Lot 3120 - A196 Gemälde des 19. Jahrhunderts - Freitag, 26. März 2021, 16.00 Uhr
CARL SPITZWEG
(1808 München 1885)
Nach links sitzender Orientale in einem Basar. Um 1852/53.
Öl auf Karton.
Verso unten links bezeichnet mit Nachlass-Stempel: S im Rhombus Spitzweg.
28,7 × 22,4 cm.
Provenienz:
- Sammlung Karl Kaiser.
- Auktion, Hugo Helbing, München, 20.6.1906, Nr. 266 (damals als "Türkischer Kaufmann, im Basar sitzend").
- Sammlung Annemarie Ericsson, Schaffhausen.
- Auktion Koller, Zürich, 1.6.1989, Los 5082.
- Privatsammlung Fürstentum Liechtenstein.
Ausstellungen:
- München 1906, Bayrische Kunst 1800–1850. Glaspalast, Juni-Juli 1906, Nr. 596 (damals als "Rauchender Türke").
- München 1985/86, Carl Spitzweg, Haus der Kunst, 23.11.1985–2.2.1986 Nr. 332 (verso mit Etikett).
- München 2003, Carl Spitzweg. Reisen und Wandern in Europa. Der glückliche Winkel. Haus der Kunst, München, 24.1.–4.5.2003, Nr. 54 (verso mit Etikett).
Literatur:
- Günther Roennefahrt: Carl Spitzweg. Beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde, Ölstudien und Aquarelle, München 1960, S. 201f., Nr. 654 (mit Abb.).
- Siegfried Wichmann: Orientdarstellungen im Werk von Carl Spitzweg. Dokumentation, Starnberg-München R.f.v.u.a.K. 1975, Nr. 11, Bayer. Staatsbibl. München, Inv.-Nr. Ana 656 SW 92.
- Ausst.-Kat.: Carl Spitzweg und die französischen Zeichner Daumier, Grandville, Gavarni, Doré. Hrsg. v. Sigfried Wichmann, 1985, Kat.-Nr. 332 (mit Farbabb.).
- Siegfried Wichmann: Carl Spitzweg, München 1990, S. 119 und 210, Nr. 68.
- Siegfried Wichmann: Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke. Gemälde und Aquarelle, Stuttgart 2002, S. 241 f., Nr. 424 (mit Farbabb.).
- Ausst.-Kat.: Carl Spitzweg. Reisen und Wandern in Europa. Der glückliche Winkel. Hrsg. v. Siegfried Wichmann, Stuttgart 2002, S. 123 f., Nr. 54 (mit Farbabb.).
„Spitzweg hat diese Arbeit unmittelbar in London auf der Weltausstellung gemalt. (…) Wir erleben wie er bereits die Einflüsse der französischen Schule um Delacroix benutzt und mit der Farbe modelliert, indem er die Rottöne aus dem Dunkelrot leuchten lässt. Auch der silhouettenhafte Aufbau vor hellem, gelblichem Grund entspricht der Auffassung der französischen Orientmaler. Der eilige Malduktus entsprach auch der englischen Schule, die er in London genau beobachten konnte“ (Siegfried Wichmann: 1990, S. 210).
Das „Exotische“ und der „Orient“ beschäftigen Carl Spitzweg verstärkt seit Ende der 1840er-Jahre. In einer vielschichtigen Werkgruppe drückt er seine Faszination für dieses Thema aus. Die anekdotischen Aspekte und das Erzählerische seines biedermeierlichen Frühwerkes beginnen sich zurückzunehmen zugunsten einer offenen und lichtdurchfluteten Malerei. Diesem wachsenden Interesse nachgehend, reist er 1848 zusammen mit seinem Malerfreund Eduard Schleich d. Ä. (1812–1874) nach Schloss Wiesentheid, um dort die Gemälde der Künstler der Schule von Barbizon und der Orientmaler zu studieren. Wichtige Impulse erhält er 1951 in Paris, wohin er zum Besuch der Industrieausstellung und der Ausstellung der Orientmaler reist. Anschließend besucht er in London die Weltausstellung und malt unter dem starken Einfluss der Länderbeiträge der vorderasiatischen Zentren, eine ganze Reihe von Gemälden, Studien und Skizzen zum Thema Orient malt. „Nach Eintragung in das Tagebuch der Londoner Reise 1851 hat Spitzweg das hier angebotene Werk in London skizziert. Es handelt sich um die große orientalische Abteilung innerhalb der Londoner Ausstellung, die in einem Basar ähnlichen Stil aufgebaut war“ (ebd. S. 240).
Wenn auch im lockeren Pinselduktus nur angedeutet beinhaltet der Bildraum dieser orientalischen Szene eine komplexe Kulisse. Der nach links blickende Händler im Zentrum wird von einer gelben, von der Wand hängenden Stoffbahn illuminiert, im Rücken eine große dunkle Tür. Der Hintergrund erstreckt sich in der linken Bildhälfte weit in die dunklen verschlungenen Gänge des Bazars. Dynamisch staffelt Spitzweg mit wenigen Pinselstrichen in dramatischen Lichtwechseln die Szene, wobei der sitzende Händler das ruhende Zentrum bildet.
Diese relativ selten auf dem Kunstmarkt angebotene Werkgruppe der „Orientalen“ transportiert somit nicht nur Spitzwegs frühe Faszination für diesen Kulturkreis, den er durch die Schilderungen seines in Kairo und Alexandria lebenden, älteren Bruders Simon bereits früh kennengelernt hatte, sondern spiegelt in ihre Ruhe und Gelassenheit auch Spitzwegs persönliche Lebenshaltung.
- Sammlung Karl Kaiser.
- Auktion, Hugo Helbing, München, 20.6.1906, Nr. 266 (damals als "Türkischer Kaufmann, im Basar sitzend").
- Sammlung Annemarie Ericsson, Schaffhausen.
- Auktion Koller, Zürich, 1.6.1989, Los 5082.
- Privatsammlung Fürstentum Liechtenstein.
Ausstellungen:
- München 1906, Bayrische Kunst 1800–1850. Glaspalast, Juni-Juli 1906, Nr. 596 (damals als "Rauchender Türke").
- München 1985/86, Carl Spitzweg, Haus der Kunst, 23.11.1985–2.2.1986 Nr. 332 (verso mit Etikett).
- München 2003, Carl Spitzweg. Reisen und Wandern in Europa. Der glückliche Winkel. Haus der Kunst, München, 24.1.–4.5.2003, Nr. 54 (verso mit Etikett).
Literatur:
- Günther Roennefahrt: Carl Spitzweg. Beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde, Ölstudien und Aquarelle, München 1960, S. 201f., Nr. 654 (mit Abb.).
- Siegfried Wichmann: Orientdarstellungen im Werk von Carl Spitzweg. Dokumentation, Starnberg-München R.f.v.u.a.K. 1975, Nr. 11, Bayer. Staatsbibl. München, Inv.-Nr. Ana 656 SW 92.
- Ausst.-Kat.: Carl Spitzweg und die französischen Zeichner Daumier, Grandville, Gavarni, Doré. Hrsg. v. Sigfried Wichmann, 1985, Kat.-Nr. 332 (mit Farbabb.).
- Siegfried Wichmann: Carl Spitzweg, München 1990, S. 119 und 210, Nr. 68.
- Siegfried Wichmann: Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke. Gemälde und Aquarelle, Stuttgart 2002, S. 241 f., Nr. 424 (mit Farbabb.).
- Ausst.-Kat.: Carl Spitzweg. Reisen und Wandern in Europa. Der glückliche Winkel. Hrsg. v. Siegfried Wichmann, Stuttgart 2002, S. 123 f., Nr. 54 (mit Farbabb.).
„Spitzweg hat diese Arbeit unmittelbar in London auf der Weltausstellung gemalt. (…) Wir erleben wie er bereits die Einflüsse der französischen Schule um Delacroix benutzt und mit der Farbe modelliert, indem er die Rottöne aus dem Dunkelrot leuchten lässt. Auch der silhouettenhafte Aufbau vor hellem, gelblichem Grund entspricht der Auffassung der französischen Orientmaler. Der eilige Malduktus entsprach auch der englischen Schule, die er in London genau beobachten konnte“ (Siegfried Wichmann: 1990, S. 210).
Das „Exotische“ und der „Orient“ beschäftigen Carl Spitzweg verstärkt seit Ende der 1840er-Jahre. In einer vielschichtigen Werkgruppe drückt er seine Faszination für dieses Thema aus. Die anekdotischen Aspekte und das Erzählerische seines biedermeierlichen Frühwerkes beginnen sich zurückzunehmen zugunsten einer offenen und lichtdurchfluteten Malerei. Diesem wachsenden Interesse nachgehend, reist er 1848 zusammen mit seinem Malerfreund Eduard Schleich d. Ä. (1812–1874) nach Schloss Wiesentheid, um dort die Gemälde der Künstler der Schule von Barbizon und der Orientmaler zu studieren. Wichtige Impulse erhält er 1951 in Paris, wohin er zum Besuch der Industrieausstellung und der Ausstellung der Orientmaler reist. Anschließend besucht er in London die Weltausstellung und malt unter dem starken Einfluss der Länderbeiträge der vorderasiatischen Zentren, eine ganze Reihe von Gemälden, Studien und Skizzen zum Thema Orient malt. „Nach Eintragung in das Tagebuch der Londoner Reise 1851 hat Spitzweg das hier angebotene Werk in London skizziert. Es handelt sich um die große orientalische Abteilung innerhalb der Londoner Ausstellung, die in einem Basar ähnlichen Stil aufgebaut war“ (ebd. S. 240).
Wenn auch im lockeren Pinselduktus nur angedeutet beinhaltet der Bildraum dieser orientalischen Szene eine komplexe Kulisse. Der nach links blickende Händler im Zentrum wird von einer gelben, von der Wand hängenden Stoffbahn illuminiert, im Rücken eine große dunkle Tür. Der Hintergrund erstreckt sich in der linken Bildhälfte weit in die dunklen verschlungenen Gänge des Bazars. Dynamisch staffelt Spitzweg mit wenigen Pinselstrichen in dramatischen Lichtwechseln die Szene, wobei der sitzende Händler das ruhende Zentrum bildet.
Diese relativ selten auf dem Kunstmarkt angebotene Werkgruppe der „Orientalen“ transportiert somit nicht nur Spitzwegs frühe Faszination für diesen Kulturkreis, den er durch die Schilderungen seines in Kairo und Alexandria lebenden, älteren Bruders Simon bereits früh kennengelernt hatte, sondern spiegelt in ihre Ruhe und Gelassenheit auch Spitzwegs persönliche Lebenshaltung.
CHF 30 000 / 40 000 | (€ 30 930 / 41 240)
Verkauft für CHF 37 500 (inkl. Aufgeld)
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