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Lot 3012* - A146 Gemälde Alter Meister - Freitag, 19. September 2008, 14.30 Uhr

PIETER AERTSEN, Nachfolger des 16. Jh.

(1508 Amsterdam 1575)
Fröhliche Gesellschaft beim Kamin.
Öl auf Leinwand.
Unten links monogrammiert und datiert: 1556 / P A / 14 April.
118,8 x 162,2 cm.

Provenienz: Auktion Sammlung K.W. Nikolajewski, Berlin, 5 Februar 1929, Lot 105. Literatur : Filedt Kok, P.: Kunst voor de Beeldenstorm, Austellungskatalog, Rijksmuseum Amsterdam, 1986, S. 344, unter Nr. 226. Der Prototyp dieses besonders qualitätsvollen Gemäldes befindet sich heute im Museum Mayer van den Bergh in Antwerpen. Die mit blossem Auge sichtbaren Unterzeichnungen, vor allem in den Gesichtern und in der Kleidung, sowie das Kolorit des Gemäldes weisen sehr stark darauf hin, dass es sich bei diesem Werk um eine Replik aus der Werkstatt Pieter Aertsens handelt; allerdings hat W. Kloek auf Grund einer Fotographie mündlich darauf hingewiesen, dass eine Leinwand als Träger für ein Gemälde aus der Werkstatt Pieter Aertsens untypisch ist. Wie W. Kloek (in: Kunst voor de Beeldenstorm, I, 1986, S. 119/21) erläutert, gehört das Gemälde der fröhlichen Gesellschaft am Kamin zu der Gruppe von wichtigen, moralisierenden Bauernszenen des Malers. Mit dieser Themenwahl brachte Aertsen etwas Neues, bis dahin Unbekanntes auf den Markt und hatte damit grossen Erfolg. Zu den frühesten Gemälden dieser Gruppe gehört der Eiertanz aus dem Jahr 1552, heute im Rijksmuseum, welches noch aus den Antwerpener Jahren stammt. Die hier angebotene fröhliche Gesellschaft datiert vier Jahre später, als Aertsen wieder nach Amsterdam zurückgekehrt war. Im Vergleich zu den früheren Gemälden, werden die Kompositionen der späteren Werke, wie auch die hier angebotene fröhliche Gesellschaft, durch monumentale Figuren dominiert, welche beinahe die ganze Höhe des Gemäldes einnehmen. Im hiesigen Fall beherrscht die Figur des "Kannekijkers" die Komposition. Wie W. Kloek (ebd., S. 121) weiter erklärt, lag die Beliebtheit der Bauernszenen von Pieter Aertsen vor allem in ihrem Humor und der satirischen Doppeldeutigkeit. Die fröhliche Gruppe des hier angebotenen Gemäldes lässt sich auf den ersten Blick als unschuldiges Dreikönigsfest bestimmen. Darauf weist der Junge links vor dem Kamin hin, der eine Papierkrone trägt. Doch bei näherem Betrachten wird deutlich, dass hier nicht eine normale Bauernstube dargestellt ist, sondern ein Bordell. Der Käfig links oben und das vom Lande kommende Paar rechts oben im Hintergrund verdeutlichen dies. Somit ist der alte "Kannekijker" in der Mitte nicht mehr so unschuldig wie er im ersten Moment aussieht, versinnbildlicht seine Geste doch sein vorrangiges Interesse. Hier ist Eros im Spiel, wie die junge Frau, welche die Flöte in seine Richtung hält, satirisch visualisiert.

CHF 80 000 / 120 000 | (€ 82 470 / 123 710)


Verkauft für CHF 90 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr