Lot 3261* - Z36 Impressionismus & Moderne - Freitag, 27. Juni 2014, 17.00 Uhr
PAUL SIGNAC
(1863 Paris 1935)
Pont des Arts (Paris). 1925.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert: P. Signac.
89,3 x 116,5 cm.
Provenienz: - Galerie Marseille, Paris (gekauft 1925). - Sammlung Dr. Roudinesco, Paris. - Privatsammlung Paris (durch Erbschaft). Verkauft: Sotheby's New York, 10. Oktober 1968, Los 24. - Privatsammlung, an obiger Auktion gekauft. - Privatsammlung, verkauft: Christie's, London, 4. Februar 2008, Los 74. - Privatsammlung, an obiger Auktion gekauft. Ausstellungen: - Paris 1925: 35e Exposition de la Société des artistes indépendants. Palais de Bois, Paris 1925, Nr. 3127. - Berlin 1927: Paul Signac. Galerie Goldschmidt & Co. & Frankfurt, Sonderausstellung, Berlin 1927, Nr. 10 oder 16. - Paris 1930: Paul Signac. Galerie Bernheim-Jeune, Paris 1930, Nr. 42, (Abb. im Ausst.Kat.). - Paris 1934: Paul Signac. Petit-Palais, Paris 1934, Nr. 38. - Martigny 2003: Paul Signac. Fondation Pierre Gianadda, Martigny 2003, Nr. 60 (Abb. im Ausst.Kat.). Literatur: - Cachin, Françoise: Paul Signac. Catalogue raisonné de l'oeuvre peint, Paris 2000, Nr. 569, S. 324 (mit Abb.). - Kahn, Gustave: L'Exposition des Indépendants, in: Le Quotidien, 20. März 1925, erwähnt S. 4. - Alexandre, Arsène: Aujourd'hui vernissage des Indépendants, in: Le Figaro, 20. März 1925, erwähnt S. 1-2. - Jacques Guenne: Entretiens avec Paul Signac, Président du Salon des Indépendants, in: L'Art vivant, 20. März 1925, mit Abb. S. 1. - Louis Paillard, 'Au Salon des Indépendants', in: Le Petit Journal, 20. März 1925, erwähnt S. 1-2. - Louis Vauxcelles, Au Salon Indépendants, in: L'Ere Nouvelle, 20. März 1925, erwähnt S. 1-2. - Warnod, André: Le Salon des Indépendants in: L'Avenir, 20. März 1925, S. 2. - Vauxcelles, Louis: Hier a eu lieu le vernissage des Indépendants, in: Excelsior, 21. März 1925, S. 4-5. - Chavance, René: Le Salon des Indépendants, in: La Liberté, 21. März 1925, S. 1-2. - G. Remon, Le Salon des Indépendants, in: Le Radical, 21.-22. März 1925, S. 1 & 3. - René-Jean, Le 36e Salon de la Société des artistes indépendants, in: Comoedia, 22. März 1925, erwähnt S.4. - Rey, Robert: Le Salon des Indépendants, in: Le Crapouillot, 1. April 1925, erwähnt S. 14. - (Anonym), Le Salon des Indépendants, in: La Seine et le Marnais, 1. April 1925. - Husson, Paul: Le Salon des Indépendants, in: Montparnasse, 1. April 1925. - Benoist, Luc: Le Salon des Indépendants, in: Le Figaro artistique, 9. April 1925, mit Abb. S. 404. - Fulcran, A.: Chronique artistique. Les Indépendants, in: La Croix, 14. April 1925, erwähnt S. 3-4. - Kahn, Gustave: Art. Les Indépendants, in: Mercure de France, 15. April 1925, erwähnt S. 513 & 516. - Soubeyre, Eugène: Le Salon des Indépendants, in: La Nouvelle Revue, 15. April 1925, erwähnt S. 372. - Gaston Lévy & Paul Signac, Précatalogue, um 1929-32, mit Abb. S. 490. - The Burlington Magazine, September 1968, mit Abb. S. XVIII. Paul Signac gehört zu den einflussreichsten Künstlern des auslaufenden 19. Jahrhunderts, der mit der Erfindung des sogenannten Pointillismus die Türen für viele moderne Kunstströmungen geöffnet hat. Er wird 1863 in Paris geboren, beginnt Architektur zu studieren, bis er sich mit 18 Jahren dazu entschliesst, sich voll und ganz der Kunst zu widmen. Die Bekanntschaft mit Claude Monet und Georges Seurat 1884 ist für den Autodidakten Paul Signac von grosser Bedeutung. Er verehrt Monets Malerei, aber das systematische Arbeiten Seurats liegt ihm mehr, so dass sie gemeinsam den divisionistischen Malstil, der als Post-Impressionismus oder Pointillimus in die Kunstgeschichte eingeht, entwickeln. Durch Seurats frühen Tod im Jahr 1891 wird Signac zum Wortführer dieser Kunstrichtung. Seine Farbtheorie legt er 1899 in dem Standardwerk "D'Eugène Delacroix au Néo-Impressionisme" fest; untermauert wird dieses Traktat durch den Kritiker Felix Fénéon und den Naturwissenschaftler Charles Henry. 1892 heiratet er Berthe Robels in Paris. Seit diesem Jahr verlässt er jeden Sommer die Stadt, um in das noch kleine, verschlafene Fischerdörfchen St. Tropez zu reisen. Im November 1897 zieht er mit Berthe nach Castel Beranger und kauft noch im selben Jahr das Haus La Hune in St. Tropez. 1913 zieht er mit seiner zweiten Frau Jeanne Selmerheim-Desgrange (siehe Los 3260) nach Antibes. Als Präsident der Societé des Artistes Independants, er bekleidet dieses Amt von 1908 bis zu seinem Tod, setzt er sich zunehmend für junge Künstler wie André Derain, Henri Matisse und neue Kunstrichtungen wie die Fauves und die Kubisten ein. 1935 stirbt Paul Signac in Paris. Wir stehen am Ufer der Seine mit Blick auf die Pont des Arts, hinter der sich die Ile de la Cité erhebt, die wir sofort durch die charakteristischen Türme von Notre Dame erkennen. Im rechten Vordergrund wird gerade ein Schiff von einigen Arbeitern mit Sand beladen. Weiter Seine aufwärts stehen zwei Angler, ein Schiff mit hohem Schornstein hat am Quai geankert und ein weiteres nimmt Fahrt Richtung der Pont des Arts auf. Im linken Vordergrund steht ein kleines Häuschen mit der Quaimauer, an die zwei Männer gelehnt stehen, die das Treiben beobachten. Dominiert wird der linke Bildrand durch einen in die Höhe ragenden Baum, dessen zum Teil blätterlose Äste geschwungen in den Himmel ragen. Die gesamte Szene ist in ein kaltes Weiss-Blau und Violett getaucht, das aber durch ein leuchtendes Rot-Gelb und Grün unterbrochen wird. Gekonnt setzt Signac diese Farbakzente an den Bäumen sowie an Teilen der Brücke ein. Während die Pastelltöne überwiegen, verwendet der Künstler für die Schiffe und den zweiten Teil der Brücke dunkle, klare Farben und schafft eine harmonische Farbkomposition. Das 1925 entstandene Gemälde zeigt eindrücklich die Qualität Signacs reifen Stils. Mit dem raschen Auftrag seiner breiteren Pinselstriche, im Gegensatz zu den enger gesetzten Punkten seines Frühwerkes, erschafft er eine spiegelnde, bewegte Oberfläche. Mit sicherer Hand setzt er seine farblichen Akzente und erschafft durch nur wenige Pinselstriche, wie z.B. in der Baumkrone, eine beeindruckende Dynamik. Wasser ist die grosse Leidenschaft von Paul Signac und so wundert es nicht, dass sich u.a. das Motiv der Pariser Seine-Brücken in seinem Oeuvre mehrfach wiederfindet. Bereits 1912 (Abb.1) hat er die Pont des Arts gemalt, und im Vergleich zeigt sich in eindrucksvoller Weise seine künstlerische Weiterentwicklung. Die Blickrichtung ist dieselbe, aber in dem hier angebotenen Werk hat Signac einen grösseren Ausschnitt gewählt, der dem Bild mehr Tiefe verleiht und es thematisch vielschichtiger macht. Die Komposition im Werk von 1912 heute in der Sammmlung des Museums Folkwang in Essen, ist sehr konzentriert, in dem der Blick des Betrachters direkt auf die Brücke und die dahinterliegende Ile de la Cité gezogen wird. 13 Jahre später ist die Komposition durch den Baum und die unterschiedlichen Staffage-Figuren komplexer. Zudem zieht Signac den Betrachter durch den neu gewählten Betrachter-Standort direkt in die Szene mit ein. Das zweite beherrschende Thema dieses Werkes ist die Darstellung des modernen Paris zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zum Ende des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts hat sich die Industrialisierung durchgesetzt, und die damit einhergehenden Charakteristika eines modernen Stadtbildes haben sich verfestigt. Andrea Frey weist in ihrer Dissertation darauf hin, dass vor allem in England und Deutschland diese Entwicklung oftmals als sehr negativ aufgefasst wird und sich die Menschen der Natur und Landschaft zuwenden. In Frankreich dagegen werden die Veränderungen als neue Qualitäten der Stadt begriffen. "Während die Qualitäten der modernen Grossstadt in dem unter Napoleon III. städtebaulich radikal veränderten Paris besonders deutlich vor Augen traten, avancierte das Sujet der Stadt und des städtischen Lebens hier im Zusammenhang mit Konzepten, die von der fortschrittlichen Malerei und Kunstkritik ab der zweiten Jahrhunderthälfte ausgearbeitet wurden, zum bedeutenden modernen Bildgegenstand". (zit. Andrea Frey: Der Stadtraum in der Französischen Malerei 1860 - 1900, Berlin 1999, S. 10.). Diese Entwicklung bietet zunächst den Impressionisten, dann auch der jüngeren Generation der Neo-Impressionisten wie Paul Signac, eine fast unerschöpfliche Spannbreite an Themen und Motiven. In "Les Pont des Arts" von 1925 greift Signac gleich mehrere Themen der modernen Stadt auf. An erster Stelle wäre da natürlich die Pont des Arts (Abb. 2) selbst zu nennen, die als Stahlkonstruktion die erste ihrer Art in Frankreich gewesen ist und als Symbol für den technischen Fortschritt steht. Die Arbeiter spiegeln eine neue, selbstbewusste Arbeiterschicht in den Städten wider. Die Schiffe als solche sind eine Errungenschaft der industriellen Entwicklung, aber vor allem auch die Nutzung der Wasserwege. Signac steht mit diesem Sujet in de
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