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Lot 1058 ♣ - A210 Decorative Arts - Donnerstag, 19. September 2024, 14.00 Uhr

REICH INTARSIERTES KABINETT-DEUX-CORPS

Louis XIV, wohl Chambéry oder Grenoble, Ende 17. Jh. In der Art von Noël Hache (1630–1675) oder Thomas Hache (1664–1747) bzw. Holländische Arbeit, Ende 17. Jh. In der Art von Jan van Mekeren (1658–1733).
Nussbaum, Palisander, sowie andere teils getönte und brandschattierte Hölzer eingelegt mit Blumenbouquets, Vasen, Girlanden, Vögeln und Blättern. Rechteckiger Korpus mit geradem, gestuftem sowie bombiertem Kranz auf gerader Sockelleiste und Kreiselfüssen (wohl später). Architektonisch gegliederte Front. Das Oberteil mit zwölf Schubladen geordnet um Zentraltüre in Form eines Tempels zwischen Doppelpilastern, mit rot und braun unterlegtem Schildpatt sowie Zinn-Marketerie. Öffnend auf acht Schubladen und Fach. Unterteil mit zwei Schubladen über Doppeltüren mit bastionsförmigen Kassetten. Bronzebeschläge. Rückseitig mit einer alten Etikette bezeichnet und datiert 7.3.39 Dr. Staehelin-Paravicini / Basler Droschkenanstalt Settelen Möbel Lagerhaus. 6 Schlüssel.
133 × 55 × 211 cm.
Für den Export dieses Objekts ist eine CITES-Bescheinigung notwendig. Bitte informieren Sie sich vor der Auktion über die Importbestimmungen des Ziellandes. Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte die Fach-Abteilung.


Ausbrüche an Zinnmarketerie und Schildpatt. Innenleben wohl später ausgebaut. Risse und kleine Fehlstellen an Marketerie. Reparaturen. Beschläge teils später.

Provenienz:
- Privatbesitz Dr. August Staehelin-Paravicini (1871–1959), Basel, mindestens bis 3. Mai 1940.
- Durch Erbfolge in Basler Familienbesitz.

Wir danken der Firma Settelen AG für die Bestätigung, dass dieses Möbel vom 7. März 1939 bis zum 3. Mai 1940 vom ehem. Besitzer Dr. August Staehelin-Paravicini in Basel gelagert wurde. Dr. August Staehelin-Paravicini stammt aus einer alten, in Basel eingesessenen Familie, war Augenarzt und leidenschaftlicher Kunstsammler sowie Verfasser des 1926 veröffentlichten Inventar zu Schliffscheiben in der Schweiz.

Die Zuschreibung an einen bestimmten Ebenisten bzw. die geografische Einordnung gestaltet sich als diffizil, da die Verwendung solcher Intarsienarbeiten typisch für die aus Calais stammende Ebenistendynastie Hache und den Holländer Ebenisten Jan van Mekeren sind. Noël Hache liess sich, nach umfangreichen Reisen in Frankreich, um 1656 in Toulouse nieder. Seine Herkunft lässt vermuten, dass er sich die Techniken der Meister aus Flandern angeeignet haben könnte, sodass die Unterscheidung zu holländischen Ebenisten kaum möglich ist. Noël Hache war wohl der einzige, welcher zu seiner Zeit in Toulouse Möbel aus Ebenholzfurnier herstellte und gleichzeitig mit den neuesten Moden und Innovationen der Pariser Werkstätten mithielt. Sein Sohn, Thomas Hache, war beim Tod des Vaters elf Jahre alt, jedoch kann man davon ausgehen, dass er die Technik der Einlegearbeiten mit naturgetreuen Blumen von seinem Vater übernahm. Unser Kabinett erinnert in der Wahl der Blumenmarketerie und in der Formsprache ebenso an holländische Arbeiten des in London tätigen Jan van Mekeren (Vgl. Rijksmuseum, Inv-Nr. BK-1964-12). Ein Paar doppeltürige Kabinette aus der Mentmore Auktion von Mai 1977 wurde Jan van Mekeren zugeschrieben und zeigt sehr ähnliche Gestaltungsmerkmale zu unserem Unterbau, nämlich die markanten oktogonalen Bossierungen sowie die Wahl ähnlicher Blumenbouquets (Vgl. Auktion Sotheby’s Mentmore, Vol. I, 18. Mai 1977, Lot 914).

Literatur:
- Pierre und Françoise Rouge: Le Génie des Haches. Dijon 2005.
- René Fonvieille: La Dynastie des Haches. Grenoble 1974.

CHF 12 000 / 18 000 | (€ 12 370 / 18 560)