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Lot 3621* - Z36 Grafik & Multiples - Samstag, 28. Juni 2014, 13.30 Uhr

HENRI MATISSE

(Le Cateau-Cambrésis 1869–1954 Nizza)
Nu au coussin bleu à côté d'une cheminée. 1925.
Lithograph. From an edition of 50.
Lithografie. Aus einer Auflage von 50. Unten rechts signiert: Henri-Matisse. Darstellung 63,5 x 48 cm auf Vélin von Arches (mit dem Wasserzeichen) 73,6 x 55,6 cm. Fachmännisch restauriert.
Image 63.5 x 48 cm on Arches wove paper (with watermark) 73.6 x 55.6 cm. Professional restoration.

Werkverzeichnis: Dutuit-Matisse, Nr. 454. Mit dem Umzug nach Nizza im Jahr 1921 verlagert sich der Lebensmittelpunkt von Henri Matisse für die 1920er Jahre auf die Côte d'Azur; nur die Sommermonate verbringt er in Paris und/oder in Issy-les-Moulineaux. Künstlerisch rückt der weibliche Akt in privater Umgebung und die Vermischung mit der Odaliske in seinen Fokus. Vor allem in Zeichnungen und Druckgrafiken ist diese Entwicklung zu sehen. Die vorliegende, grossformatige Lithografie spiegelt genau diesen neuen Fokus wieder. Der Akt sitzt mit hinter dem Kopf verschränkten Armen in einem leichten Kontrapost im Sessel, die Beine sind überschlagen. In vollkommen entspannter Haltung wendet sie den Kopf Richtung Betrachter, scheint aber ihren eigenen Gedanken nachzuhängen, ohne uns wirklich zu bemerken. Der Sessel ist mit einem zurückhaltenden Blumendekor versehen; im Hintergrund ist ein Raum mit Kamin angedeutet. Dieses Motiv scheint für Matisse eine grosse Bedeutung gehabt zu haben, denn man findet es gleich mehrmals. 1924 verwendet er dieselbe Komposition erstmals in der Lithografie "Nu au coussin bleu" (Dutuit-Matisse, Nr. 442), wobei er in diesem Werk die Konzentration vollends auf den Akt legt; nur der Sessel ist angedeutet, jeglicher Dekor oder Hinweise auf das Interieur fehlen. Ebenfalls 1925 verbindet er unser Motiv mit dem Typ der Odalisken, in dem er in "Grande odalisque à la culotte bayadère" (Dutuit-Matisse, Nr. 455) dem Akt, die für den Orient typischen weiten, gestreiften Hosen anzieht. Die helle, zurückhaltende und reduzierte Darstellung in der Lithografie von 1924 vermittelt einen vollkommen anderen Eindruck und Atmosphäre als das vorliegende Blatt, in dem der Hell-Dunkelkontrast zunimmt und vor allem die Einbindung des Aktes in ein Interieur eine neue Geschichte erzählt. Mit der Odalisken aus dem Jahr 1925 dann treibt Matisse die kompositorische Entwicklung auf die Spitze. Bei aller Veränderung, die der Künstler in diesen drei Werken vorgenommen hat, so charakterisiert die Erscheinung des Aktes doch "ein gelungenes Gleichgewicht zwischen bewusster Haltung und gelassener Natürlichkeit" (zit. Margret Stuffmann, in: Ausst.Kat.: Henri Matisse. Figur - Farbe - Raum, K20 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, 29.10.2005 - 19.02.2006, Ostfildern 2006, S. 50f.). Kompositorisch erinnert unser Werk natürlich an Jean Auguste Dominique Ingres Lithografie "Odalisque", 1825 und Eugène Delacroix' "Femmes d'Alger" von 1833, deren weite Verbreitung es höchst wahrscheinlich macht, dass Matisse sie kannte und eindrucksvoll die Einflüsse aufgenommen, aber seine eigene, wiedererkennbare Komposition geschaffen hat. "Hier, bei Ingres, die geradezu manieristisch anmutende, kühl distanzierte Eleganz, die raffinierte Einbindung der Gestalt in das Blattformat, die sorgfältige Ausführung der die Fläche betonenden Ornamente, dort, bei Delacroix, die Freude an Wärme, Sinnlichkeit, an opulenter Physis, die jedoch im innern Kern das klassische Mass bewahrt. Es sind jene künstlerischen Pole, zwischen denen sich Matisse selbst auch als Zeichner immer wieder findet, wenn er in seinen Gestalten disziplinierte Haltung und frei entfaltete Körperlichkeit zu verbinden sucht." (ebenda, S. 50.)

CHF 75 000 / 85 000 | (€ 77 320 / 87 630)


Verkauft für CHF 90 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr