Lot 3074* - A172 Gemälde Alter Meister - Freitag, 27. März 2015, 15.00 Uhr
JOHANNES LINGELBACH
(Frankfurt 1622–1674 Amsterdam)
Hafenansicht im Sonnenaufgang. 1669.
Öl auf Leinwand.
Rechts auf dem Brunnen signiert und schwer leserlich datiert: IOHANNES LINGELBACH 1669.
89,5 x 115,5 cm.
Provenienz: - Sammlung C. Cope, 1872. - Sammlung C. J. Nieuwenhuys (1799-1883). - Sammlung Colonel the Hon. Edward Gordon Douglas Pennant, später 1. Baron Penrhyn von Llandegai (1800-1886). - Durch Erbschaft Sammlung Hugh Douglas Pennant, 4. Baron Penrhyn (1894-1949), Penrhyn Castle. - Durch Erbschaft an seine Nichte, Sammlung Lady Janet (Harper) Douglas Pennant, geboren Pelham (1923-1997), Penrhyn Castle. - Durch Erbschaft, europäische Privatsammlung. Literatur: - Redford, George: Art Sales: a history of sales of pictures and other works of art, 2 Bände, London 1888, Band II, S. 305. - Lady Alice Douglas Pennant: Catalogue of the Pictures at Penrhyn Castle and Mortimer House in 1901, Kat. Nr. 7, privat herausgegeben in Bangor 1902. Vor einer weiten Bergkulisse fällt der Blick auf eine belebte Hafenszenerie mit einer Vielzahl an Personen aus aller Herren Länder im Vordergrund und mediterranen Gebäuden und Schiffen im Hintergrund, die der Darstellung einen exotischen Charakter verleihen. Der Hafenquai, der beidseitig von hohen Gebäuden flankiert wird, dient als Bühne für eine Gruppe sitzender und stehender Reisender und Händler, die sich, umgeben von ihrem Gepäck und ihrer Ware, unterhalten, Geschäfte abwickeln oder Güter auf- und abladen. Bemerkenswert sind insbesondere zwei gefesselte Sklaven rechts im Vordergrund und die kleine Gruppe orientalischer Männer dahinter. Dieses Capriccio einer südlichen Hafenlandschaft, das 1669 datiert ist, wurde etwa zwanzig Jahre nach Lingelbachs Rückkehr aus Italien gemalt und verdeutlicht den Einfluss dieser Reise auf seine Malerei in eindrücklicher Weise. Südliche Hafenszenen waren ab Ende der 1640er Jahre ein beliebtes Sujet für italianisierende holländische Maler, und es wird allgemein angenommen, dass Jan Baptist Weenix (1621-1659) und bis zu einem gewissen Grad Jan Both (1615-1652) und Jan Asselyn (1615-1652) diese Thematik in die Malerei der nördlichen Niederlande eingeführt haben. Lingelbach, der zur zweiten Generation italianisierender holländischer Maler gehört und zwischen 1646 und 1650 in Rom war, scheint das Sujet ab den 1660er Jahre aufgenommen zu haben und spezialisiert sich fortan hierauf. Der grossen Anzahl an datierten Werken des Malers nach zu urteilen, hatte Lingelbach beachtlichen Erfolg mit diesem Genre. So wie seine Stadtansichten oft erkennbare Ruinenmotive, Skulpturen und Monumente unterschiedlicher Herkunft beinhalten, sind auch in seinen Hafenansichten immer wieder topographische Elemente aus bekannten Städten, wie beispielsweise Genua oder Livorno, wieder zu finden. In den meisten Fällen stammen sie jedoch ganz aus der Fantasie des Malers, wie in unserem Gemälde. Offensichtlich beglückten solche Szenen die holländische Käuferschaft, die sich an idealisierten südländischen Ansichten kaum sattsehen konnte. Die meisterlich ausgeführte Malweise, die mit viel Detailliebe, den personalisierten Gesichtszügen der Figuren und dem weichen südländischen Licht, das die gesamte Szenerie umhüllt, sind charakteristisch für das Oeuvre von Johannes Lingelbach und bringen in eindrücklicher Weise sein künstlerisches Schaffen vor Augen.
CHF 40 000 / 60 000 | (€ 41 240 / 61 860)
Verkauft für CHF 48 000 (inkl. Aufgeld)
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