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Lot 3239 - A201 Impressionismus & Moderne - Freitag, 01. Juli 2022, 17.00 Uhr

CHARLES CAMOIN

(Marseille 1879–1965 Paris)
Voilier à quai dans le port de Marseille. Um 1905.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert: Ch. Camoin.
54 × 65 cm.

Wir danken dem Archives Camoin für die Bestätigung der Authentizität des Werks, Februar 2022.

Provenienz:
- Sammlung Franz Edouard Lüthy, Le Havre, um 1905, wohl direkt beim Künstler erworben.
- Schweizer Privatsammlung, durch Erbschaft von Obigem über mehrere Generationen an die heutigen Besitzer und seit Erwerb im gleichen Familienbesitz.

Ausstellung:
- Le Havre 1908, Exposition Cercle de l'Art Moderne, Le Havre, Juni 1908, Nr. 99 (unter dem Titel "Port de Marseille").
- Paris 2012/13, Le Cercle de l'Art Moderne. Collectionneurs d'avant-garde au Havre, Musée du Luxembourg, Paris, 19.9.2012–6.1.2013, Nr. 75 (mit Abb. im Ausst. Kat. S. 195).

Charles Camoins Anbindung an die Fauve-Künstler ergibt sich aus seiner freundschaftlichen Beziehung zu Henri Matisse und Albert Marquet. Getrieben von deren fauvistischen Farbexplosionen und durch den Einfluss Cézannes, mit dem Camoin in regem Briefkontakt steht, findet er bald seinen eigenen, unverwechselbaren impressionistisch angehauchten Stil. Zwischen 1904 und 1906 reist Camoin mit Manguin und Marquet entlang der südlichen Küste Frankreichs, um die Eindrücke der lichtdurchfluteten, vibrierenden und atmosphärisch aufgeladenen Küstenlandschaft festzuhalten. Das vorliegende Gemälde "Voilier à quai dans le port de Marseille" ist ein signifikantes Werk jener Phase und demonstriert auf ingeniöse Weise Camoins individuell fauvistische Malerei. Sein Einsatz von Pastellfarben, beispielsweise bei der Gestaltung der Stadtsilhouette, vermittelt einen nuancierten Umgang mit den Farbtönen. Anders als seine fauvistischen Kollegen, die kräftig expressionistische Farbkontraste bevorzugen, setzt Camoin hier dagegen auf eine modellierte Ästhetik, die Lichteffekte zum Vorschein bringt. Das satte Azurblau des Wassers in der Hafenbucht kontrastiert mit dem in Sfumato ausgeführten violett-mauve schimmernden Himmel über der Stadt und zitiert somit die impressionistischen Vorbilder.

Die beiden Gemälde "Nu couché au miroir" (Los 3238) und das vorliegende "Voilier à quai dans le port de Marseille" gehörten einst dem aus der Schweiz stammenden und in Le Havre ansässigen Kaffeehändler Franz Edouard Lüthy (1847–1919). Er war Mitglied der „Société des Amis des Arts du Havre“ und zusammen mit namhaften Sammlern wie Charles-Auguste Marande, Pieter Van der Velde, Georges Dussueil und Olivier Senn Mitbegründer des „Cercle de l’art moderne“ im Jahr 1906. Dieser Zusammenschluss von Handelsmagnaten, Mitglieder der städtischen Hautevolee und zeitgenössischen Kunstschaffenden setzte sich zum Ziel, damals noch lokale Maler wie Braque, Dufy und Friesz zu fördern und auszustellen. Guillaume Apollinaire, Claude Debussy und Frantz Jourdain unterstützten die Gruppe, die von Anfang an mit dem neu gegründeten Salon d'Automne verbunden war. Von 1906 bis 1910 organisierte der Cercle Jahresausstellungen, in denen Werke der jungen Fauves, wie Matisse, Derain, van Dongen, Vlamick, Manguin und nicht zuletzt Camoin gezeigt wurden. Le Havre galt dank deren Engagement als pulsierendes Zentrum der aufkeimenden künstlerischen Bewegung des Fauvismus. Beide Werke wurden von Lüthy wohl direkt bei Camoin erworben und blieben bis heute, also rund 120 Jahre im Besitz seiner Familie.

CHF 20 000 / 30 000 | (€ 20 620 / 30 930)


Verkauft für CHF 116 200 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr