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Lot 3656* - Z24 PostWar & Contemporary - Montag, 30. Juni 2008, 14.00 Uhr

ANSELM KIEFER

(Donaueschingen 1945–lebt und arbeitet u.a. in Paris)
Rote Frau. 1967.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert, bezeichnet und datiert: Anselm Kiefer, "Rote Frau", 67.
160 x 170 cm.

Provenienz: >R< - Vom Künstler direkt erworben.>R<- Deutsche Privatsammlung.>R< >R< Ausstellung: >R<- Gruppenausstellung der Klasse von Prof. Dreher, Freiburg, im Kurhaus Bad Krozingen.>R< >R< Sie zieht den Blick magisch an. Sie ist eine "femme fatale" in leuchtendem Rot und Pink, und ihre erotische Energie vibriert durch die Kühle des Innenraums. Hinter ihr sind die Requisiten einer Interieurstudie aufgebaut: eine weissgrundierte Leinwand, die zum Trocknen an eine Wand gelehnt ist, ein Vorhang an einer blauen Stange, eine Leinwand von der Rückseite, ein grüner Stuhl. Wohl hätte sie sich als die grosse Schneiderpuppe, die sie einst gewesen war, brav einreihen sollen; doch es ist, als habe sie ein Eigenleben gewonnen, als breche ihre Energie hervor, fast wider den Willen des Künstlers, der sie wie Goethes Zauberlehrling nicht mehr aufzuhalten vermag: >R< "Ein verruchter Besen, >R< Der nicht hören will! >R< Stock, der du gewesen, >R< Steh doch wieder still!" >R< >R< Ein seltsames Zwitterwesen hat sich dem Pinsel des Malers entrungen: Kopflos und ohne Arme, doch voll anreizender Fleischlichkeit, nicht Puppe, nicht Weib. Zur "Roten Frau" ist sie für Anselm Kiefer dennoch geworden, der uns in diesem Frühwerk mit Sinnlichkeit erstaunt. Kiefer, dem angesichts seiner im Wortsinne bleischweren Werke voller Mystik und Geschichtszitaten vor allem im eigenen Land "teutonischer Expressionismus", gar "Brutalismus" (FAZ vom 11.04.1984) vorgeworfen wurde, als Maler erotischer Phantasien? Ungewohnt für den Betrachter vielleicht, ungewöhnlich für Kiefer jedoch keineswegs. 1969 vereinte er winzige Bildausschnitte von Frauenkörpern zu dem Buch "Die Frauen". In seinem Gouachen-Künstlerbuch "Erotik im Fernen Osten oder: Transition from cool to warm", das er in zwei unterschiedlichen Versionen gestaltet hat, male er, so meinen Stebbins/Cragg Ricci über die dort gezeigte Version, "leicht und rasch" eine "erstaunliche Serie weiblicher Akte" (Theodore E. Stebbins jun. und Susan Cragg Ricci, in: Ein Buch von Anselm Kiefer: Erotik im Fernen Osten oder: transition from cool to warm, Stuttgart: Klett-Cotta 1988, S. 12.). "In Kiefers Buch sieht der Betrachter Emanationen am Himmel, die immer menschlicher werden, bis er plötzlich eine riesige, allmächtige Frauengestalt gewahr wird", beschreiben diese Autoren dieses "Erlebnis voller Zauber und Überraschung", "- eine unrealistische Projektion, seine Anima. Aber dieses Phantasiebild kann Wirklichkeit werden, wenn die Gestalt zu einer Frau aus Fleisch und Blut wird, zu einer Sexualpartnerin, mit der einen scheinbar endlosen erotischen Tanz beginnen kann." (Stebbins/Cragg Ricci, ebd., S. 12, 28). Mit dem grossformatigen Ölbild "Rote Frau" beschränkt Kiefer seiner Phantasie nicht auf die Intimität eines zierlichen Künstlerbuchs.

CHF 230 000 / 330 000 | (€ 237 110 / 340 210)


Verkauft für CHF 270 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr