Lot 3432 - Z41 PostWar & Contemporary - Samstag, 03. Dezember 2016, 14.00 Uhr
MARKUS LÜPERTZ
(Reichenberg 1941–lebt und arbeitet u.a. in Düsseldorf)
Susanne. 1986.
Terrakotta.
Auf der Rückseite unten monogrammiert: ML.
160 x 70 x 70 cm.
Das Werk ist im Archiv des Künstlers unter der Nummer: MLP 31/00 verzeichnet.
Provenienz: Privatsammlung Deutschland.
Ausstellungen:
- Zürich 1986, Markus Lüpertz. Skulpturen in Ton. Galerie Maeght Lelong, Oktober – November 1986.
- Karlsruhe 1991, Markus Lüpertz. Rezeptionen-Paraphrasen. Städtische Galerie im Prinz-Max-Palais, 4. Oktober - 8. Dezember 1991.
- Karlsruhe 1999 - 2002. Dauerleihgabe, Städtische Galerie Karlsruhe.
Literatur:
- Dupin, Jacques/Blistène,Bernard: Markus Lüpertz. Skulpturen in Ton, Zürich 1986 (Abb. Nr. 1).
- Schulz-Hoffmann, Carla, u.a.: Markus Lüpertz. Rezeptionen - Paraphrasen, Karlsruhe 1991, Nr. 72 (Abb. 116).
- Schmalenbach, Werner, u.a.: Landesausstellung 1990, Ursprung und Moderne. Linz 1990 (Abb. S. 46).
- Paparoni, Demetrio: Art in wonderland. Markus Lüpertz, in: Tema Celeste, International Art Review, N.25, April-June 1990, S. 30 (Abb. S. 32).
- Schmeller, Véronique: Eighty. Paris 1990 (Abb. S. 129).
Mit den 1960er Jahren formiert sich in Deutschland eine junge Künstlergeneration, die die Kunst und den Kunstbetrieb auf Jahre hin verändern wird.
Ihnen allen ist eine politische Haltung zu eigen, so dass die Kritik am Wirtschaftswunderland und seiner Gesellschaft immer wieder thematisiert wird; gleichzeitig reibt sich genau diese Gesellschaft an der provokativen, neuen Kunst. Sie stellen aber auch den klassischen Kunstbegriff und die traditionellen Gestaltungsprinzipien in Frage und suchen nach eigenen Wegen. Zu dieser Generation gehören neben Markus Lüpertz auch Anselm Kiefer, Georg Baselitz, Jörg Immendorf und A.R. Penck, die alle auf unterschiedliche Weise zur figürlichen, expressiven Malerei zurückkehren.
Markus Lüpertz flieht 1948 mit seiner Familie aus Böhmen ins Rheinland. Nach zwei erfolglosen Versuchen einer Lehre, besucht er zwischen 1956 und 1961 die Werkkunstschule in Krefeld und verdient sich Geld im Berg- und Strassenbau. Seine Studienzeit an der Kunstakademie Düsseldorf dauert nur ein Jahr, dann wird er exmatrikuliert. Auch seine Verpflichtung bei der französischen Fremdenlegion ist nur von kurzer Dauer. 1962 zieht er nach West-Berlin, um dem Wehrdienst zu entkommen; hier beginnt dann auch seine eigentliche künstlerische Laufbahn. Mit Hödicke, Diehl, Petrick und Sorge gründet Lüpertz die Selbsthilfegalerie „Grossgörschen 35“. 1969 zeigt Klaus Gallwitz seine Werke erstmals in einer Talentschau in Baden-Baden. Im darauffolgenden Jahr erhält er den Preis der Villa Romana und verbringt ein Jahr in Florenz. 1974 wird er als Professor für Malerei an die Kunstakademie Karlsruhe berufen und übernimmt 1988 für 20 Jahre die Leitung dieser bedeutendsten Kunstakademie in Deutschland. Er holt international renommierte Künstler als Professoren wie z.B. Jannis Kounellis oder Rosemarie Trockel und prägt eine ganze Generation deutscher Künstler.
1986 schafft Markus Lüpertz eine beeindruckende Reihe von Tonsklupturen, die vordergründig den Einfluss der Skulpturen Picassos und Giacomettis zeigen, und auch das detaillierte Wissen über die Kunst der Expressionisten und ihrer Vorbilder der Primitiven Kunst ist nicht von der Hand zu weisen. Dennoch geht es bei diesen groben, voluminösen Skulpturen nicht um die Darstellung eines Abbildes einer Frau oder einer Botschaft mit Hilfe der Kunst, sondern um die Frage, was die Kunst und der Bildhauer entstehen lassen können und was sie beim Betrachter auslösen, wie Jacques Dupin eindrücklich beschreibt:
„ Die Arbeit Lüpertz: Entzückung und Entführung, das Wiedererscheinen eines verbrannten Erbes, die Urbarmachung der Wüste … Durch das Anhäufen von Gespenstern und das Abziehen von Materie und, umgekehrt, durch die Vertreibung des Gespenstes mit dem Atem und der Erschaffung eines fremden Körpers. Es ist ein Hymnus – die immer gleiche Dithyrambe – auf die Frau, auf die unmögliche Gottheit, deren straffe und gebrochene Nackheit aus der Kühle ihrer Kerben und in ihren aufstiebenden Eruptionen zum Leben erwacht. Als würde sie jedesmal aus dem Auseinanderbersten ihrer Spannungen, aus ihrem skulpturalen Erscheinen, aus der Entfaltung ihrer Weiblichkeit neu geboren. Eine Weiblichkeit, die um so vollendeter ist, als sie unvollständig bleibt, um so intensiver strahlt, als sie liebevoll gemartert wurde.“ (zit. Jacques Dupin, in: Ausst.Kat. Markus Lüpertz. Skulpturen in Ton, Oktober – November 1986, Zürich 1986).
Provenienz: Privatsammlung Deutschland.
Ausstellungen:
- Zürich 1986, Markus Lüpertz. Skulpturen in Ton. Galerie Maeght Lelong, Oktober – November 1986.
- Karlsruhe 1991, Markus Lüpertz. Rezeptionen-Paraphrasen. Städtische Galerie im Prinz-Max-Palais, 4. Oktober - 8. Dezember 1991.
- Karlsruhe 1999 - 2002. Dauerleihgabe, Städtische Galerie Karlsruhe.
Literatur:
- Dupin, Jacques/Blistène,Bernard: Markus Lüpertz. Skulpturen in Ton, Zürich 1986 (Abb. Nr. 1).
- Schulz-Hoffmann, Carla, u.a.: Markus Lüpertz. Rezeptionen - Paraphrasen, Karlsruhe 1991, Nr. 72 (Abb. 116).
- Schmalenbach, Werner, u.a.: Landesausstellung 1990, Ursprung und Moderne. Linz 1990 (Abb. S. 46).
- Paparoni, Demetrio: Art in wonderland. Markus Lüpertz, in: Tema Celeste, International Art Review, N.25, April-June 1990, S. 30 (Abb. S. 32).
- Schmeller, Véronique: Eighty. Paris 1990 (Abb. S. 129).
Mit den 1960er Jahren formiert sich in Deutschland eine junge Künstlergeneration, die die Kunst und den Kunstbetrieb auf Jahre hin verändern wird.
Ihnen allen ist eine politische Haltung zu eigen, so dass die Kritik am Wirtschaftswunderland und seiner Gesellschaft immer wieder thematisiert wird; gleichzeitig reibt sich genau diese Gesellschaft an der provokativen, neuen Kunst. Sie stellen aber auch den klassischen Kunstbegriff und die traditionellen Gestaltungsprinzipien in Frage und suchen nach eigenen Wegen. Zu dieser Generation gehören neben Markus Lüpertz auch Anselm Kiefer, Georg Baselitz, Jörg Immendorf und A.R. Penck, die alle auf unterschiedliche Weise zur figürlichen, expressiven Malerei zurückkehren.
Markus Lüpertz flieht 1948 mit seiner Familie aus Böhmen ins Rheinland. Nach zwei erfolglosen Versuchen einer Lehre, besucht er zwischen 1956 und 1961 die Werkkunstschule in Krefeld und verdient sich Geld im Berg- und Strassenbau. Seine Studienzeit an der Kunstakademie Düsseldorf dauert nur ein Jahr, dann wird er exmatrikuliert. Auch seine Verpflichtung bei der französischen Fremdenlegion ist nur von kurzer Dauer. 1962 zieht er nach West-Berlin, um dem Wehrdienst zu entkommen; hier beginnt dann auch seine eigentliche künstlerische Laufbahn. Mit Hödicke, Diehl, Petrick und Sorge gründet Lüpertz die Selbsthilfegalerie „Grossgörschen 35“. 1969 zeigt Klaus Gallwitz seine Werke erstmals in einer Talentschau in Baden-Baden. Im darauffolgenden Jahr erhält er den Preis der Villa Romana und verbringt ein Jahr in Florenz. 1974 wird er als Professor für Malerei an die Kunstakademie Karlsruhe berufen und übernimmt 1988 für 20 Jahre die Leitung dieser bedeutendsten Kunstakademie in Deutschland. Er holt international renommierte Künstler als Professoren wie z.B. Jannis Kounellis oder Rosemarie Trockel und prägt eine ganze Generation deutscher Künstler.
1986 schafft Markus Lüpertz eine beeindruckende Reihe von Tonsklupturen, die vordergründig den Einfluss der Skulpturen Picassos und Giacomettis zeigen, und auch das detaillierte Wissen über die Kunst der Expressionisten und ihrer Vorbilder der Primitiven Kunst ist nicht von der Hand zu weisen. Dennoch geht es bei diesen groben, voluminösen Skulpturen nicht um die Darstellung eines Abbildes einer Frau oder einer Botschaft mit Hilfe der Kunst, sondern um die Frage, was die Kunst und der Bildhauer entstehen lassen können und was sie beim Betrachter auslösen, wie Jacques Dupin eindrücklich beschreibt:
„ Die Arbeit Lüpertz: Entzückung und Entführung, das Wiedererscheinen eines verbrannten Erbes, die Urbarmachung der Wüste … Durch das Anhäufen von Gespenstern und das Abziehen von Materie und, umgekehrt, durch die Vertreibung des Gespenstes mit dem Atem und der Erschaffung eines fremden Körpers. Es ist ein Hymnus – die immer gleiche Dithyrambe – auf die Frau, auf die unmögliche Gottheit, deren straffe und gebrochene Nackheit aus der Kühle ihrer Kerben und in ihren aufstiebenden Eruptionen zum Leben erwacht. Als würde sie jedesmal aus dem Auseinanderbersten ihrer Spannungen, aus ihrem skulpturalen Erscheinen, aus der Entfaltung ihrer Weiblichkeit neu geboren. Eine Weiblichkeit, die um so vollendeter ist, als sie unvollständig bleibt, um so intensiver strahlt, als sie liebevoll gemartert wurde.“ (zit. Jacques Dupin, in: Ausst.Kat. Markus Lüpertz. Skulpturen in Ton, Oktober – November 1986, Zürich 1986).
CHF 60 000 / 80 000 | (€ 61 860 / 82 470)
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