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Lot 3719 - Z35 Grafik & Multiples - Samstag, 07. Dezember 2013, 14.00 Uhr

LUCIO FONTANA

(Rosario 1899–1968 Varese)
Concetto spaziale. Natura. 1967.
With incised signature on the back: L. Fontana, also with stamped number on the base.
2 Skulpturen. Poliertes Messing. 440/500. Auf der Rückseite mit eingeritzter Signatur: L. Fontana, sowie am Boden mit der gestempelten Nummerierung. Höhe 25,3 cm. Gefertigt bei Bronze Foundry Berrocal.

Mit der Echtheitsbestätigung des Atelier Lucio Fontana. Werkverzeichnis: Ruhé/Rigo, Nr. B-1/B-2. Lucio Fontana wird 1899 als Kind italienischer Eltern in Argentinien geboren und siedelt 1905 nach Mailand über. Von 1914 - 1915 studiert er an der Baugewerbeschule in Mailand und wird 1918 Diplomingenieur. Zurück in Argentinien arbeitet er die meiste Zeit im väterlichen Bildhaueratelier und beginnt 1928 sein Studium an der Accademia di Brera in Mailand. Bereits zwei Jahre später hat er seine erste Einzelausstellung in der Galleria del Milione und nimmt an der 17. Biennale von Venedig teil. Zwischen 1939 und 1947 lebt er in Argentinien und gründet die Kunstschule Altamira. Mit dem "Manifiesto blanco" legt er 1946 die Grundlagen für sein Konzept dar. Er strebt nach der Synthese aller künstlerischen Gattungen und macht sich frei von herkömmlichen Materialien. Ein Jahr später konkretisiert er sein Konzept mit dem Manifest des "Movimento spaziale" mit der Forderung nach der Umsetzung dynamischer Kunst, die die Vorstellungskraft des Betrachters fordert. Mit seinem Konzept hat Lucio Fontana eine singuläre Position in der Kunst des 20. Jahrhunderts geschaffen. Sein Einfluss auf die "Zero-Gruppe" um Günther Uecker und Heinz Mack, auf den "Nouveau Réalisme" um Yves Klein und Arman und die "Arte Povera" um Alighiero Boetti und Jannis Kounellis ist unumstritten. Das grundsätzliche Konzept Lucio Fontanas ist bei Skulpturen und Gemälden gleich: es geht nicht um die Darstellung, das Material, Farbe oder die Technik, sondern einzig und allein um die Wirkung und Ausbreitung von Raum und räumlicher Erfahrung des Betrachters. Die Werke dienen dazu, das Konzept zu verdeutlichen und so nennt er seine Werke dann auch concetto spaziale - Raumkonzept. Durch Schlitze, Perforationen, Einritzungen und Löcher öffnet er das Werk für den Raum. "Der Künstler hat diese Lösung des Raumproblems nicht als Akt der Zerstörung, vielmehr als Akt der Befreiung verstanden. Zerstören wollte er nur die Materie, um Platz zu schaffen für das Sichtbarmachen einer Idee." (zit.: Kunst des 20. Jahrhunderts, Köln 2000, S. 300). Das vorliegende Paar von Skulpturen, das Fontana als solches konzipiert hat, spiegelt sein Konzept eindrücklich wider. Er nutzt die zwei Skulpturen, um eine Fläche durch einen Schlitz, die andere durch ein Loch aufzubrechen. Das polierte Messing schafft eine Beziehung zwischen den Kunstwerken, ihrer Umgebung und dem Betrachter, da sich sowohl Betrachter als auch Umgebung in der spiegelnden Oberfläche wiederfinden. "Jede Kugel ist im doppelten Sinn eine Welt für sich, die unabhängig von den anderen existiert und mit der sich der Künstler auseinandersetzt. Auch hier sind die Eingriffe Fontanas nicht als Attacken zu verstehen, sondern als Versuch, der leblosen Materie, die für Natur stehen kann, eine menschliche Äusserung hinzuzufügen. Es entsteht ein Dialog zwischen Künstler und Objekt, Mensch und unbelebter Natur." (zit. Ausst.Kat.: Lucio Fontana. Retrospektive, Schirn Kunsthalle Frankfurt, 1996, S. 199).

CHF 50 000 / 70 000 | (€ 51 550 / 72 160)


Verkauft für CHF 98 400 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr