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Lot 3409* - Z38 PostWar & Contemporary - Samstag, 27. Juni 2015, 14.00 Uhr

HANS HARTUNG

(Leipzig 1905–1989 Antibes)
T1958-18. 1958.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert und datiert: Hartung 58.
81 x 116 cm.

Das Werk ist in der Fondation Hartung Bergman, Antibes, unter der Nr. T1958-18 registriert und wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Gemälde Hans Hartungs aufgenommen. Provenienz: - Galleria Seno, Mailand. - Privatsammlung Italien. Ausstellung: Mailand 1987: Hans Hartung opere 1950-1960. Galleria Seno, April - Mai 1987 (mit Farbabb.). "Sehr bald schon, 1946/47 betrat die neue, von der Geschichte verworfene Generation, die durch den Krieg bis an die Grenzen ihrer Existenz getrieben worden war, die Szene: Fautrier, Wols, Dubuffet, Matta - und Hartung. Und sehr schnell, auch weit über Paris hinausgreifend, wurde die in Ansätzen vor dem Krieg entwickelte Ausdrucksmöglichkeit einer radikal verabsolutierten, autonomen Abstraktion zur Avantgarde dieser Jahre." (zit. Canetti, Elias, in: Ausst.Kat. Hans Hartung. Malerei, Zeichnung, Photographie, Städtische Kunsthalle Düsseldorf, 12.09. - 11.10.1981, S. 23) Für Hans Hartung hat die abstrakte, gestische Malerei schon in früher Jugend sein künstlerisches Schaffen beherrscht. Von den ersten Zeichnungen bis zu seinem Alterswerk ist er dieser Kunstrichtung treu geblieben und hat sie stetig weiterentwickelt. Das vorliegende Werk stammt aus dem Jahr 1958 und steht exemplarisch für sein Oeuvre der 1950er Jahre. Zwei abstrakte Formen in Braun und Schwarz schweben vor einem grau-grünlichen Hintergrund. Stets nach einer klaren Ordnung suchend, sind die Flächen übereinander gelagert, durchdringen sich aber und beziehen auch den Hintergrund mit ein, der immer wieder durchblitzt. Die schwungvollen, ausgezackten Formen schaffen Dynamik und die Überlagerung Tiefe, trotzdem spürt der Betrachter durch die Leichtigkeit der Formen, ihr Schweben und den ruhigen Farbauftrag, dass es Hartung nicht um Expressivität und Spontanität geht, sondern um die Spannung des Gleichgewichts und die Harmonie der Ordnung. Seine grafischen Figuren sind spontan aufgetragen, gleichzeitig aber strebt er die bewusste Harmonisierung der Bildordnung an. Malen ist für den Künstler eine persönliche, leidenschaftliche Angelegenheit, wie er in seinem "Autoporträt" selbst sagt: "Es ist diese Lust, die mich treibt: jene Leidenschaft, die Spur meiner Gestik auf der Leinwand oder auf dem Papier niederzulassen. Dabei geht es um die Aktion des Malens, Zeichnens, Kratzens, Schabens". 1904 wird Hans Hartung als Sohn eines Arztes in Leipzig geboren. Er studiert Kunst und Philosophie in Leipzig und Dresden, verbringt das Sommersemester 1928 in München bei Max Dörner und unternimmt zahlreiche Studienreisen. In Paris lernt er die Norwegerin Anna-Eva Bergman kennen, die er 1929 heiratet. In den Vorkriegsjahren kommt es zu ersten Ausstellungen, u.a. bei Heinrich Kühl in Dresden und Alfred Flechtheim in Berlin. Der Tod seines Vaters 1932 stürtzt ihn in eine tiefe Krise; er geht nach Menorca, kehrt 1935 aus finanzieller Not zurück und muss sogleich mit Hilfe Christian Zervos' und Will Grohmanns vor dem NS-Regime nach Frankreich fliehen. Er bewegt sich in den Kreisen der Avantgarde; seine Werke werden in Ausstellungen gezeigt, dennoch verschlechtern sich seine Lebensumstände permanent. 1937 lernt er den Bildhauer Julio González kennen. 1938 kommt zur finanziellen Not eine schwere Erkrankung Anna-Evas hinzu, die letztendlich zur Scheidung führt; Hartung wird der deutsche Pass abgenommen, wodurch er staatenlos ist. Seine Freunde Herni Goetz, bei dem er wohnt, und Julio González, bei dem er arbeitet, fangen ihn auf. 1939 heiratet er Roberta González, meldet sich als einer der wenigen Künstler freiwillig zum Kampf gegen das Hitler-Regime und wird in die Fremdenlegion eingezogen, wo er 1944 schwer verletzt sein Bein verliert. 1945 kehrt er nach Paris zurück und beginnt wieder zu arbeiten. Ein Jahr später wird Hans Hartung französischer Staatsbürger und erhält über die Jahre die höchsten Auszeichnungen Frankreichs. Die Kunstkritiker werden auf sein Oeuvre aufmerksam und ab 1948 nimmt er an zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen in den führenden Galerien und Museen der Welt teil. 1952 trifft er Anna-Eva wieder, und sie beschliessen erneut zu heiraten. "Hartungs Arbeiten gewinnen in diesen Jahren an Klarheit und Ruhe, Bitterkeit und Aufbegehren der Nachkriegsjahre klingen in den Bildern immer weniger an" (zit. Ausst.Kat.: Hans Hartung. So beschwor ich den Blitz, Museum Ludwig Köln. 26.6. - 19.9.2004, S. 21) und der internationale Erfolg lässt nicht lange auch sich warten. Hans Hartung nimmt mehrfach an der Biennale in Vendig teil, gewinnt dort 1960 den grossen Preis; er ist auf den ersten drei documentas vertreten. Zahlreiche Ehrungen zeigen die hohe Anerkennung seiner Person und seines Oeuvres. Die Verleihung des grossen Verdienstkreuzes am Band 1964 in Deutschland versöhnt Hartung mit seiner Heimat und ist ihm gleichzeitig Anerkennung für seinen Kampf gegen Hitler. 1972 ziehen Hartung und seine Frau endgültig nach Antibes. Im Juli 1987 verstirbt Anna-Eva Bergman, zwei Jahre später Hans Hartung. Er gehört mit seinem umfassenden Werk zu den bedeutendsten Künstlern der Lyrischen Abstraktion.

CHF 325 000 / 380 000 | (€ 335 050 / 391 750)


Verkauft für CHF 396 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr