikalen breit- und rundwangigen Antlitz ausweiten, das in jenem der Madonna des Washingtoner Triptychon seinen Konterpart hat. Damit war klar, dass die fraglichen Fragmente aus dem gleichen Verband wie die kostbaren, die Wappen der Adelsfamilie Acquaviva bergenden Blätter in den Sammlungen der Princeton University, dem Cleveland Museum of Art in Cleveland (1953.24, Abb.1) und in anderen Sammlungen sowie weitere Fragmente in der Fondazione Cini in Venedig, dem Metropolitan Museum in New York und anderswo (vgl. Manzati, 2007, S. 115-118; ead. 2012, S. 233-239) aus einem bedeutenden Auftrag ebendieser Familie hervorgegangen sind. Den von Francesca Manzati zusammengetragenen Fragmenten sind die die oben erwähnte Initiale aus der Dennistoun Sammlung zu Ehren des Heiligen Maurus und eine weitere mit der Initiale V mit einer stehenden Madonna lactans in europäischem Privatbesitz beizufügen. Zugleich sollte die von Manzati aufgeführte Bildinitiale B mit einer Darstellung der Trinität aus der Mortimer Brandt Sammlung (danach 1992 bei Maggs London) sowohl der Serie als auch dem Meister des Beffi Triptychon abgeschrieben werden. Letztere stammt, zusammen mit der noch unveröffentlichten Initiale N mit den beiden Apostelfürsten aus einer belgischen Privatsammlung sowei einer Darbringung im Tempel in einer Initiale S (ehemals Hamburg, Jörn Günther, Blicke in verborgene Schatzkammern, Hamburg 1998, S. 64) aus einem anderen, wohl ebenfalls süditalienischen (und noch in das ausgehende 14. Jahrhundert datierbaren) Kontext: Sie steht in Zusammenhang mit dem Missale für Offida (Parma, Biblioteca Palatina, MS Pal 670). Der Beffi Meister war eine der führenden Persönlichkeiten im Panorama der Malerei in den Abruzzen und auch als Freskomaler gefragt. Von ihm stammen ausser den hier erwähnten Werken die Fresken in San Silvestro in Aquila und das im Auftrag Napoleones II Orsini für San Francesco in Guardiagrele äusserst reich illuminierte Missale (Chieti, Curia Arcivescovile, Manzati 2007). Sein Stil birgt Elemente, die eine Kenntnis der sienesischen und bolognesischen Kunst voraussetzen, die womöglich über Umbrien zum Künstler geflossen sind. Aufgrund ihrer unmittelbaren stilistischen Verwandtschaft mit dem generell gegen 1410-15 datierten namensgebenden Triptychon in der National Gallery in Washington, dürfte die Entstehung vorliegender Bildinitiale und ihrer Schwesterstücke in eben diese Zeit fallen. Die Provenienz aus einem Benediktinerkloster ist über die klare, auf den Benediktiner Orden ausgerichtete Ikonographie der einzelnen Fragmente gesichert. Die ebenfalls starke ikonographische Ausrichtung auf die Jungfrau lässt darüber hinaus vermuten, dass das aufgelöste Antiphonar aus einem unter dem Schutz der Jungfrau stehenden Benediktinerkloster im Einzugsgebiet der Acquaviva stammt.

CHF 10 000 / 15 000 | (€ 10 310 / 15 460)


Verkauft für CHF 23 300 (inkl. Aufgeld)
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