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Lot 3413 - A199 PostWar & Contemporary - Donnerstag, 02. Dezember 2021, 16.00 Uhr

MARK TOBEY

(Centerville 1890–1976 Basel)
Aspects. 1965.
Tempera mit Monotypie auf dünnem Papier, fest aufgelegt.
Unten rechts signiert und datiert: Tobey 65.
51 × 101,7 cm.

Provenienz:
- Galerie Beyeler, Basel (verso mit dem Etikett).
- Sotheby's New York, Auktion 6. November 1985, Los 118.
- Vom heutigen Besitzer bei obiger Auktion erworben, seitdem Privatsammlung Schweiz.

Ausstellung: Krefeld 1975, Mark Tobey. Rückblick auf harmonische Weltbilder. Museum Haus Lange, 15. Juni - 3. August, Nr. 21 (verso mit dem Etikett).

“Since I try to make painting organic, I feel that there is a Relation with nature. I wanted to experience through the Medium of Paint a feeling of the movement of grass and floating seeds.” Mark Tobey

Mark Tobeys bildkünstlerische Welt ist komplex und zeichnet sich durch ein fast unerschöpfliches Potential an Kreativität, Experimentierfreude und der Kraft zur Innovation aus. Seine Werke sind Ausdruck seiner Spiritualität und Wahrnehmung der Welt. Die beeindruckende Materialität und stilistische Diversität offenbaren und ermöglichen ein breites Spektrum an Themen, etwa der Natur, der Zivilisation, der Städte, der Bewegungen, des Himmels und des Kosmos, des Rhythmus und der Musik, der Leere und der Kontemplation. Er lässt sich von seiner Umgebung inspirieren, in der er versucht, eine Abstraktion zu sehen, in der sich eine tiefsinnige, rhythmische Plastizität verbirgt.

Der 1890 geborene Mark Tobey wächst im Mittleren Westen der USA an den Ufern des Mississippi in Wisconsin auf. Mit sechzehn Jahren zieht er nach Chicago, wo er am Art Institute Kurse für Öl- und Aquarellmalerei besucht und sein Geld als Industriedesigner in einem Stahlwerk verdient. 1911 geht er nach New York und arbeitet als Porträtmaler und Modezeichner für die Zeitschrift Vogue. Während seiner Zeit in New York entdeckt und bekennt sich Mark Tobey zur spirituellen Lehre Bahā'ullāhs, welche eine Verbindung der grossen Weltreligionen in ihrer Vielfältigkeit zu einer gemeinsamen Weisheit anstrebt.

Ab 1925 beginnen seine Reisen mit Aufenthalten in Paris, dem Nahen Osten und eine längere Reise nach China und Japan, wo er sich in einem Zen-Kloster mit der Lehre und der Malerei des Zens sowie mit der Kalligrafie beschäftigt. Von nun an versucht er, die fernöstlich inspirierten Linienflüsse mit der europäischen Vorstellung von Masse und Volumen zu verbinden und eine Balance zwischen der Auffassung dieser zwei Welten herzustellen.

Durch die langjährige Beschäftigung mit der Kalligrafie entwickelt Mark Tobey eine eigene bildnerische Schrift. Die hier vorliegende grossartige querformatige Arbeit "Aspects" aus dem Jahr 1965 besteht aus unterschiedlichsten Ebenen. Je nach Abstand fällt dem Betrachter die Komplexität der Technik auf. Mit grösserer Distanz zum Werk sind zunächst Farbebenen und –flächen zu erkennen. Tritt der Betrachter etwas näher, so kommen mittig schnörkelige Formen zum Vorschein, schwarz/weisse Schnürchen beleben die Darstellung. Kommt der Betrachter ganz nah, so kommen winzige Pinselstriche hervor, die in einer kalligrafisch systematischen Anordnung die gesamte Bildoberfläche vereinzelt schmücken. Diese lassen an vertikale chinesische Schriftzeichen denken. Unter dieses vielschichtige Universum unterschiedlichster Zeichenebenen ist das dünne Papier mit einer Monotypie grundiert.

CHF 120 000 / 180 000 | (€ 123 710 / 185 570)


Verkauft für CHF 110 100 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr