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Lot 3264 - Z34 Impressionismus & Moderne - Freitag, 21. Juni 2013, 16.00 Uhr

EMIL NOLDE

(Nolde 1867–1956 Seebüll)
Stehendes Zigeunermädchen. 1921.
Aquarell auf feinem Japanpapier.
Unten rechts in Bleistift signiert: Nolde.
47,3 x 33,9 cm.

Mit einer Fotoexpertise von Herrn Dr. Manfred Reuther, Stiftung Ada und Emil Nolde, Seebüll, 24 April 2007. Provenienz: Privatsammlung Schweiz . "Granada, die kulturgesättigte Stadt der maurischen Zeit, die Stadt mit ihren schönen Palästen, ihren träumenden Teichen, ihrem steinernen Löwenhof, ihrer spielenden Ornamentik, alles fröhlich und leicht" erinnerte sich Emil Nolde später an seine Reise nach Südspanien, die er mit seiner Frau Ada 1921 unternimmt. Lange Jahre haben die Wirrungen des Ersten Weltkriegs den reiselustigen Maler in Deutschland und dem südlichen Dänemark festgehalten. Schwer muss das für ihn gewesen sein, der als ethnografischer Zeichner an der Medizinisch-demografischen Deutsch-Neuguinea-Expedition von 1913/14 teilgenommen hat, einer der letzten Expeditionen des deutschen Kaiserreichs zu den Kolonien im Pazifik. Der Weg dorthin führt Nolde nach Ostasien, dessen Kunst ihn ebenso beeindruckt wie die der Südseeinsulaner. Auf dem Rückweg nach Deutschland bricht der Krieg aus. "Andere Landschaft, anderes Leben, andere Menschen mussten wir sehen" fasst Nolde die innere Unruhe des Ehepaars Nolde nach der harten Kriegszeit zusammen, und so reist man über London, Paris und Südfrankreich nach Spanien. "Die Lage von Granada ist herrlich schön. Es waren aber doch wohl die vielen Zigeuner, die uns besonders interessierten, dreitausend sollen es sein", schreibt er später. "Sie erinnerten an die harmlos schönen Naturvölker der Südsee, entfernt und anders, und doch ähnlich in ihrer menschlich losen Ungebundenheit. Hier waren es die braunhäutigen, schwarzhaarigen Zigeuner, mitten unter denen wir standen und ich arbeitend lebte". Einen Monat bleiben die Noldes in Granada, eine Zeit der fieberhaften Tätigkeit für den Maler: "Ich malte und zeichnete dauernd." Nolde hält, meist in der von ihm geliebten Aquarelltechnik, das gleissende südspanische Licht in den Strassen Granadas fest, es entstehen Porträts und Studien wie "Mädchen mit Esel" (Eigentum Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde). Längst waren die Zigeuner zur Attraktion der Touristen geworden, die in ihren Autos durch die Strassen fuhren, jedoch aus Angst nicht auszusteigen wagten: "Wir nur gingen durch all ihre Gässchen und hatten fast Freundschaften mit der Cilla und Maria - ihre Zigeunernamen waren Fraquito und Taguita - zwei ganz junge Mädchen. Sie kamen auch ins Hotel, und als sie sich selbst in dem grossen Spiegel sahen - so hatten sie sich nie früher gesehen - wurden sie vollständig wild. Sie tanzten rasende Tänze, und ich zeichnete eifrigst nach ihnen, um die Bewegungen zu erfassen." Unser "Stehendes Zigeunermädchen" steht stolz und aufrecht in ihrer leuchtenden Tracht vor einem pastellfarbenen Hintergrund, auf dem sich übergross ihr Schatten abzeichnet. Selbstbewusst stützt sie die linke Hand in ihre Hüften. Und doch hat Nolde ein ganz zartes und anrührendes Porträt des jungen Mädchens geschaffen - ein Kind in Frauenpose. (Alle Zitate aus: Nolde, Emil. Reisen, Ächtung, Befreiung. 1919-1946, hrsg. durch die Ada und Emil Nolde Stiftung, Seebüll, Köln 2002.)

CHF 70 000 / 100 000 | (€ 72 160 / 103 090)


Verkauft für CHF 114 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr