Lot 3428 - Z34 PostWar & Contemporary - Samstag, 22. Juni 2013, 16.00 Uhr
JOSEF ALBERS
(Bottrop 1888–1976 New Haven)
Homage to the Square: Inquiry. 1960-62.
Öl auf Masonitplatte.
Unten rechts monogrammiert und datiert: A60-62. Zudem verso betitelt, beschrieben, signiert und datiert.
60,5 x 60,5 cm.
Die Authentizität des Werkes wurde von der Josef & Anni Albers Foundation bestätigt, Bethany Kalifornien, 10. April 2013. Die Arbeit ist dort unter der Nummer JAAF 1960.1.47 archiviert. Provenienz: - Gimpel Fils Gallery, London (verso mit Etikett). - galerie teufel, Köln (verso mit Etikett). - Galerie Suzanne Bollag, Zürich (verso mit Etikett). - Privatbesitz Schweiz. Die drei Farben Kobaltgrün, (Cobalt Green), Grau (Reilly's Gray) und dunkles Ockergelb (Yellow Ochre Deep) bringt Josef Albers direkt aus der Tube in seinem unverwechselbaren Stil mit dem Streichmesser auf die Hartfaserplatte auf. Jede Farbe erhält nur eine Malschicht, so scheint der Maluntergrund, die grundierte Masonitplatte, teilweise durch die transparent wirkenden Farben durch. Die Quadrate sind scharfkantig und geradlinig aufeinander platziert, in ihrer Klarheit und verhaltenen Monumentalität strahlen sie Ruhe aus. Neben der tektonischen Konstruktion der Ruhe, bringen die aufeinander oder nebeneinander oder gar hintereinander gesetzten Farben Bewegung in das Bild. Sie lassen eine Tiefe entstehen, die an den Kanten förmlich zu flimmern beginnt. Mit dieser Kompositions- und Farbwahl gelingt es Albers, das Bild in eine dynamische Schwingung zu versetzen, die jedoch, dank des tektonischen Gerüstes, nie aufbricht. Das Grau scheint zu vibrieren "Das triste Grau zum Tanzen (zu) bringen" so Albers über sich selbst, das wäre sein Ziel und "eine arme Farbe reich zu machen, schön werden zu lassen durch ihre Nachbarfarbe" (Batchelor, David in: Ausst.Kat.: Donald Judd, Tade Modern, London 2004, S.22). So bekommt das Grau auch in dem vorliegenden Gemälde eine ungeahnte Ausstrahlungskraft durch das kleine in ihm ruhende kobaltgrüne Quadrat. Nach einer Ausbildung zum Kunsterzieher studiert Josef Albers an der Kunstgewerbeschule in Essen und geht 1919 dann an die Akademie nach München. Die Ausbildung bei Franz von Stuck enttäuscht den jungen Mann jedoch sehr, so dass er dem Ruf von Walter Gropius 1920 an das Bauhaus nach Dessau folgt. Er konzentriert sich dort auf Glasmalerei und studiert bei Johannes Itten und Paul Klee. Nach einigen Jahren der eigenen Lehrtätigkeit am Bauhaus, wird Josef Albers 1933 als Direktor an das Black Mountain College in North Carolina berufen. Diese Position nimmt er an, nachdem er im selben Jahr mit seiner Frau Anni nach New York ausgewandert war. Die Frage nach seinem Lehrauftrag fasst er in folgendem Satz zusammen "I want to open eyes". Sowohl in Deutschland als auch in den USA und auch auf seinen zahlreichen Reisen nach Mexiko ist Josef Albers auf der Suche nach seiner künstlerischen Ausdrucksform, einer Form, die der Farbe im Bild Gestalt geben kann und ihre Eigentümlichkeiten hervortreten lässt. Er findet in der Form des Quadrates das optimale Vehikel, um Farbe zu transportieren. Es befreit die Farbe aus jeglichem Kontext einer gegenständlichen oder ungegenständlichen Malerei, gibt ihr die Möglichkeit, sich auszubreiten und direkt neben einer weiteren Farbe zu stehen. Albers ist der Meinung, dass Farbe in der Lage ist, alles auszusagen und dass das Quadrat die nötige Ordnung ist, um der Farbe Ausdruckskraft zu verleihen. "Es braucht die Rationalität der geometrischen Ordnung, um Farbe in ihrer elementaren Kraft zum Bild werden zu lassen" (Liesbrock, Heinz. Bewegte Stille in: Ausst.Kat.: Josef Albers in Amerika, München 2011, S. 36). Für Albers haben Farblehren, wie sie zum Beispiel im 19. Jahrhundert, von Goethe oder zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Itten entwickelt wurden, keine Bedeutung. In seinen Augen kann grundsätzlich jede Farbe mit jeder anderen in Verbindung treten. Diese Verbindungen sind jedoch keineswegs beliebig, sie müssen in ihrem Zusammenspiel einen spannungsvollen Gesamtklang kreieren. Im Jahr 1950 malt Albers sein erstes Gemälde des Typus "Hommage to the Square: Inquiry" und es zeigt sich sehr schnell, dass er hiermit die dauerhaft gültige Form zu Verwirklichung seines künstlerischen Interesses gefunden hat. Fasziniert von seiner Lösung, die die vermeidlichen Gegensätze Konstruktion und Intuition harmonisch miteinander verbindet, schafft er diese Bildform fortan in meisterlichen Variationen. Es entstehen ausgewogene Bilder, die in den Augen des Künstlers nicht nur im Bereich der Kunst bestand haben, sondern auch im übertragenen Sinne für das Leben stehen: "Ich glaube Kunst steht in Parallele zum Leben. Farbe verhält sich in meinen Augen wie ein Mensch - auf zwei unterschiedliche Weisen: einmal als Selbstverwirklichung und dann in der Verwirklichung der Beziehung zu anderen. In meinen Gemälden habe ich versucht zwei Pole miteinander zu verbinden - Unabhängigkeit und Gemeinschaftlichkeit, [...]" (Josef Albers in: Kuh, Katharina. The Artist's Voice, New York 1972, S.11.) Das vorliegende Werk ist ein faszinierendes Beispiel der poetischen Ausdruckskraft der wichtigsten Schaffensphase des grossen Meisters. Erscheinen die Farben des "Hommage to the Square" im ersten Moment eher matt und trist, gewinnen sie bei längerer Betrachtung an Intensität und Dynamik. Durch die Verbindung der Farben zueinander und ihre doch sehr klare Abgrenzung voneinander entsteht die intensive Spannung, die die Faszination des Gemäldes ausmacht.
CHF 120 000 / 180 000 | (€ 123 710 / 185 570)
Verkauft für CHF 168 000 (inkl. Aufgeld)
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