Lot 3030 - A142 Gemälde Alter Meister - Freitag, 21. September 2007, 15.00 Uhr
EGBERT LIEVENSZ. VAN DER POEL
(Delft 1621–1664 Rotterdam)
Eine Fischverkäuferin am Strand von Scheveningen. 1653.
Öl auf Holz.
Unten links signiert und datiert: Evander Poel. 1653.
40,7 x 53,5 cm.
Provenienz: - James Leslie. - Galerie Sankt Lucas, Wien. - Major F.E. Short, Wien, 1935. - F.E.F. Blythe. - Auktion Christie's, London, 21. 11. 1952, Lot 53 ( verkauft an Curtis ). - A. Brod, 1954. - M. Knoedler, New York, 1962. - Aukion Fischer, Luzern, Aug. - Sept.1994, Lot 8. - Schweizer Privatbesitz. Ausgestellung: - Edinburgh, Works by Old Masters, 1883. - Rotterdam, Museum Boymans, Vermeer - Tentoonstelling, 9 Juli - 9 Oktober 1935, Nr. 77, Abb. 15. Verso Ausstellungetikette: Museum Boijmans, Rotterdam. Der in Delft geboren Egbert Lievensz. van der Poel ist uns heute vor allem durch seine zahlreichen Gemälde von Brandstätten und Landschaften bei Nacht bekannt, die aus den letzten zehn Jahren seines Lebens stammen. G. van Spaan, der die erste Biografie über van der Poel verfasste, nennt ihn sogar "den besten Brantschilder van gansch Nederland" (G. van Spaan, Beschrijvinge der Stad Rotterdam en eenige omleggende Dorpen, 1698, p. 422; sehe N. Schadee (ed. ), Rotterdamse Schilders uit de Gouden Eeuw, 1994, p. 293). Diese Brandstätten und Nachtlandschaften van der Poels entstanden alle erst nach seinem Umzug nach Rotterdam, zu dem er sich nach der katastrophale Pulverexplosion in seiner Heimat am 12. Oktober 1654 entschloss. Bei dieser Katastrophe kam auch Carel Frabritius ums Leben und grosse Teile der Stadt wurden zerstört. Diese Eindrücke der Zerstörung hielt der Maler in einer Reihe von Ansichten der Stadt Delft fest, wie in dem Gemälde in der National Gallery in London, das signiert und 1654 datiert ist. (N. Macclaren, National Gallery Catalogues. The Dutch School, 1991, I, S. 306, Nr. 1061, Tafel 269). Diese Strandansicht, die ein Jahr vor der grosse Katastrophe datiert ist, gehört zu einer Reihe von Ansichten, in welchen van der Poel versucht sich mit der Malweise von Jan van Goyen (1596 - 1656), Salomon van Ruysdael (1603 - 1670) und vor allem Simon de Vlieger (1600 - 1653) auseinander zu setzen. Zu dieser Reihe zählen die Gemälde im Musée des Beaux Arts, Rouen; in der Art Gallery and Museum, Glasgow; im Musée des Beaux Arts, Brüssel; ehemals in der Sammlung des Herzogs von Cumberland, Hannover; und im Nationalmuseum, Prag (Abbildungen im RKD, Den Haag). Van Goyen, van Ruysdael und de Vlieger hatten alle drei in den 30er und 40er Jahren wichtige Beiträge im Bereich der Strandansichten geschaffen. Vor allem Simon de Vliegers Ansichten vom Scheveninger Strand aus dem Jahre 1643 im Mauritshuis, Den Haag (Siehe W. Bernt, The Netherlandish Painters of the Seventeenth Century, 1969, III. Nr. 1316) und das etwas später entstandene im Wallraf - Richartz Museum, Köln (Siehe W. Stechow, ebenda, Abb. 207) sind dabei als Meisterwerke und Wegbereiter der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts zu bezeichnen. Im Gegensatz zu de Vlieger und Salomon van Ruysdael, werden bei den Gemälden von van Goyen genrehafte Figurengruppen in den Vordergrund gebracht, so wie im Gemälde von 1632 im Museum der Bildenden Künste, Leipzig (W. Stechow, Dutch Landscape Painting of the Seventeenth Century, 1980, Abb. 201) und in der Ansicht vom Strand von Egmond von 1646 im Louvre (Siehe W. Stechow, ebenda, Abb. 203). In Anlehnung an van Goyen versucht van der Poel in diesem hier angebotenen Gemälde ebenfalls genrehafte Elemente mit landschaftlichen zu verbinden. Dabei verleiht das helle Kolorit, der niedrige Horizont rechts und die steile beeindruckende Wolkendecke der Szene auf gelungene Weise eine grosse Atmosphäre und Natürlichkeit. Mit diesen Besonderheiten kann dieses Gemälde zu den besten Werken des Malers gezählt werden.
CHF 40 000 / 60 000 | (€ 41 240 / 61 860)
Verkauft für CHF 45 600 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr