Lot 3462 - Z40 PostWar & Contemporary - Samstag, 25. Juni 2016, 14.00 Uhr
ALFRED HRDLICKA
(1928 Wien 2009)
Werkskizze zu "Tausendundeinenacht". 1967.
Bleistift und Kohle auf Papier auf Leinwand.
Unten rechts signiert und datiert: Alfred Hrdlicka 1967.
193 x 220 cm.
Provenienz:
- Ehemals Sammlung Prof. Dr. Gustav Stein, Köln.
- Privatsammlung Schweiz.
Ausstellung: Biennale Sao Paulo 1967 (verso mit dem Etikett).
Literatur: Chobot, Manfred. Alfred Hrdlicka. Skulptur und grosse Zeichnungen, Wien/München 1973, Nr. 17 (mit Abb.).
Der Österreicher Alfred Hrdlicka wird 1928 in Wien geboren. Sein Vater, wie auch Hrdlicka selbst, ist ein überzeugter Kommunist, der in den 1930er Jahren schnell mit der nationalsozialistischen Herrschaft in Konflikt gerät und mehrfach verhaftet wird. Er taucht gegen Ende des Zweiten Weltkrieges mit seinem Sohn in den Untergrund ab, auch um ihn vor dem Kriegsdienst zu bewahren.
Schon während des Krieges kommt es bei Hrdlicka zu den ersten künstlerischen Versuchen, und so beginnt er 1946 sein Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Nach erfolgreichem Abschluss tritt er 1953 der Bildhauerklasse Fritz Wotrubas bei. Seinen internationalen Durchbruch erfährt er 1964 mit der Teilnahme an der XXXII. Biennale in Venedig als Vertreter Österreichs. Es folgen zahlreiche Ausstellungen und öffentliche Aufträge für Skulpturen, wobei letztere in den meisten Fällen zu grosser öffentlicher Empörung führen. Ab den 1970er Jahren hat Hrdlicka diverse Professuren inne, u.a. an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, der Hochschule für bildende Künste Hamburg, der Universität der Künste Berlin und der Universität für angewandte Kunst Wien. Er beeinflusst somit eine ganze Generation von Künstlern.
Nach den Erfahrungen und Greultaten des Zweiten Weltkrieges und des Dritten Reichs wenden sich die meisten europäischen Künstler der Abstraktion zu, da für sie das Erlebte gewissermassen das Figürliche in der Kunst nicht mehr möglich macht. Ganz anders reagiert dagegen der überzeugte Kommunist Hrdlicka – in seinem Oeuvre steht nach wie vor der menschliche Körper im Mittelpunkt, so dass er sich an der expressionistischen Kunst der Vorkriegszeit orientiert.
Zudem ist für ihn Kunst immer politisch; in seinen Augen muss ein Künstler mit seinen Werken den gesellschaftlichen Zustand aufzeigen, analysieren und kritisieren. Dies geht aber nicht mit den Mitteln der Abstraktion. Auch wenn für Hrdlicka Kunst immer politisch ist, ist die Abstraktion dann in gewissem Sinne ein Kommentar ohne Stellung zu beziehen, was er sein lebenlang ablehnen wird. In diesem Zusammenhang sind auch die zahlreichen Skandale um seine öffentlichen Denkmäler einzuordnen: Hrdlicka hat eine klare politische Meinung und historische Sichtweise, die er in seinen Werken vertritt, ohne auf gesellschaftliche Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen.
Die vorliegende, grossformatige Zeichnung von 1967 ist in eine ganze Reihe von vergleichbaren Arbeiten in Technik und Grösse einzuordnen, die sich in seinem Oeuvre immer wieder finden. Skizzenhafte, kaum erkennbare Gestalten stehen im Kontrast zu klar umrissenen, mit kräftiger Kontur gemalten, Figuren. Nur drei Figuren stehen mit dem Gesicht zum Betrachter, sonst sehen wir alle Dargestellten nur im Profil. Die thematische Einordnung gibt der Titel vor, ohne dem Betrachter aber Anhaltspunkte zu geben, in wie fern es sich um die Geschichten von „1001 Nacht“ handeln soll, von denen wir ja eine klare Vorstellung haben.
Effektvoll spielt der Künstler mit unseren Erwartungen, den Kontrasten von Hell und Dunkel sowie kräftigen und flüchtigen Konturen, und es gelingt ihm so eindrücklich, der Zeichnung durch Malweise und Grösse einen bildhaften Charakter zu verleihen.
- Ehemals Sammlung Prof. Dr. Gustav Stein, Köln.
- Privatsammlung Schweiz.
Ausstellung: Biennale Sao Paulo 1967 (verso mit dem Etikett).
Literatur: Chobot, Manfred. Alfred Hrdlicka. Skulptur und grosse Zeichnungen, Wien/München 1973, Nr. 17 (mit Abb.).
Der Österreicher Alfred Hrdlicka wird 1928 in Wien geboren. Sein Vater, wie auch Hrdlicka selbst, ist ein überzeugter Kommunist, der in den 1930er Jahren schnell mit der nationalsozialistischen Herrschaft in Konflikt gerät und mehrfach verhaftet wird. Er taucht gegen Ende des Zweiten Weltkrieges mit seinem Sohn in den Untergrund ab, auch um ihn vor dem Kriegsdienst zu bewahren.
Schon während des Krieges kommt es bei Hrdlicka zu den ersten künstlerischen Versuchen, und so beginnt er 1946 sein Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Nach erfolgreichem Abschluss tritt er 1953 der Bildhauerklasse Fritz Wotrubas bei. Seinen internationalen Durchbruch erfährt er 1964 mit der Teilnahme an der XXXII. Biennale in Venedig als Vertreter Österreichs. Es folgen zahlreiche Ausstellungen und öffentliche Aufträge für Skulpturen, wobei letztere in den meisten Fällen zu grosser öffentlicher Empörung führen. Ab den 1970er Jahren hat Hrdlicka diverse Professuren inne, u.a. an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, der Hochschule für bildende Künste Hamburg, der Universität der Künste Berlin und der Universität für angewandte Kunst Wien. Er beeinflusst somit eine ganze Generation von Künstlern.
Nach den Erfahrungen und Greultaten des Zweiten Weltkrieges und des Dritten Reichs wenden sich die meisten europäischen Künstler der Abstraktion zu, da für sie das Erlebte gewissermassen das Figürliche in der Kunst nicht mehr möglich macht. Ganz anders reagiert dagegen der überzeugte Kommunist Hrdlicka – in seinem Oeuvre steht nach wie vor der menschliche Körper im Mittelpunkt, so dass er sich an der expressionistischen Kunst der Vorkriegszeit orientiert.
Zudem ist für ihn Kunst immer politisch; in seinen Augen muss ein Künstler mit seinen Werken den gesellschaftlichen Zustand aufzeigen, analysieren und kritisieren. Dies geht aber nicht mit den Mitteln der Abstraktion. Auch wenn für Hrdlicka Kunst immer politisch ist, ist die Abstraktion dann in gewissem Sinne ein Kommentar ohne Stellung zu beziehen, was er sein lebenlang ablehnen wird. In diesem Zusammenhang sind auch die zahlreichen Skandale um seine öffentlichen Denkmäler einzuordnen: Hrdlicka hat eine klare politische Meinung und historische Sichtweise, die er in seinen Werken vertritt, ohne auf gesellschaftliche Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen.
Die vorliegende, grossformatige Zeichnung von 1967 ist in eine ganze Reihe von vergleichbaren Arbeiten in Technik und Grösse einzuordnen, die sich in seinem Oeuvre immer wieder finden. Skizzenhafte, kaum erkennbare Gestalten stehen im Kontrast zu klar umrissenen, mit kräftiger Kontur gemalten, Figuren. Nur drei Figuren stehen mit dem Gesicht zum Betrachter, sonst sehen wir alle Dargestellten nur im Profil. Die thematische Einordnung gibt der Titel vor, ohne dem Betrachter aber Anhaltspunkte zu geben, in wie fern es sich um die Geschichten von „1001 Nacht“ handeln soll, von denen wir ja eine klare Vorstellung haben.
Effektvoll spielt der Künstler mit unseren Erwartungen, den Kontrasten von Hell und Dunkel sowie kräftigen und flüchtigen Konturen, und es gelingt ihm so eindrücklich, der Zeichnung durch Malweise und Grösse einen bildhaften Charakter zu verleihen.
CHF 30 000 / 40 000 | (€ 30 930 / 41 240)
Verkauft für CHF 36 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr