Lot 3218* - Z39 Impressionismus & Moderne - Freitag, 04. Dezember 2015, 16.00 Uhr
BONNARD, PIERRE
(Fontenay-aux-Roses 1867 - 1947 Cannet)
Toulouse-Lautrec au Café (La Terrasse). 1897.
Öl auf Malkarton.
Unten links signiert und datiert: 97 Bonnard.
19 x 35 cm.
Provenienz: - Koller Zürich, 20. Mai 1992, Los 5027. - Privatsammlung Deutschland, bei obiger Auktion erworben. Ausstellung: Paris 1933, Pavillon de Marsan, Le Décor de la vie sous la IIIe République de 1870 à 1900. April - Juni 1933, Kat.-Nr. 50, dort wohl unter dem Titel "Toulouse-Lautrec au café". Literatur: - Dauberville, Jean und Henry / Ed. Bernheim-Jeune. Bonnard 1888 - 1905, Bd I, Paris 1965, S. 182, Kat.-Nr. 146 (mit Abb.). - Beer, François Joachim: Bonnard. Ed. Françaises d'Art, Bildt. 37, S. 57. Das vorliegende Werk zeigt eine für Bonnard typische Caféhaus-Szene, die das Leben der Pariser Gesellschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert widerspiegelt. Seine Sujets sind ein Spaziergänger, ein flüchtiger Eindruck eines attraktiven Gesichtes, ein ruhiger Moment an einer Strassenecke oder - ganz gegensätzlich - brausendes, aufgeregtes Treiben der Stadt. Noch heute findet man in Pariser Cafés die typische Anordnung der Tischchen und Stühle, die allen Gästen den Blick auf die Strasse hin ermöglicht. Man nennt dies "à la parisienne" und bezeichnet so auch das damit verbundene, fast schon voyeuristische Interesse der Pariser am Treiben in ihrer Stadt. Das hier vorgestellte Werk zeigt Bonnards Freund Henri de Toulouse-Lautrec, der im Café sitzt und die vorbeiströmenden Passanten beobachtet; er ist an der charakteristischen Melone zu erkennen. Seine Haltung wirkt ruhig, er scheint in Gedanken versunken. Das Weiss der Kleidung einer vorbeigehenden Dame und des Hutes einer sitzenden Frau lässt die Szene vibrieren. Dennoch strahlt diese nächtliche Strassenszene, für Bonnard typisch, Ruhe und Kontemplation aus. Das Werk besticht durch die lineare Perspektive, die dekorative Bearbeitung der Fläche und den Gebrauch der Silhouette. Trotz der Tiefe, welche durch die Anordnung der verschiedenen Ebenen erreicht wird, ist die Gesamtwirkung eher flächig - ein Effekt, der nicht nur dem Einfluss der japanischen Holzschnitte, sondern auch der Faszination der Plakatkunst Rechnung trägt. Die Freundschaft mit Henri de Toulouse-Lautrec beginnt 1891, als Bonnards Plakat "France-Champagne" veröffentlicht wird, das er in einem Wettbewerb für den Champagnerhersteller E. Debray entworfen hat. Der Maler und Grafiker Toulouse-Lautrec findet grossen Gefallen am Plakat und macht sich auf die Suche nach dem Künstler. Thadée Nathanson berichet, dass Bonnard 1891 den kleinwüchsigen Lautrec, der sich viel Mühe gegeben hat, um den Autor des Plakates zu finden, bei der Hand nimmt und ihn zum Drucker Ancourt bringt, der "France-Champagne" produziert hat. Kurz darauf druckt Ancourt auch Lautrecs berühmtes "Moulin-Rouge" (siehe Thadée Nathanson, Le Bonnard que je propose, Genf 1951, S. 19.). Bonnard widmet sich danach ausschliesslich der Malerei, die ihn berühmt machen soll. Toulouse-Lautrec hingegen bleibt der Plakatkunst und der damit einhergehenden Lithografie stark verbunden.
CHF 80 000 / 120 000 | (€ 82 470 / 123 710)
Verkauft für CHF 114 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr