Lot 3078 - A209 Schweizer Kunst - Freitag, 21. Juni 2024, 14.00 Uhr
LOUIS SOUTTER
(Morges 1871–1942 Ballaigues)
Allons à l'aventure. 1937–1942.
Mischtechnik auf Papier (Fingermalerei).
Rückseitig bezeichnet: Allons à l'aventure.
58 × 44 cm.
Provenienz:
- Privatsammlung P. Dinichert, Neuchâtel.
- Durch Erbfolge an heutige Besitzer.
Ausstellungen:
- USA 1969–71, Louis Soutter. Rétrospective itinérante aux Etats-Unis, Ringling Museum, Sarasota, Florida 28.3.–10.5.1970; Central Connecticut State College, New Britain, Connecticut 6.2.–21.3.1971; C.S. fine Art Center, Colorado Springs, 10.4.–23.5.1971; Embassy of Switzerland, Washington, 24.–28.8.1971; Nr. 96.
Literatur:
Die beiden unter Lot Nr. 3078 und 3081 angebotenen Werke entstammen der letzten und bedeutendsten Phase in Louis Soutters künstlerischem Schaffen.
Louis Soutter, der aus gutbürgerlichem Haus stammte, war früh an Kunst, Architektur und Musik interessiert und studierte in Lausanne, Genf, Brüssel und Paris. Mit fünfundzwanzig Jahren heiratete er die Amerikanerin Madge Fursman, die er in Europa kennengelernt hatte und zog mit ihr nach Colorado Springs. Am dortigen Collage hielt er Vorlesungen in Kunstgeschichte. Doch Louis Soutters labiler physischer und psychischer Zustand verschlechterte sich. Die Ehe wurde geschieden und Soutter kehrte in die Schweiz zurück. Hier verwahrloste und vereinsamte er bis ihn seine Verwandten 1923 mit erst 52 Jahren in ein Pflegeheim einwiesen, wo er bis zu seinem Tod blieb.
Im Pflegeheim begann Soutter im Verborgenen regelmässig in Hefte zu zeichnen. "Es ist offensichtlich, dass Soutter seine Arbeiten nicht vorbereitet, er weiss vor dem leeren Blatt nicht, was er zeichnen will. Er legt feine Texturen mit Zeichenstift an, die sich durchdringen und subtil miteinander verbinden und die zufällige Figuren und Szenen hervorbringen (vgl. Lot Nr. 3080). Der Anteil des Autors besteht lediglich darin, durch bildmässige Vollendung sein Einverständnis mit dem Entstandenen zu bezeugen. Ein solches Universum, das durch Metamorphosen, Assoziationen und Verdichtungen der Form gekennzeichnet ist, gehorcht offensichtlich der Logik von Traum und Wahn". (Michel Thévoz 2016 in: SIKART, Lexikon zur Kunst in der Schweiz, Louis Soutter, Online-Version).
Schriftsteller und Künstler wie Le Corbusier (ein Cousin Soutters), René Auberjonois und Jean Dubuffet wurden auf Soutters künstlerisches Schaffen aufmerksam und halfen ihm in seiner weiteren Entwicklung. Selbstbewusster begann Louis Soutter ab 1930, grössere Formate zu wählen, und nahm sich noch mehr Freiheiten gegenüber den Gesetzen der Figuration heraus. Seine Themen entwickelte er obsessiv.
Ab 1937 begann Louis Soutter an Sehschwäche und Arthritis zu leiden. Er konnte den Zeichenstift nicht mehr richtig halten. "Seit da trägt Soutter die Tusche direkt mit dem Finger auf. (…) Gleichzeitig beschränkt er sich zunehmend auf das reine Zeichen, in einem dramatischen Spiel mit dem Kontrast von Schwarz und Weiss." (Michel Thévoz). Es entstehen die berühmten Fingermalereien der letzten Jahre, zu denen auch die hier angebotenen Werke gehören.
Soutters Malerei entzieht sich weitgehend einer Einordnung in bestehende Kategorien, vielmehr bewegt er sich in einem eigenen Kosmos kaum entschlüsselbarer Gesten und Zeichen. Die kunsthistorische Forschung hat sich in Ausstellungen und Publikationen dem komplexen und von Paradoxien getriebenen Werk Soutters gewidmet, "das zwar aus einem nahezu autistischen Rückzug auf das Persönliche entstanden ist, aber gerade dadurch auch höchst empfänglich wurde für die Schwingungen der avantgardistischsten Strömungen des 20. Jahrhunderts". (Michel Thévoz)
Louis Soutter, der aus gutbürgerlichem Haus stammte, war früh an Kunst, Architektur und Musik interessiert und studierte in Lausanne, Genf, Brüssel und Paris. Mit fünfundzwanzig Jahren heiratete er die Amerikanerin Madge Fursman, die er in Europa kennengelernt hatte und zog mit ihr nach Colorado Springs. Am dortigen Collage hielt er Vorlesungen in Kunstgeschichte. Doch Louis Soutters labiler physischer und psychischer Zustand verschlechterte sich. Die Ehe wurde geschieden und Soutter kehrte in die Schweiz zurück. Hier verwahrloste und vereinsamte er bis ihn seine Verwandten 1923 mit erst 52 Jahren in ein Pflegeheim einwiesen, wo er bis zu seinem Tod blieb.
Im Pflegeheim begann Soutter im Verborgenen regelmässig in Hefte zu zeichnen. "Es ist offensichtlich, dass Soutter seine Arbeiten nicht vorbereitet, er weiss vor dem leeren Blatt nicht, was er zeichnen will. Er legt feine Texturen mit Zeichenstift an, die sich durchdringen und subtil miteinander verbinden und die zufällige Figuren und Szenen hervorbringen (vgl. Lot Nr. 3080). Der Anteil des Autors besteht lediglich darin, durch bildmässige Vollendung sein Einverständnis mit dem Entstandenen zu bezeugen. Ein solches Universum, das durch Metamorphosen, Assoziationen und Verdichtungen der Form gekennzeichnet ist, gehorcht offensichtlich der Logik von Traum und Wahn". (Michel Thévoz 2016 in: SIKART, Lexikon zur Kunst in der Schweiz, Louis Soutter, Online-Version).
Schriftsteller und Künstler wie Le Corbusier (ein Cousin Soutters), René Auberjonois und Jean Dubuffet wurden auf Soutters künstlerisches Schaffen aufmerksam und halfen ihm in seiner weiteren Entwicklung. Selbstbewusster begann Louis Soutter ab 1930, grössere Formate zu wählen, und nahm sich noch mehr Freiheiten gegenüber den Gesetzen der Figuration heraus. Seine Themen entwickelte er obsessiv.
Ab 1937 begann Louis Soutter an Sehschwäche und Arthritis zu leiden. Er konnte den Zeichenstift nicht mehr richtig halten. "Seit da trägt Soutter die Tusche direkt mit dem Finger auf. (…) Gleichzeitig beschränkt er sich zunehmend auf das reine Zeichen, in einem dramatischen Spiel mit dem Kontrast von Schwarz und Weiss." (Michel Thévoz). Es entstehen die berühmten Fingermalereien der letzten Jahre, zu denen auch die hier angebotenen Werke gehören.
Soutters Malerei entzieht sich weitgehend einer Einordnung in bestehende Kategorien, vielmehr bewegt er sich in einem eigenen Kosmos kaum entschlüsselbarer Gesten und Zeichen. Die kunsthistorische Forschung hat sich in Ausstellungen und Publikationen dem komplexen und von Paradoxien getriebenen Werk Soutters gewidmet, "das zwar aus einem nahezu autistischen Rückzug auf das Persönliche entstanden ist, aber gerade dadurch auch höchst empfänglich wurde für die Schwingungen der avantgardistischsten Strömungen des 20. Jahrhunderts". (Michel Thévoz)
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