Lot 3421 - A203 PostWar & Contemporary - Donnerstag, 01. Dezember 2022, 14.00 Uhr
VICTOR VASARELY
(Pécs 1906–1997 Paris)
Felhoe. 1972-76.
Acryl auf Leinwand.
Unten links signiert: Vasarely. Verso signiert, datiert, betitelt, mit Werknummer und Massangabe: 2889 VASARELY FELHOC 100×100 1972/76 Vasarely.
100 × 100 cm.
Die Authentizität dieses Werkes wurde von Herrn Pierre Vasarely, Fondation Vasarely, Aix-en-Provence, im Oktober 2022, bestätigt. Wir danken Pierre Vasarely für die freundliche Unterstützung. Das Werk wird in den in Vorbereitung befindlichen Catalogue raisonné de l'oeuvre peint de Victor Vasarely aufgenommen.
Provenienz:
- Semiha Huber, Zürich (verso mit dem Etikett).
- Privatsammlung Schweiz.
“Every form is a base for colour, every colour is the attribute of a form.” Victor Vasarely
Als einer der Gründerväter der Op-Art-Bewegung in Europa bringt Vasarely mit seinen leuchtend farbigen optischen Mustern einen visuell kinetischen Aspekt in die traditionell flachen Gemälde seiner Generation. Vasarely möchte ursprünglich Arzt werden, gibt die Medizin jedoch auf, um seiner Leidenschaft für die Kunst zu folgen und schreibt sich ab 1929 an Sandor Bortnyiks privater Kunstschule Műhely ein, die sich an den Ideen des Bauhauses orientiert. Aufgrund finanzieller Engpässe fokussiert die Schule auf Fächer wie Angewandte Grafik und typografische Gestaltung, die später Grundlage für Vasarelys unverkennbaren Stil bilden. Wie kein anderer beherrscht Vasarely das Spiel der optischen Täuschungen, bringt geometrische einfache Formen, Vibrationen, Rotationen und Schwingungen meisterhaft auf die Leinwand.
So stellt er auch mit dem vorliegenden Werk das Auge des Betrachters gekonnt auf die Probe. Als Vorlage für spätere Holzskulpturen demonstriert Vasarely seine Fähigkeit, Farbe, Licht und Geometrie zu manipulieren: In schlichten Blau- und Grautönen vor dunkelblauem Hintergrund offenbaren sich mehrere Kuben. Unschlüssigkeit trifft hier auf visuelle Reizüberflutung, denn trotz akkurater Struktur und Abgrenzung der einzelnen Flächen lässt sich die Ausrichtung des grössten Kubus kaum ausmachen. Handelt es sich um einen Raum, in den der Betrachter eintaucht, und stellen die rechte hellere und dunkle Fläche Wände dar? Oder projiziert der Künstler einen schwebenden Kubus auf die Mitte der Leinwand? Welche Stellung nehmen die Farben und der kleinere Würfel in der Mitte in ‘’Felhoe’’ ein?
Das Werk Vasarelys ist nicht nur vielschichtig, sondern darüber hinaus nicht selten widersprüchlich. Zugleich stellt es eine Brücke zwischen den Abgründen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und dem Aufstreben von Massenkonsum und Swinging Sixties her. Felhoe existiert nicht nur als komplexe Bildfläche, sondern als ein vom Künstler entworfener Raum, der sowohl dynamisch einladend als auch problematisch seine Wirkung entfaltet. So instabil und flüchtig Vasarelys Bildflächen scheinen, so trefflich gelingt dem Künstler, uns durch Faszination und Unbehagen den Spiegel der (Selbst-)Reflexion vorzuhalten.
Provenienz:
- Semiha Huber, Zürich (verso mit dem Etikett).
- Privatsammlung Schweiz.
“Every form is a base for colour, every colour is the attribute of a form.” Victor Vasarely
Als einer der Gründerväter der Op-Art-Bewegung in Europa bringt Vasarely mit seinen leuchtend farbigen optischen Mustern einen visuell kinetischen Aspekt in die traditionell flachen Gemälde seiner Generation. Vasarely möchte ursprünglich Arzt werden, gibt die Medizin jedoch auf, um seiner Leidenschaft für die Kunst zu folgen und schreibt sich ab 1929 an Sandor Bortnyiks privater Kunstschule Műhely ein, die sich an den Ideen des Bauhauses orientiert. Aufgrund finanzieller Engpässe fokussiert die Schule auf Fächer wie Angewandte Grafik und typografische Gestaltung, die später Grundlage für Vasarelys unverkennbaren Stil bilden. Wie kein anderer beherrscht Vasarely das Spiel der optischen Täuschungen, bringt geometrische einfache Formen, Vibrationen, Rotationen und Schwingungen meisterhaft auf die Leinwand.
So stellt er auch mit dem vorliegenden Werk das Auge des Betrachters gekonnt auf die Probe. Als Vorlage für spätere Holzskulpturen demonstriert Vasarely seine Fähigkeit, Farbe, Licht und Geometrie zu manipulieren: In schlichten Blau- und Grautönen vor dunkelblauem Hintergrund offenbaren sich mehrere Kuben. Unschlüssigkeit trifft hier auf visuelle Reizüberflutung, denn trotz akkurater Struktur und Abgrenzung der einzelnen Flächen lässt sich die Ausrichtung des grössten Kubus kaum ausmachen. Handelt es sich um einen Raum, in den der Betrachter eintaucht, und stellen die rechte hellere und dunkle Fläche Wände dar? Oder projiziert der Künstler einen schwebenden Kubus auf die Mitte der Leinwand? Welche Stellung nehmen die Farben und der kleinere Würfel in der Mitte in ‘’Felhoe’’ ein?
Das Werk Vasarelys ist nicht nur vielschichtig, sondern darüber hinaus nicht selten widersprüchlich. Zugleich stellt es eine Brücke zwischen den Abgründen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und dem Aufstreben von Massenkonsum und Swinging Sixties her. Felhoe existiert nicht nur als komplexe Bildfläche, sondern als ein vom Künstler entworfener Raum, der sowohl dynamisch einladend als auch problematisch seine Wirkung entfaltet. So instabil und flüchtig Vasarelys Bildflächen scheinen, so trefflich gelingt dem Künstler, uns durch Faszination und Unbehagen den Spiegel der (Selbst-)Reflexion vorzuhalten.
CHF 60 000 / 90 000 | (€ 61 860 / 92 780)
Verkauft für CHF 110 100 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr