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Lot 3002* - A172 Gemälde Alter Meister - Freitag, 27. März 2015, 15.00 Uhr

MEISTER DER CHRIST CHURCH KRÖNUNG

(tätig in Florenz um 1350-1370)
Thronende Madonna mit Kind und den Heiligen Katharina von Alexandrien, Dorothea, Verdiana (?), Helena, Magdalena und Johannes Gualbertus. Um 1350-55.
Tempera und Goldgrund auf Holz.
30,4 x 24,8 cm.

Gutachten: Prof. Piero Torriti, 5.2.2003 (als Bernardo Daddi).

Provenienz: Ehemals Privatsammlung der Familie Mario und Giuseppe Bellini, um 1900-1930.

Literatur: Scalella, Cecilia: Contributi alla pittura fiorentina del secondo trecento: il Maestro dell'Incoronazione della Christ Church Gallery, in: Arte Cristiana, Bd. 89, 2001, S. 129, Abb. 17.

Auf einer mächtigen, weit ausladenden und von einem reichen Goldbrokattuch behangenen Thronarchitektur sitzt die Muttergottes und hält ihr Kind liebevoll auf ihren Armen. Ihr zu Füssen mit einer Kerze in den Händen kniet ein kleines junges Mädchen, das damit anzeigt, dass es gewillt ist, in Anlehnung an die klugen Jungfrauen des Matthäusevangeliums (Mt. 25, 1-13) eine Lichter tragende Braut Christi zu werden. Solche Bräute, nämlich die weiblichen Heiligen, sind auch um den Thron geschart, wo sie Zeugen dieser stillen und feierlichen Handlung sind. Mit Ausnahme eines jungen Ritters mit Kreuz (Johannes Gualbertus?) figurieren hier tatsächlich alles heilige Jungfrauen. Diese Ikonographie lässt vermuten, dass dieses Bild für eine neu in ein Kloster eintretende junge Frau als Mitgift und zur Andacht in ihrer Zelle in Auftrag gegeben wurde. Sollte der junge Ritter mit dem Kreuz in der Hand rechts im Hintergrund tatsächlich als Johannes Gualbertus, den Gründer des Vallombrosaner Ordens zu identifizieren sein, wäre es denkbar, dass die kleine Novizin im Bildvordergrund dem weiblichen Zweig dieses Ordens, womöglich dem Kloster von Santa Verdiana in Florenz, beigetreten ist. Erstmals findet sich diese Thronende Madonna mit Kind 2001 in einem Aufsatz von Cecilia Scalella zu einem nach einer Marienkrönung in der Christ Church Gallery in Oxford benannten florentinischen Malers veröffentlicht und abgebildet. Auf Hinweis von Miklòs Boskovits inkorporierte es die Autorin in den von ihr erweiterten Oeuvrekatalog des sogenannten Maestro dell' Incoronazione della Christ Church Gallery, eines vermutlich in den Jahren zwischen 1345 -1375 tätigen Florentiner Malers. Ein erstes Profil dieses Malers verdankt die Kunstgeschichte Richard Offner (in: Shorr, D.: The Christ Child in Devotional images in Italy during the 14th Century, New York 1954), der um die Marienkrönung in der Christ Church Gallery in Oxford einen ersten Werkkatalog entwickelte. Dieser wurde in der Folge von Federico Zeri (in: Gazette des Beaux-Arts, LXXI, 1968, S. 70) und Miklos Boskovits (Pittura Fioerntina alla vigilia del Rinascimento, Florenz 1975, S. 212, Nr. 56) erweitert. Auf eine Anregung von Miklòs Boskovits nahm Cecilia Scalella das uns interessierende Bildchen in die Werkliste des in Frage stehenden Malers auf. In einem Gutachten vom 5. Februar 2003 und offenbar noch in Unkenntnis des Aufsatzes von Cecilia Scalella in Arte Cristiana 2001, verwies Piero Torriti, ehemaliger Denkmalpfleger von Siena, für unser kleines Tafelbild auf künstlerische Zusammenhänge mit Bernardo Daddi, einem der führenden Florentiner Maler der ersten Trecentohälfte. Sicherlich ist die künstlerische Patenschaft Bernardo Daddis (1295-1348) unverkennbar, die beim Künstler dieser Tafel zutage tritt. Insbesondere ist dieses Bild kompositionell von dessen Spätwerk beeinflusst, wie beispielsweise die Madonna des San Pancrazio Altars, in den Uffizien in Florenz oder die Maestà des 1338 entstandenen Flügelaltärchens in der Courtauld Gallery in London. Wer auch immer sich hinter dem sogenannten Maestro dell' Incoronazione della Christ Church Gallery verbirgt, es wird deutlich, dass sich dieser an der damaligen Malerelite in Florenz orientierte. Seine gegenüber dem übrigen Werk des genannten Meisters doch etwas weicher ausgefallene Modellierungsweise, bezeugt aber klar die Kenntnis der malerischen Tendenzen um den späten Bernardo Daddi und dem ihm nahestehenden Puccio di Simone, gleich wie hier auch gewisse Eigenheiten des Inkarnats, wie sie in neuer Feinheit in den Werken des aufstrebenden Giovanni da Milano und des sog. Giottino zu erkennen sind. Dies lässt den Schluss zu, dass unser anmutiges Madonnenbildchen gegen ca.1350- 55 in Florenz und im unmittelbaren Umfeld der besten Exegeten des Bernardo Daddi entstanden ist. Sicherlich darf das hier angebotene Gemälde als ein Hauptwerk des Künstlers gekürt werden, denn in kaum einem anderen Werk des Malers ist eine derartige Anmut und stimmungsvolle Ausgewogenheit zu erkennen wie hier. Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für die Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Gemäldes.

CHF 180 000 / 250 000 | (€ 185 570 / 257 730)


Verkauft für CHF 228 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr