Lot 3007 - A190 Gemälde Alter Meister - Freitag, 27. September 2019, 14.00 Uhr
PEDRO FERNÁNDEZ DE MURCIA, Werkstatt
(tätig um 1489–1523)
Die Kreuztragung Christi.
Öltempera auf Leinwand auf Holz.
115,8 × 83,5 cm.
Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.
Dieses bisher unveröffentlichte Gemälde mit der Kreuztragung gewährt Einblick in ein faszinierendes Kapitel der iberischen Renaissance Malerei des frühen 16. Jahrhunderts. Die grossen durch das Dreigestirn Leonardo (1452–1519), Raphael (1483–1520) und Michelangelo (1475–1564) hervorgebrachten künstlerischen Neuerungen der italienischen Hochrenaissance sowie die politischen Gegebenheiten in Italien begünstigten und motivierten iberische Maler gegen Ende des 15. Jahrhunderts nach Italien zu reisen, um sich dort künstlerisch weiterzuentwickeln. Dies geschah zunächst in der Lombardei in unmittelbarer Nähe zu Leonardo da Vinci, der damals (1482–1499) am Sforzahof in Mailand wirkte und nach seiner temporären Rückkehr nach Florenz (1500–1506) dort – jetzt unter französischer Herrschaft – erneut tätig wurde. Zu den iberischen, nach Italien eingewanderten Malern, deren Wege sich mit Leonardo gekreuzt haben müssen, gehörten Fernando Llanos (tätig um 1506–1516) und Fernando Yanez (um 1475–1536), Alfonso Berruguette (um 1488–1561) und Pedro Fernández. Während Fernando Yanez und Fernando Llanos Leonardo wohl von Mailand aus nach Florenz begleiteten, wo sie den Florentiner an der Arbeit für die Anghari Schlacht unterstützten, um nach dessen Rückkehr nach Mailand wieder in die spanische Heimat zurückzukehren, führten Pedro Fernández' Wege von Mailand nach Neapel und Rom, wo er bis in das zweite Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts wirkte. Im Zusammenhang mit unserer Tafel hat uns Pedro Fernández zu interessieren, dessen künstlerische Formation zunächst eng an die künstlerischen Vorgänge in der Mailänder Metropole gebunden war, die damals von Leonardo da Vinci, Zenale (um 1460–1526) und Bramantino (um 1456–um 1530) geprägt waren. Nicht zufällig wurde unser Maler vor seiner biographischen Identifizierung als Pedro Fernández von der Kunstgeschichte unter dem Notnamen Pseudo-Bramantino geführt. Im Laufe des zweiten Jahrzehnts des 16. Jahrunderts dürfte der Spanier wieder in seine Heimat zurückgekehrt sein, wo er 1521 den der Heiligen Elena geweihten Hochaltar für die Kathedrale von Girona schuf. Es ist eben dieser Altar, zu dem vorliegende Tafel die deutlichsten Stilbezüge erkennen lässt. Die Figuren mit ihren leicht karikierten, an Leonardos Charakterstudien gemahnenden Gesichtszügen erscheinen eng verbunden mit dem Typenrepertoire des Pedro Fernández, in dessen Werkstatt das Bild wohl gegen 1520 entstanden ist.
Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für die Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Gemäldes.
Schweizer Privatbesitz.
Dieses bisher unveröffentlichte Gemälde mit der Kreuztragung gewährt Einblick in ein faszinierendes Kapitel der iberischen Renaissance Malerei des frühen 16. Jahrhunderts. Die grossen durch das Dreigestirn Leonardo (1452–1519), Raphael (1483–1520) und Michelangelo (1475–1564) hervorgebrachten künstlerischen Neuerungen der italienischen Hochrenaissance sowie die politischen Gegebenheiten in Italien begünstigten und motivierten iberische Maler gegen Ende des 15. Jahrhunderts nach Italien zu reisen, um sich dort künstlerisch weiterzuentwickeln. Dies geschah zunächst in der Lombardei in unmittelbarer Nähe zu Leonardo da Vinci, der damals (1482–1499) am Sforzahof in Mailand wirkte und nach seiner temporären Rückkehr nach Florenz (1500–1506) dort – jetzt unter französischer Herrschaft – erneut tätig wurde. Zu den iberischen, nach Italien eingewanderten Malern, deren Wege sich mit Leonardo gekreuzt haben müssen, gehörten Fernando Llanos (tätig um 1506–1516) und Fernando Yanez (um 1475–1536), Alfonso Berruguette (um 1488–1561) und Pedro Fernández. Während Fernando Yanez und Fernando Llanos Leonardo wohl von Mailand aus nach Florenz begleiteten, wo sie den Florentiner an der Arbeit für die Anghari Schlacht unterstützten, um nach dessen Rückkehr nach Mailand wieder in die spanische Heimat zurückzukehren, führten Pedro Fernández' Wege von Mailand nach Neapel und Rom, wo er bis in das zweite Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts wirkte. Im Zusammenhang mit unserer Tafel hat uns Pedro Fernández zu interessieren, dessen künstlerische Formation zunächst eng an die künstlerischen Vorgänge in der Mailänder Metropole gebunden war, die damals von Leonardo da Vinci, Zenale (um 1460–1526) und Bramantino (um 1456–um 1530) geprägt waren. Nicht zufällig wurde unser Maler vor seiner biographischen Identifizierung als Pedro Fernández von der Kunstgeschichte unter dem Notnamen Pseudo-Bramantino geführt. Im Laufe des zweiten Jahrzehnts des 16. Jahrunderts dürfte der Spanier wieder in seine Heimat zurückgekehrt sein, wo er 1521 den der Heiligen Elena geweihten Hochaltar für die Kathedrale von Girona schuf. Es ist eben dieser Altar, zu dem vorliegende Tafel die deutlichsten Stilbezüge erkennen lässt. Die Figuren mit ihren leicht karikierten, an Leonardos Charakterstudien gemahnenden Gesichtszügen erscheinen eng verbunden mit dem Typenrepertoire des Pedro Fernández, in dessen Werkstatt das Bild wohl gegen 1520 entstanden ist.
Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für die Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Gemäldes.
CHF 10 000 / 15 000 | (€ 10 310 / 15 460)
Verkauft für CHF 8 125 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr