Sie haben noch kein Login?

Klicken Sie hier um sich zu registrieren »


Wenn Sie bereits registriert sind - Login:




Lot 3328* - Z33 PostWar & Contemporary - Freitag, 07. Dezember 2012, 17.00 Uhr

JOAN MITCHELL

(Chicago 1925–1992 Paris)
Ohne Titel. Diptychon.
Pastellkreide auf Papier.
Ein Blatt unten rechts signiert: Joan Mitchell.
Je 46 x 36 cm.

Wir danken der Mitchell Foundation für Ihre wissenschaftliche Unterstützung. Provenienz: - Xavier Fourcade, New York. - Vincent Fourcade, New York. - Privatsammlung, San Francisco. - Durch Erbschaft an den jetzigen Besitzer, San Francisco. Für zimperliche Umgangsformen ist sie nicht bekannt. Eher für ein ziemlich raues Mundwerk. Und das braucht Joan Mitchell auch, will sie in der New Yorker Cedar Tavern und im Eighth Street Club bei den rauchumnebelten Trinkgelagen bestehen, zu denen sich die "Helden" des Abstrakten Expressionismus´ Jackson Pollock, Franz Kline und Willem de Kooning zu Beginn der 1950er Jahre zusammenfinden. Als eine der wenigen Frauen wird sie von ihren männlichen Kollegen respektiert und anerkannt und zählt heute, angeregt von einem Ausstellungstitel, zur "Zweiten Generation" des Abstrakten Expressionismus, gemeinsam mit Zeitgenossen wie Cy Twombly, Robert Motherwell und Sam Francis. Als 25jährige tritt die 1925 als Tochter eines Arztes und einer Schriftstellerin in Chicago geborene Mitchell erstmals mit energiegeladenen, grossformatigen Gemälden voller Farbexplosionen in Erscheinung. Inspiriert von Erlebnissen und Landschaften sind in den Abstraktionen häufig Versatzstücke von Gegenständlichkeit zu erkennen wie z. B. in dem Werk "Hemlock" (1956, Whitney Museum of American Art, New York), deren Titel auf die Schierlingstanne verweist, die mit einem dichten Gewebe aus Grün- und Weisstönen angedeutet ist. Während ihrer gesamten Karriere schaft Joan Mitchell Arbeiten auf Papier. Zwar nutzt sie dabei Bleistift, Farbstifte, Wasserfarben, Tinte, Kohle etc., doch gelangt sie wohl mit Pastellkreiden zu ihrer grössten Ausdruckskraft. Pastellkreide - dieser in Stiftform gepresste Farbstaub ist mit seiner Fragilität und Subtilität wohl nicht das erste Medium, das man gemeinhin mit dem Abstrakten Expressionismus, seinen Materialschlachten mit Drippings aus Farbeimern oder jedenfalls dicken, impulsiv geführten Pinselstrichen in Verbindung bringen mag. Doch ist es die mögliche Variationsbreite des Pastells, das in hauchzarte Farbschleier verstrichen, in pastosen Flächen opak aufgetragen, flexibel als Zeichnstift genutzt werden kann, die Mitchell so fasziniert und zu einer absoluten Meisterin werden lässt. Dass sie ihre Papierarbeiten ebenso despektierlich wie ironisch "lady paintings" nennt, kann als Hinweis darauf verstanden werden, dass sie als Malerin möglicherweise vor allem mit ihren "männlicheren" Ölgemälden wahrgenommen wird und bestehen will, während sie die Papierwerke vielleicht eher ihrer privaten Sphäre zuordnet - wiewohl sie längst von den renommiertesten Museen der Welt wie dem Museum of Modern Art in New York oder dem dortigen Guggenheim Museum gesammelt werden. Interessanterweise bescheitet die Künstlerin auch inhaltlich mit ihren Papierarbeiten und den Gemälden in Öl verschiedene Wege. Jedenfalls erscheint unser Ditpychon als Gegenentwurf zu den Ölgemälden, die zur selben Zeit entstehen. Mit dem über drei Meter langen, vierteiligen "Salut Tom" (1978, The Corcoran Gallery of Art, Washington, D.C.) oder dem ebenfalls vierteiligen "La vie en rose" (1979, Robert Miller Gallery and Bernard Lennon, Inc., New York, entstehen nach dem endgültigen Bruch mit ihrem damaligen Lebensgefährten, dem Maler Jean-Paul Riopelle) kommt sie erstmals fast an ein "All-over-Painting" heran, also eine flächendeckende, über die Leinwand reichende Malerei. Bei den einzelnen Arbeiten unseres Diptychons wie denen des Vergleichswerks bezieht Mitchell dagegen souverän die Freiräume des Maluntergrunds und seine helle Farbe in die Komposition ein und gestaltet einen "[…] eigenständigen Bildraum mit einem inneren Gravitationszentrum, in dem innerhalb eines nur scheinbar improvisierten Chaos´ ein Impetus und eine Heftigkeit herrschen, die sich eine verborgene Ordnung, ein gemeines Mass und Gleichgewicht geben konnten" (aus: Sandro Parmiggiani, Auf der Suche nach einem verlorenen Gefühl, in: Joan Mitchell, Katalog zur Ausstellung in der Kunsthalle Emden, 6. Dezember 2008-8. März 2009).

CHF 40 000 / 60 000 | (€ 41 240 / 61 860)


Verkauft für CHF 84 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr