Lot 3214* - Z32 Impressionismus & Moderne - Freitag, 22. Juni 2012, 16.50 Uhr
MEDARDO ROSSO
(Turin 1858–1928 Mailand)
El Locch. 1881-82.
Bronze mit schwarzgrüner Patina, auf originalem Marmorsockel.
38 x 28 x 34,5 cm (ohne Sockel).
Mit Zertifikat von Luciano Caramel, Mailand, 5. Oktober 2004. Provenienz: Privatsammlung Frankreich. Literatur: - Mola, Paola; Vittuci, Fabio. Medardo Rosso. Catalogo Ragionato della scultura, Milano 2009, III.3., S. 351. - Ausst.Kat.: "Medardo Rosso", Dieter Schwarz, Birgit Brunk et. al., Kunstmuseum Winterthur, 6. September bis 23. November 2003, Winterthur 2003, Kat.Nr.1, S.70/199 (mit Abb.). - Fagioli, Marco. Medardo Rosso, Catalogo delle sculture, Florenz 1993, Kat.Nr.2. - Vgl. Scolari Barr, Margaret . Medardo Rosso, New York 1963, S. 12 (mit Abb.). - Vgl. Caramel, Luciano. Medardo Rosso: Impressions in wax and bronze, 1882-1906, New York 1988, S. 17 (mit Abb.). Ausstellung: 2003 Winterthur: "Medardo Rosso", Dieter Schwarz, Birgit Brunk et. al., Kunstmuseum Winterthur, 6. September bis 23. November 2003, Winterthur 2003, Kat. Nr. 1, S. 70/199 (mit Abb.). Der hier angebotene Kopf gilt als eine der frühesten bekannten Plastiken in Rossos Oeuvre, entstanden 1881-1882. Rosso hat neue Impulse in die Skulptur eingeführt und zählt neben Auguste Rodin und Aristide Maillol zu den grossen Neuerern. Typisch für die Künstler des Impressionismus hat er seine Motive im alltäglichen Leben gefunden. In der jährlichen Akademie-Ausstellung im September 1882 war diese Skulptur in Terrakotta mit bronzeartiger Fassung zusammen mit zwei anderen Plastiken Rossos vertreten (Brunk, Kunstmuseum Winterthur 2003, S. 13). Medardo Rosso wird 1858 in Turin geboren. 1870 zieht seine Familie nach Mailand. Nach Beendigung des Militärdiensts 1881 bezieht Rosso ein eigenes Atelier. 1882 immatrikuliert er sich in der Accademia di Brera und belegt Kurse im Zeichnen (Brunk, Kunstmuseum Winterthur 2003, S. 205). Der Kopf stellt einen jungen Mann dar, ruhig fast gleichgültig dreinblickend, seine Hutkrempe leicht über sein linkes Auge gezogen. Die Stofffalten der Jacke und des Hemds sind vollplastisch modelliert. Es gelingt ihm die Stimmung einzufangen und durch die unterschiedliche Gestaltung der Oberfläche eine Momentaufnahme plastisch umzusetzen. Dass Rosso Personen aus dem Alltag und Fokus auf das Zeitmoment setzt, zeigt, wie er Innovationen in der Skulptur einführt. Im Jahr 1901 nennt Edmond Claris Rosso und Auguste Rodin in einem Atemzug als Wegbereiter, welche die impressionistische Auffassung in der Skulptur bemerkbar machen "De l'Impressionisme en Sculpture: Auguste Rodin et Medardo Rosso". Später hat Umberto Boccioni Rossos Werk in seinem Manifest von 1912 als entscheidend für die Kunst des Futurismus identifiziert (Luciano Caramel, S. 9-11). Rosso ist bekannt dafür, dass er für seine Werke je nach Kontext andere Titel verwendet. So sind auch für unserem Kopf Titel wie El Looch oder A Zonzo (ein Schlenderer) bekannt. Ebenfalls kennt man den Titel Il fumatore oder Impression d'un fumateur. Letztere Titel weisen auf ein interessantes Detail hin. In einer Atelierphotographie von 1883 tragen zwei El Locch-Köpfe kleine Tonpfeifchen im Mund (siehe Abbildung). Offenbar war eine Pfeife auch Bestandteil des Exemplars, das der Maler Mihály Munkáscy 1889 auf der Weltausstellung in Paris erwarb (Brunk, Kunstmuseum Winterthur 2003, S. 14). Brunk meint, "da sich bei weiteren Motiven Ähnliches beobachten lässt, kann man schliessen, dass Rosso solche Details reduzieren und sich von der verspielt-erzählerischen Darstellung der frühen Jahre distanzieren wollte. Auf der posthumen Ausstellung von 1931 in Rom fehlte die Pfeife." In unserem Kopf, war wohl im linken Mundwinkel ursprünglich eine Pfeife angebracht, was durch einen verbliebenen Pfropfen, einen noch sichtbaren Stiftansaz an dieser Stelle des Mundes erkennbar ist. Das hier angebotene Exemplar war in der Medardo Rosso Schau im Kunstmuseum in Winterthur im Jahr 2003 ausgestellt und ist eines der bekannten drei Exemplare.
CHF 125 000 / 155 000 | (€ 128 870 / 159 790)
Verkauft für CHF 144 000 (inkl. Aufgeld)
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