Lot 1045* - A211 Glanz und Raffinesse. Pariser Luxus im 19. Jahrhundert - Donnerstag, 28. November 2024, 10.00 Uhr
MONUMENTALE PORZELLAN DECKELVASE "GREC À ROSETTES" MIT VERGOLDETEN BRONZEMONTIERUNGEN
Louis XVI-Stil, Frankreich, 19. Jh. Nach einem Vorbild der Manufacture de Sèvres wohl von Jean-Claude Duplessis (um 1695–1774) von 1765. Bronzemontierungen teilweise rückseitig monogrammiert CL.
Kobaltblaue Glasur mit Golddekor. Urnenform mit breitem, umlaufendem sowie reliefiertem Medaillonzierfries, konisch eingezogenem, teils godroniertem Hals auf kelchförmigem Sockel mit godroniertem Spiralmuster. Vergoldete Bronzemontierungen in Form von Lorbeergirlanden, Rosetten, Perlfries, Blumen, Eichenlaubfries und Pinienzapfenknauf. Markante, vergoldete Bronzehenkel. Auf quadratischem Onyx-Sockel.
H 105 cm, Ø 50 cm.
Bronzemontierungen gereinigt, mit wenigen Kratzern. Vergoldung etwas berieben. Vergoldung der Malerei stellenweise berieben. Deckelaufsatz leicht verbogen.
Dieses Modell "vase grec à rosettes" in einer Ausformung des 19. Jh. nimmt Bezug auf ein Vasenmodell aus der Zeit Louis XVI, das mutmasslich von Jean-Claude Duplessis (1695–1774) im Jahr 1765 für die Manufaktur Sèvres entworfen wurde (Vgl. M. Brunet und T. Préaud: Sèvres des origines à nos jours. 1978, S. 203, Abb. 236). Die Gestaltung des Vasentyps gibt den in den 1760er Jahren in Mode gekommenen klassizistischen Einfluss wieder, welcher Ende des 19. Jh. in der Zeit der "Neo"-Stile wiederentdeckt und popularisiert wurde.
In diversen zeittypischen Fondfarben des 18. Jh. staffiert, findet sich ein in charakteristischem "bleu nouveau" glasiertes Paar in der Londoner Wallace Collection (Inv.-Nr. C272-3 und C272-5) sowie ein weiteres Paar "au fond pointillé rose" im Rijksmuseum Amsterdam (Inv.-Nr. BK-17515-A).
Bis nach Russland reichte der Ruhm der königlichen Manufaktur. Als Grossherzog Paul von Russland (1754–1801), der spätere Zar Paul I und seine Gemahlin Maria Feodorowna (1759–1828), geb. Sophie Prinzessin von Württemberg, 1782 den französischen Hof besuchten, wurden sie durch die Porzellanmanufaktur in Sèvres geführt, wo ihnen Louis XVI ein grosszügiges Geschenk in Form zahlreicher Porzellanstücke machte. Das Herzogspaar selbst erwarb in der Folge viele weitere Stücke, darunter auch ein Paar dieser populären Vasenmodelle, welche sich offenbar noch heute in Schloss Pavlosk befinden (vgl. Rijksmuseum Inv.-Nr. BK-17515-A, Anmerkung).
Ein direkter Vergleich für unser Modell mit identischer Bronzemontierung, von ähnlicher Monumentalität, Farbgebung und Design befindet sich in einem der Empfangsräume des Dolmabahçe Palasts in Istanbul. Dieser Prachtbau gehört zu den monumentalsten Bauten an den Ufern des Bosporus und wurde 1843–1856 unter Verwendung osmanischer und westlicher Stilelemente von der berühmten Architektenfamilie Balyan erbaut. Der französische Einfluss bei der Gestaltung des Interieurs ist ein Resultat der intensiven künstlerischen Beziehungen zwischen Frankreich und dem osmanischen Hof in dieser Zeit. Mit dem verantwortlichen Pariser Dekorateur Charles Séchan (1803–1874) erhielt der Palast durch erlesene französische Möbel und prunkvolles Sèvres Porzellan sein französisches Kolorit (vgl. Xavier du Crest: De Paris à Istanbul, 1851–1949. Un siècle de relations artistiques entre la France et la Turquie, 2009).
Dem Vorbild von Duplessis folgend, entstanden zahlreiche Variationen, so auch ein monumentaler Vasenleuchter aus algerischem Onyx, entworfen von Eugène Cornu (1827–1899), welcher auf einem Stich von D. Lancelot für den Stand der "Société des marbres et onyx d'Algérie" auf der Pariser Weltausstellung von 1878 zu sehen ist. Ein weiteres Beispiel eines Vasenleuchters ist aus einer Fotografie des Cornelia M. Stewart House in New York (1901 abgerissen) bekannt.
Erwähnenswert ist ausserdem das Monogramm "CL", das auf den Rückseiten einiger Teile der Bronzemontierungen unserer Vase zu sehen ist. Aufgrund mangelnder wissenschaftlicher Untersuchungen sind nur wenige solcher Marken, welche auf Bronzebeschlägen von Möbeln aus der Zeit des 19. Jh. zu finden sind, identifiziert. So bleibt das Monogramm "CL" auch auf unserer Prunkvase rätselhaft. Es könnte sich um ein Besitzermonogramm oder um eine Inventarnummer handeln, am wahrscheinlichsten aber um das Monogramm eines Bronzegiessers.
Dieses Modell "vase grec à rosettes" in einer Ausformung des 19. Jh. nimmt Bezug auf ein Vasenmodell aus der Zeit Louis XVI, das mutmasslich von Jean-Claude Duplessis (1695–1774) im Jahr 1765 für die Manufaktur Sèvres entworfen wurde (Vgl. M. Brunet und T. Préaud: Sèvres des origines à nos jours. 1978, S. 203, Abb. 236). Die Gestaltung des Vasentyps gibt den in den 1760er Jahren in Mode gekommenen klassizistischen Einfluss wieder, welcher Ende des 19. Jh. in der Zeit der "Neo"-Stile wiederentdeckt und popularisiert wurde.
In diversen zeittypischen Fondfarben des 18. Jh. staffiert, findet sich ein in charakteristischem "bleu nouveau" glasiertes Paar in der Londoner Wallace Collection (Inv.-Nr. C272-3 und C272-5) sowie ein weiteres Paar "au fond pointillé rose" im Rijksmuseum Amsterdam (Inv.-Nr. BK-17515-A).
Bis nach Russland reichte der Ruhm der königlichen Manufaktur. Als Grossherzog Paul von Russland (1754–1801), der spätere Zar Paul I und seine Gemahlin Maria Feodorowna (1759–1828), geb. Sophie Prinzessin von Württemberg, 1782 den französischen Hof besuchten, wurden sie durch die Porzellanmanufaktur in Sèvres geführt, wo ihnen Louis XVI ein grosszügiges Geschenk in Form zahlreicher Porzellanstücke machte. Das Herzogspaar selbst erwarb in der Folge viele weitere Stücke, darunter auch ein Paar dieser populären Vasenmodelle, welche sich offenbar noch heute in Schloss Pavlosk befinden (vgl. Rijksmuseum Inv.-Nr. BK-17515-A, Anmerkung).
Ein direkter Vergleich für unser Modell mit identischer Bronzemontierung, von ähnlicher Monumentalität, Farbgebung und Design befindet sich in einem der Empfangsräume des Dolmabahçe Palasts in Istanbul. Dieser Prachtbau gehört zu den monumentalsten Bauten an den Ufern des Bosporus und wurde 1843–1856 unter Verwendung osmanischer und westlicher Stilelemente von der berühmten Architektenfamilie Balyan erbaut. Der französische Einfluss bei der Gestaltung des Interieurs ist ein Resultat der intensiven künstlerischen Beziehungen zwischen Frankreich und dem osmanischen Hof in dieser Zeit. Mit dem verantwortlichen Pariser Dekorateur Charles Séchan (1803–1874) erhielt der Palast durch erlesene französische Möbel und prunkvolles Sèvres Porzellan sein französisches Kolorit (vgl. Xavier du Crest: De Paris à Istanbul, 1851–1949. Un siècle de relations artistiques entre la France et la Turquie, 2009).
Dem Vorbild von Duplessis folgend, entstanden zahlreiche Variationen, so auch ein monumentaler Vasenleuchter aus algerischem Onyx, entworfen von Eugène Cornu (1827–1899), welcher auf einem Stich von D. Lancelot für den Stand der "Société des marbres et onyx d'Algérie" auf der Pariser Weltausstellung von 1878 zu sehen ist. Ein weiteres Beispiel eines Vasenleuchters ist aus einer Fotografie des Cornelia M. Stewart House in New York (1901 abgerissen) bekannt.
Erwähnenswert ist ausserdem das Monogramm "CL", das auf den Rückseiten einiger Teile der Bronzemontierungen unserer Vase zu sehen ist. Aufgrund mangelnder wissenschaftlicher Untersuchungen sind nur wenige solcher Marken, welche auf Bronzebeschlägen von Möbeln aus der Zeit des 19. Jh. zu finden sind, identifiziert. So bleibt das Monogramm "CL" auch auf unserer Prunkvase rätselhaft. Es könnte sich um ein Besitzermonogramm oder um eine Inventarnummer handeln, am wahrscheinlichsten aber um das Monogramm eines Bronzegiessers.
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