Lot 3348 - Z33 PostWar & Contemporary - Freitag, 07. Dezember 2012, 17.00 Uhr
FERNANDO BOTERO
(Medellín 1932–lebt und arbeitet u.a. in New York)
Ballerina. 1992.
Bronze mit brauner Patina.
Am Fuss des Sockels mit der eingeritzten Signatur und der Nummerierung: Botero 3/6.
Höhe 69,5 cm. (inkl. Sockel).
Mit einer handschriftlichen Bestätigung der Authentizität von Fernando Botero (Rückseite eines Fotos), 1994. "Meine Skulpturen haben keine besondere Botschaft - weder eine gesellschaftliche, noch irgendeine andere. Ich glaube nicht, dass Kunst die politischen Verhältnisse ändern kann. Meine Skulpturen haben keinerlei symbolische Bedeutung. Mein Interesse gilt der Form - sanften, runden Oberflächen, die die Sinnlichkeit meines Werks betonen." (zit.: Fernando Botero, in: Mariana Hanstein. Fernando Botero, Köln 2003, S. 90). Das plastische Werk nimmt in Fernando Boteros Gesamtoeuvre eine bedeutende Stellung ein. Seine frühesten Skulpturen reichen bis in die frühen 1960er Jahre zurück, allerdings führt der Geldmangel in dieser Zeit dazu, dass er sich Bronzeskulpturen nicht leisten und andere Materialien, mit denen er experimentiert, nicht zufriedenstellend findet. Mit dem Umzug nach Paris 1973 ändert sich seine Situation und er beginnt ein mehr als 200 Werke umfassendes plastisches Oeuvre zu schaffen. Zu Beginn der 1980er Jahre kauft er sich in Pietrasanta mit Blick auf die weltberühmten Marmorbrüche ein Wohnhaus und richtet sich eine Werkstatt ein. Wo schon in der Renaissance Künstler wie Michelangelo ihren Marmor besorgten, haben sich mittlerweile auch viele Giessereien angesiedelt, die von herausragenden Bildhauern wie Henry Moore und nun auch Botero genutzt werden. Das malerische und das plastische Werk nehmen bei Botero eine gleichberechtigte Stellung ein, denn sie verfolgen dieselben künstlerischen Aspekte - sinnliche Formen, technische Perfektion und klassische Themen. Die Perfektion des Gusses ist Botero dabei sehr wichtig. Seine Skulpturen erzählen keine Geschichten und daher müssen sie durch Präsenz das Interesse des Betrachters einfangen und dies geschieht, neben der künstlerischen Gestaltung, auch durch die glatte Oberfläche, die wir am liebsten berühren würden. Der zweite, wichtigere Aspekt, ist der Künstlerische. Die frühen Hochkulturen, die Kultur Lateinamerikas, aber auch die Alten Meister der Renaissance und des Barock, aus all diesen Quellen zieht Botero seine Inspiration. Die weichen, fülligen Formen lassen uns als erstes an die Gemälde z.B. von Rubens denken, aber auch in den frühen Hochkulturen finden wir diese Formen, z.B. bei Fruchbarkeitsgöttinen. Leichtfüssig steht die Ballerina auf ihrer Zehenspitze. Das andere Bein hat sie im 90° Grad Winkel nach hinten gestreckt. Ihre Arme zeigen ebenfalls nach hinten und sind dabei angespannt, der Kopf ist nach links gedreht, so dass sie über ihre Schulter blickt. Trotz ihres Körperumfangs scheint die Ballerina fast zu schweben und ist gleichzeitig in ihrer Position wie erstarrt. Ihre Anspannung und physische Präsenz ist für den Betrachter fast greifbar. Irritiert durch die Körperfülle der Ballerina, versteht der Betrachter nun den grundlegenden Ansatz in Boteros Werk: es geht ihm nicht um die Darstellung der Realität und die Verherrlichung von runden Formen, sondern die runden Formen sind sein bevorzugtes Formprinzip. Wie er selbst sagt, sollen die runden Formen einzig und allein die Sinnlichkeit seines Werkes betonen.
CHF 330 000 / 400 000 | (€ 340 210 / 412 370)
Verkauft für CHF 308 400 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr