Sie haben noch kein Login?

Klicken Sie hier um sich zu registrieren »


Wenn Sie bereits registriert sind - Login:




Lot 3486 - Z41 PostWar & Contemporary - Samstag, 03. Dezember 2016, 14.00 Uhr

AI WEIWEI

(Peking 1957 - lebt und arbeitet u.a. in Peking und Berlin)
Ohne Titel (Foster Divina). 2010.
Huanghuali Holz.
Durchmesser 130 cm.

Mit der Bestätigung des Künstlers, Peking Mai 2012.

Provenienz:
- Galerie Urs Meile, Peking/Luzern.
- Dort 2012 vom heutigen Besitzer erworben, seitdem Privatsammlung Schweiz.

Literatur:
- Meile, Urs: Ai Weiwei: Works from 2004 – 2007, Zürich 2008, S. 36-39.
- Brougher, Kerry/Kataoka, Mami u.a.: Ai Weiwei: according to what?, New York 2012, S. 14-17.

Ai Weiwei gehört zu den bedeutendsten Konzeptkünstlern der Zeitgenössischen Kunst; und gleichzeitig durch sein politisches Engagement zu einem der Einflussreichsten, teils aber auch Umstrittensten. Wie kaum ein anderer Künstler verbindet er die Kunst der Gegenwart mit den Traditionen seines Landes und der Geschichte. Eindrücklich stellt er dies im vorliegenden Werk unter Beweis.

De divina proportione ist ein 1509 erschienenes Buch von Luca Pacioli mit Illustrationen von Leonardo Da Vinci. Hierin finden sich Darstellungen eines geometrischen Polyeders, welches der Form dieser Skulptur von Ai Weiwei entspricht. Pacioli greift bei seiner Abhandlung von „göttlichen Proportionen“ auf bereits in der Antike besprochene, ideale Formen zurück. Von den fünf platonischen Körpern ist der Ikosaeder derjenige, der zwanzig gleichseitige Dreiecke aufweist. Stumpft man von diesem die 12 Ecken zu Flächen ab, erhält man den Ikosaederstumpf, einen archimedischen Körper. Die Form, die Ai Weiwei für seine Skulptur „Foster Divina“ wählt. Es handelt sich um eine Kugel, zusammengesetzt aus pentagonalen und hexagonalen Aussenflächen, wobei alle Kanten gleiche Längen aufweisen. Sie bilden ein exaktes den Raum begrenzendes Gerüst.

Reguläre Polyeder weisen eine grösstmögliche Symmetrie auf, welche bereits bei den platonischen Körpern wesentlich ist. Wichtig war dies in der Antike und dann auch in der Renaissance, weil man durch solche geometrische Formen unter anderem den Aufbau der Materie zu erklären versuchte. Ein Ansatz, der gar nicht so verkehrt ist, denn auch mit Kenntnis der molekularen Strukturen entdecken wir heute erstaunlich viele geometrische Grundformen. So weist zum Beispiel das Fullerenmolekül (C60) exakt die Form des Ikosaederstumpfes auf.

Die vorliegende Skulptur weist mit ihrem präzisen Raumsinn viel Ähnlichkeiten zu Ai Weiweis architektonischen Projekten auf. Die extreme Präzision erzeugt ein gleichzeitiges Gefühl von Schwere und Leichtigkeit. Nach eigenen Aussagen hat Ai Weiwei die Form jedoch zuerst an einem Spielzeug entdeckt, mit welchem seine Katzen spielten. Dieses Design hat ihn fasziniert. Typischerweise verbindet er dadurch etwas Alltägliches mit etwas sehr Bedeutendem und Traditionellem. Vielleicht ist es auch kein Zufall, dass auch der Fussball die Form des Ikosaederstumpfes hat. Ai Weiwei war 2008 an dem Stadionbau „Vogelnest“ von Herzog und DeMeron in Peking beteiligt, und es könnte sein, dass ihm die Assoziation zu diesem weltweit bekannten Sport gut in sein Konzept des spielerischen Umgangs mit Traditionen passt.

Ai Weiwei fertigt eine kleine Serie solcher Sphären verschiedener Grössen an: mal, wie die hier vorliegende Skulptur, nur das Gerüst, mal auch die Kugel mit geschlossenen Flächen. Er fertig sie aus Huanghuali Holz, ein Material, welches für klassische chinesische Möbel benutzt wurde. Auch verwendet er eine traditionelle Technik der nagellosen Stückverbindung aus der Ming und Qing Dynastie. Dieser Bezug auf die Traditionen ist in Ai Weiweis Werk sehr wichtig.

CHF 180 000 / 260 000 | (€ 185 570 / 268 040)


Verkauft für CHF 228 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr