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Lot 3045* - A204 Gemälde Alter Meister - Freitag, 31. März 2023, 14.00 Uhr

JAN COSSIERS

(1600 Antwerpen 1671)
Allegorie der fünf Sinne: Elegante Gesellschaft an einem Tisch sitzend. Um 1640.
Öl auf Leinwand.
113 × 155,5 cm.

Provenienz:
- Europäische Privatsammlung.
- Auktion Christie's, London, 13.3.1987, Los 106.
- Richard Green Gallery, London, bis 1995.
- Privatsammlung, USA.
- Europäische Sammlung.

Ausstellung:
Boston/Toledo 1993/1994, The Age of Rubens, Museum of Fine Art Boston, 22.9.1993–2.1.1994 / Toledo Museum of Art, 2.2.1993–24.4.1994, Nr. 62.

Literatur:
Ausst.-Kat. The Age of Rubens, hrsg. von Peter Sutton, New York 1993, S. 402–405, Kat.-Nr. 62.

In dieser prächtigen Allegorie verführt uns der Antwerpener Maler Jan Cossiers in die Welt der fünf Sinne: Zentral im Bild sitzt eine in Rot und Grün gekleidete junge Frau, die ein Glas Weißwein an ihre Lippen führt, während sie den Betrachter fixiert: Sie verkörpert den Geschmackssinn. Rechts im Vordergrund hebt eine Frau eine Nelke an ihre Nase, um den Geruchssinn zu symbolisieren. Das Hören wird durch den Mann verkörpert, der im linken Vordergrund auf seiner Laute spielt. Das sich umarmende Paar im rechten Hintergrund symbolisiert den Tastsinn und die stehende Frau, die hinter dem Vorhang den Betrachter anschaut, steht schließlich für den Sehsinn.

Seit der Antike wurden die fünf Sinne als Zugang des Menschen zu seiner Umgebung verstanden. Die Sinneswahrnehmung war im klassischen Denken auch der Ausgangspunkt für die Theorie der vier Elemente. Im Mittelalter erlangten die Sinne eine moralisierende Dimension, da es als Laster galt, sinnlichen Versuchungen zu erliegen. Im 17. Jahrhundert jedoch schwand die Beschäftigung mit den negativen Konnotationen der Sinnlichkeit zugunsten eines eher empirischen Interesses an den durch Sinneserfahrungen gewonnenen Erkenntnissen. Die fünf Sinne erfreuten sich in der niederländischen Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts besonderer Beliebtheit. Nach einer Reihe von Stichen von Hendrick Goltzius (1558–1617), die jeden der fünf Sinne in zeitgenössischer Kleidung zeigen (um 1595/96), wurde die niederländische Tradition, Allegorien der Sinne mit alltäglichen Genreszenen zu verschmelzen, begründet und die Idee blühte in den südlichen Niederlanden im 17. Jahrhundert in Werken von David Teniers (1610–1690), Joos van Craesbeeck (1605–1661), Simon de Vos (1603–1676) und Theodor Rombouts (1597–1637) auf.

Dieses Gemälde wird von Marjorie E. Wieseman (siehe Literatur) um 1640 datiert, nach der Rückkehr Cossiers aus Italien, wo er in Antwerpen eng mit Peter Paul Rubens (1577–1640) zusammenarbeitete. Unter anderen entwarf er mit ihm die Dekorationen für den triumphalen Einzug des Kardinal-Infanten Ferdinand von Spanien in Antwerpen und für das Jagdschloss Torre de la Parada von Philip IV. von Spanien. Seine späteren Werke sind zwar sehr frei gemalt, weisen aber nicht die schillernde Farbigkeit früherer Werke auf, wie diese hier angebotene Allegorie eindrücklich vor Augen führt.

Das Halbformat und das tiefe Chiaroscuro seiner Genreszenen sind eindeutig Caravaggio (1571–1610) zu verdanken, dessen Werk er anlässlich seines Aufenthalts in Rom 1624 sehen konnte, aber dieser Einfluss kommt auf eine sehr persönliche Weise zum Ausdruck. Seine Historienbilder sind komplexer und spiegeln eine Vielfalt von stilistischen Einflüssen im Laufe seiner Karriere wider, unter anderem von den flämischen Caravaggisten Theodor Rombouts und Gerard Seghers (1591–1651).

Jan Cossiers wurde zunächst bei seinem Vater Anton Cossiers und später bei Cornelis de Vos (1585–1651) ausgebildet, bevor er eine Zeit lang in Aix-en-Provence bei Abraham de Vries (1590–1650) verbrachte. Er trat 1628/29 in die Antwerpener Lukasgilde ein und wurde 1640 zu deren Dekan ernannt. In den Aufzeichnungen der Gilde wird eine Reihe von Schülern erwähnt, die zwischen 1632/33 und 1666/67 in seinem Atelier tätig waren. Durch seine Ehen mit Jeanne Darragon (gest. 1639) und später mit Maria van der Willigen gelangte Cossiers zu grossem Reichtum und war Eigentümer mehrerer Häuser in Antwerpen.

CHF 400 000 / 600 000 | (€ 412 370 / 618 560)


Verkauft für CHF 439 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr