Lot 3623 - A183 Grafik & Multiples - Samstag, 09. Dezember 2017, 10.30 Uhr
LILL TSCHUDI
(1911 Schwanden 2004)
Autorennen. 1930.
Farblinolschnitt. 5/30. Unten rechts mit Bleistift signiert: Lill Tschudi, sowie betitelt: Autorennen. Darstellung 14 x 17,5 cm auf Pergamentpapier 16 x 19 cm.
Provenienz: Privatsammlung Schweiz.
Literatur: Coppel, Stephen: Linocuts of the Machine Age, Claude Flight and the Grosvenors School, Aldershot 1995, LT 1.
Lill Tschudi ist eine bekannte Vertreterin des Linolschnitts, die im Umfeld der Grosvenor School of Art unter Claude Flight massgeblich zur Etablierung und Anerkennung dieser druckgrafischen Technik beiträgt.
Aufgrund seiner leicht zu bearbeitenden Oberflächenstruktur gilt der Linolschnitt gegenüber dem traditionsreichen, arbeitsintensiven Holzschnitt, zunächst als eine niedere Form des künstlerischen Ausdrucks. Pionier Claude Flight und seine Schüler an der Grosvenor School of Art, denen sich Lill Tschudi 1929 anschließt, entdecken jedoch die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten dieses Mediums. Mithilfe komplexer Farbschichtungen entwickeln sie moderne Designs, die den veränderten Zeitgeist der industrialisierten Gesellschaft zum Ausdruck bringen. Beschleunigung, Schnelllebigkeit und Anonymität sind beliebte Themen der losen Künstlergruppierung und spiegeln sich auch in Lill Tschudis Oeuvre wider.
Das hier zur Auktion gebotene „Autorennen“ ist ein charakteristisches Beispiel für die Auseinandersetzung der Künstlerin mit Dynamik und Sport, die auch futuristische Tendenzen birgt.
Das kubistisch anmutende Blatt „Sonntag“ (Los 3622) hingegen zeigt die Kühle einer sich fremd werdenden Gesellschaft, die zwar in der Tradition des sonntäglichen Kirchgangs als Gemeinschaft auftritt, deren leere Gesichter aber zu einer unpersönlichen Masse verschmelzen.
Die Nachgiebigkeit des Linoleums erlaubt zudem eine fließende Linienführung, die beim Holzschnitt durch den Verlauf der Fasern und die Maserung erschwert wird. Der Farblinolschnitt „Ich weiß nicht was soll das bedeuten“ (Los 3621) steht exemplarisch für solch kurvige, geschmeidige Linien, die hierbei das Sujet der Verführung auch formell unterstützen.
Lill Tschudis künstlerische Laufbahn führt über die Grosvenor School of Art weiter nach Paris, wo sie in den Kreisen um André Lothe, Gino Severini und Fernand Léger ihre eigene Linolschnitttechnik weiter ausbaut. 1935 kehrt die gebürtige Schweizerin zurück in ihre Heimat und lebt fortan mit der Familie ihrer Schwester Ida Tschudi-Schümperlin, die ebenfalls künstlerisch tätig ist, zusammen. Trotz ihrer Rückkehr in die Schweiz, verbleibt Lill Tschudi in regem Austausch mit ihren internationalen Kollegen und wird von Claude Flight in die Ausstellung „British Lino-Cut“ sowie in seine wegweisende Publikation „The Art and Craft of Lino Cutting and Printing“ inkludiert. Ihr beeindruckendes Lebenswerk umfasst 355 Druckgrafiken, wofür sie 1986 den Schweizer Nationalpreis für Druckgrafik erhält. Ihre Arbeiten sind Teil monumentaler Ausstellungen gewesen, darunter am Museum of Fine Arts in Boston und am Metropolitan Museum of Art in New York.
Literatur: Coppel, Stephen: Linocuts of the Machine Age, Claude Flight and the Grosvenors School, Aldershot 1995, LT 1.
Lill Tschudi ist eine bekannte Vertreterin des Linolschnitts, die im Umfeld der Grosvenor School of Art unter Claude Flight massgeblich zur Etablierung und Anerkennung dieser druckgrafischen Technik beiträgt.
Aufgrund seiner leicht zu bearbeitenden Oberflächenstruktur gilt der Linolschnitt gegenüber dem traditionsreichen, arbeitsintensiven Holzschnitt, zunächst als eine niedere Form des künstlerischen Ausdrucks. Pionier Claude Flight und seine Schüler an der Grosvenor School of Art, denen sich Lill Tschudi 1929 anschließt, entdecken jedoch die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten dieses Mediums. Mithilfe komplexer Farbschichtungen entwickeln sie moderne Designs, die den veränderten Zeitgeist der industrialisierten Gesellschaft zum Ausdruck bringen. Beschleunigung, Schnelllebigkeit und Anonymität sind beliebte Themen der losen Künstlergruppierung und spiegeln sich auch in Lill Tschudis Oeuvre wider.
Das hier zur Auktion gebotene „Autorennen“ ist ein charakteristisches Beispiel für die Auseinandersetzung der Künstlerin mit Dynamik und Sport, die auch futuristische Tendenzen birgt.
Das kubistisch anmutende Blatt „Sonntag“ (Los 3622) hingegen zeigt die Kühle einer sich fremd werdenden Gesellschaft, die zwar in der Tradition des sonntäglichen Kirchgangs als Gemeinschaft auftritt, deren leere Gesichter aber zu einer unpersönlichen Masse verschmelzen.
Die Nachgiebigkeit des Linoleums erlaubt zudem eine fließende Linienführung, die beim Holzschnitt durch den Verlauf der Fasern und die Maserung erschwert wird. Der Farblinolschnitt „Ich weiß nicht was soll das bedeuten“ (Los 3621) steht exemplarisch für solch kurvige, geschmeidige Linien, die hierbei das Sujet der Verführung auch formell unterstützen.
Lill Tschudis künstlerische Laufbahn führt über die Grosvenor School of Art weiter nach Paris, wo sie in den Kreisen um André Lothe, Gino Severini und Fernand Léger ihre eigene Linolschnitttechnik weiter ausbaut. 1935 kehrt die gebürtige Schweizerin zurück in ihre Heimat und lebt fortan mit der Familie ihrer Schwester Ida Tschudi-Schümperlin, die ebenfalls künstlerisch tätig ist, zusammen. Trotz ihrer Rückkehr in die Schweiz, verbleibt Lill Tschudi in regem Austausch mit ihren internationalen Kollegen und wird von Claude Flight in die Ausstellung „British Lino-Cut“ sowie in seine wegweisende Publikation „The Art and Craft of Lino Cutting and Printing“ inkludiert. Ihr beeindruckendes Lebenswerk umfasst 355 Druckgrafiken, wofür sie 1986 den Schweizer Nationalpreis für Druckgrafik erhält. Ihre Arbeiten sind Teil monumentaler Ausstellungen gewesen, darunter am Museum of Fine Arts in Boston und am Metropolitan Museum of Art in New York.
CHF 1 200 / 1 600 | (€ 1 240 / 1 650)
Verkauft für CHF 4 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr