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Lot 3419 - A199 PostWar & Contemporary - Donnerstag, 02. Dezember 2021, 16.00 Uhr

OLLE BAERTLING

(Halmstadt 1911–1981 Stockholm)
Iraba. 1962.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert, datiert und mit Massangaben: Baertling 1962 81 × 130, sowie auf dem Keilrahmen betitelt, nochmals datiert und mit Massangaben: IRABA 1962 81 × 130. Auf der Leinwandüberlappung bezeichnet: HAUT und auf dem Keilrahmen bezeichnet: BAS.
81 × 130 cm.

Provenienz: Privatsammlung Schweiz.

„Bærtlings System lässt sich als Antwort auf Mondrian verstehen, denn jede Entscheidung Bærtlings ist gleichzeitig Bestätigung und Widerspruch zu diesem Pionier.“ Kay Heymer

1911 wird der schwedische Maler Olle Bærtling in Halmstad geboren. Er gehört zu den einflussreichsten Vertretern der Konkreten Kunst in Skandivanien.

Zu Beginn seiner künstlerischen Karriere ist er tief in der nordisch expressiven Malerei verwurzelt. Seine frühen Gemälde zeigen den Einfluss Henri Matisse‘, auch wenn Bærtlings Werke nicht der grossen Emotionalität des französischen Meisters folgen, sondern sich durch eine gewisse Distanz innerhalb der Darstellung auszeichnen. Diese Distanziertheit führt zwischen 1945-48 dazu, dass das expressiv figürliche immer mehr aus seinem Œuvre weicht und prägnante Farbflächen in seinen Kompositionen eine immer wichtigere Rolle spielen.

Dem Wunsch auch international zu agieren folgend, zieht es Bærtling in den späten 1940er Jahren immer wieder nach Paris, wo er zuerst bei André Lhote und dann bei Fernand Léger arbeitet. Während Lhote Bærtlings künstlerische Entwicklung hin zur Abstraktion ablehnt, führt die positive Auseinandersetzung mit Léger dazu, dass sich der Schwede ab 1949 ausschliesslich der ungegenständlichen Malerei widmet. Die Begegnung mit Auguste Herbin und die Aufnahme in die Galerie Denise René, die zu der Zeit als Plattform für alle wichtigen abstrakten Maler fungiert, bietet ihm eine zusätzliche Orientierung.

1954 findet Olle Bærtling sein endgültiges System, das immer wieder Anpassung erfährt, sich aber im Prinzip nicht mehr ändert. Dabei sind zwei Elemente entscheidend: das Bildkonzept und die Farbe. Während in den ersten abstrakten Gemälden noch unterschiedliche geometrische Formen zu finden sind, verschwinden diese bis 1954 gänzlich. Sein Bildkonzept setzt sich aus Farbflächen zusammen, die durch schwarze Linien getrennt sind. Diese immer gleich dicken, leicht geschwungenen Linien kreuzen sich nur an den Bildrändern. Somit erschafft er eine offene Komposition ohne Bildzentrum, die durch Richtungsimpulse über den Bildrand hinaus bestimmt ist. Verstärkt wird dieser räumliche Effekt noch dadurch, dass er die Werke mit einigem Abstand zur Wand hängt. Auch in der Farbe setzt eine Reduktion ein und, im Unterschied zu vielen Künstlerkollegen, setzt er auf Sekundärfarben. Während er in den 1950er Jahren noch unterschiedlichste Farbtöne kombiniert, konzentriert sich Bærtling in den 1960er Jahren auf Schwarz und Violett und kontrastiert in den 70ern Rottöne gegen Purpur.

Das vorliegende Werk „Iraba“ von 1962 ist ein herausragendes Beispiel seines reifen Stils der 1960er Jahre. Das extreme Querformat wird durch die schwarzen und violetten Farbflächen geprägt. Die schwarzen Konturlinien treffen sich am unteren Bildrand, so dass die Richtungsimpluse der Farbflächen zu allen Seiten ausstrahlen.

Trotz vieler Gemeinsamkeiten mit Piet Mondrian, Josef Albers, Victor Vasarely aber auch Bridget Riley ist es Olle Bærtling mit seiner offenen Komposition und der Farbgestaltung eindrucksvoll gelungen, seine eigene, wiedererkennbare Handschrift zu entwickeln.

CHF 35 000 / 55 000 | (€ 36 080 / 56 700)


Verkauft für CHF 77 160 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr