Lot 3452* - Z40 PostWar & Contemporary - Samstag, 25. Juni 2016, 14.00 Uhr
JAN FABRE
(Antwerpen 1958 - lebt und arbeitet in Antwerpen)
Snow Mountains. 1989.
Kugelschreiber auf Papier mit perforiertem, rechtem Seitenrand.
61 x 282,5 cm
Die Authentizität wurde von Angelos bvba/Jan Fabre, Antwerpen, Mai 2015, bestätigt.
Provenienz:
- Vom heutigen Besitzer 2000 in der Galerie Campo, Antwerpen, erworben.
- Seitdem Privatbesitz Niederlande.
Ausstellung: Sint-Niklaas 1992. "Li jn", 17 Mai - 28 Juni (verso mit dem Etikett).
Jan Fabre, Antwerpener Maler, Regisseur, Choreograf und Dramatiker, hat bereits in jungen Jahren ein gewaltiges Oeuvre geschaffen. Die einzelnen Werke an sich sind oft "monumental", in Grösse, Aufwendigkeit und durch die schiere "Arbeit", die dahinter steckt. In seiner Kunst vereinen sich eine unglaubliche Energie und viel Körpereinsatz sowie Beständigkeit. Körperliche Arbeit ist für ihn ein zentraler Aspekt des Arbeitens, genauso wie Übergangssituationen, Zwischenzeiten oder Momente. Er arbeitet meist Nachts und erreicht den Höhepunkt seines kreativen Schaffens zwischen Nacht und Tag, einer Zwischenzeit, der sogenannten "blauen Stunde" der Dämmerung. Es ist für ihn eine spezielle Phase, "wenn die Nachttiere Schlafen gehen und die Tagtiere aufwachen, gibt es in der Natur einen Moment von sublimer Stille, in dem alles aufreisst, aufbricht und sich verändert. Diesen Moment habe ich gesucht, eingefangen." (zit.: Jan Fabre im Gespräch mit Jan Hoet und Hugo de Greef, Ausst.Kat.: Jan Fabre. Der Leimrutenmann, Stuttgart 1995, S. 26.).
Solche Übergangssituationen sind auch in seinen Werken erkennbar. Wenn er seine Blauen Bilder malt, seine riesigen BIC-Werke, wo er ganze Papierflächen mit blauem BIC-Kugelschreiber bekritzelt, malt er sich in einen tranceartigen Zustand. Der Stift ist wie die Verlängerung seiner Hand, die Hand die seines Arms und dieser die seines ganzen Körpers. Die endlosen blauen Linien, dicht übereinander gemalt, entstehen in diesem endlosen Moment, wo Gedanken aufhören und die Mechanik des Körpers ihn in seiner Arbeit "verschwinden" lässt. Schon ganze Räume hat er "bebict", sogar das Schloss Tivoli wurde mit seinen schraffierten Papierbahnen 1990 ganz in Blau getaucht. BIC-Blau "ist eine sehr ruhige Farbe. Doch die Art und Weise, wie ich sie auftrage, macht viel Lärm. Mit der Zeit aber und durch die Wiederholung wird es wieder ruhig. Still, so dass man das Bild hören kann. - Ich versuche, der Stille eine Form zu geben mit all ihren Geräuschen." (zit.: Jan Fabre in: Ausst.Kat.: Jan Fabre, Basel 1990).
Das genau dieses "Blaubicen" mit den billigen Kugelschreibern ihn zu Ruhm verholfen hat, in Anbetracht der Sonderstellung der Farbe Blau in der Kunstgeschichte - von Giottos kostbarem Lapislazuli Blau bis hin zu Yves Kleins IKB Blau - scheint ihn erst recht zu amüsieren. Kritzeleien, die Leute unbewusst auf Papier bringen, sind für ihn Ausdruck des Wegseins, wenn man beim Telefonieren, Warten, Denken oder aus Nervosität unablässig vor sich hin kritzelt. Diese Spuren der Abwesenheit bringt Fabre auf eine grosse Fläche, er lässt sich von den Linien treiben, ohne genaue Gestalten oder Motive zu malen, lässt die Linien ihn führen. Gleichzeitig bezeugen diese blauen Flächen auch die Präsenz eines Menschen, seines Körpers. In den endlosen Wiederholungen der Linien werden das Atmen, die Bewegungen des Körpers und die psychische Präsenz spürbar. Es ist ein gleichzeitiges Dasein und Wegsein, eine unauflösliche Spannung und Dialektik, die Fabre antreiben und faszinieren. Er selbst beschreibt sein Arbeiten als eine Art Selbsthypnose.
"Es sind Augenblicke, die man wie folgt zusammenfassen könnte: ich tue nichts bewusst, ich denke nicht zusammenhängend, ich erwarte nichts, und alles passiert von selbst. Mir schwindelt der Kopf, und das Ohr tut seine Arbeit. Die Grenzen sind aufgehoben. Ich fliege um und durch die Zeichnung, unter, über und in ihr." (zit.: Jan Fabre, ebenda S. 174).
Provenienz:
- Vom heutigen Besitzer 2000 in der Galerie Campo, Antwerpen, erworben.
- Seitdem Privatbesitz Niederlande.
Ausstellung: Sint-Niklaas 1992. "Li jn", 17 Mai - 28 Juni (verso mit dem Etikett).
Jan Fabre, Antwerpener Maler, Regisseur, Choreograf und Dramatiker, hat bereits in jungen Jahren ein gewaltiges Oeuvre geschaffen. Die einzelnen Werke an sich sind oft "monumental", in Grösse, Aufwendigkeit und durch die schiere "Arbeit", die dahinter steckt. In seiner Kunst vereinen sich eine unglaubliche Energie und viel Körpereinsatz sowie Beständigkeit. Körperliche Arbeit ist für ihn ein zentraler Aspekt des Arbeitens, genauso wie Übergangssituationen, Zwischenzeiten oder Momente. Er arbeitet meist Nachts und erreicht den Höhepunkt seines kreativen Schaffens zwischen Nacht und Tag, einer Zwischenzeit, der sogenannten "blauen Stunde" der Dämmerung. Es ist für ihn eine spezielle Phase, "wenn die Nachttiere Schlafen gehen und die Tagtiere aufwachen, gibt es in der Natur einen Moment von sublimer Stille, in dem alles aufreisst, aufbricht und sich verändert. Diesen Moment habe ich gesucht, eingefangen." (zit.: Jan Fabre im Gespräch mit Jan Hoet und Hugo de Greef, Ausst.Kat.: Jan Fabre. Der Leimrutenmann, Stuttgart 1995, S. 26.).
Solche Übergangssituationen sind auch in seinen Werken erkennbar. Wenn er seine Blauen Bilder malt, seine riesigen BIC-Werke, wo er ganze Papierflächen mit blauem BIC-Kugelschreiber bekritzelt, malt er sich in einen tranceartigen Zustand. Der Stift ist wie die Verlängerung seiner Hand, die Hand die seines Arms und dieser die seines ganzen Körpers. Die endlosen blauen Linien, dicht übereinander gemalt, entstehen in diesem endlosen Moment, wo Gedanken aufhören und die Mechanik des Körpers ihn in seiner Arbeit "verschwinden" lässt. Schon ganze Räume hat er "bebict", sogar das Schloss Tivoli wurde mit seinen schraffierten Papierbahnen 1990 ganz in Blau getaucht. BIC-Blau "ist eine sehr ruhige Farbe. Doch die Art und Weise, wie ich sie auftrage, macht viel Lärm. Mit der Zeit aber und durch die Wiederholung wird es wieder ruhig. Still, so dass man das Bild hören kann. - Ich versuche, der Stille eine Form zu geben mit all ihren Geräuschen." (zit.: Jan Fabre in: Ausst.Kat.: Jan Fabre, Basel 1990).
Das genau dieses "Blaubicen" mit den billigen Kugelschreibern ihn zu Ruhm verholfen hat, in Anbetracht der Sonderstellung der Farbe Blau in der Kunstgeschichte - von Giottos kostbarem Lapislazuli Blau bis hin zu Yves Kleins IKB Blau - scheint ihn erst recht zu amüsieren. Kritzeleien, die Leute unbewusst auf Papier bringen, sind für ihn Ausdruck des Wegseins, wenn man beim Telefonieren, Warten, Denken oder aus Nervosität unablässig vor sich hin kritzelt. Diese Spuren der Abwesenheit bringt Fabre auf eine grosse Fläche, er lässt sich von den Linien treiben, ohne genaue Gestalten oder Motive zu malen, lässt die Linien ihn führen. Gleichzeitig bezeugen diese blauen Flächen auch die Präsenz eines Menschen, seines Körpers. In den endlosen Wiederholungen der Linien werden das Atmen, die Bewegungen des Körpers und die psychische Präsenz spürbar. Es ist ein gleichzeitiges Dasein und Wegsein, eine unauflösliche Spannung und Dialektik, die Fabre antreiben und faszinieren. Er selbst beschreibt sein Arbeiten als eine Art Selbsthypnose.
"Es sind Augenblicke, die man wie folgt zusammenfassen könnte: ich tue nichts bewusst, ich denke nicht zusammenhängend, ich erwarte nichts, und alles passiert von selbst. Mir schwindelt der Kopf, und das Ohr tut seine Arbeit. Die Grenzen sind aufgehoben. Ich fliege um und durch die Zeichnung, unter, über und in ihr." (zit.: Jan Fabre, ebenda S. 174).
CHF 30 000 / 40 000 | (€ 30 930 / 41 240)
Verkauft für CHF 58 100 (inkl. Aufgeld)
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