Lot 3250* - Z32 Impressionismus & Moderne - Freitag, 22. Juni 2012, 16.50 Uhr
MARC CHAGALL
(Wizebsk 1887–1985 Saint-Paul-de-Vence)
Soleil au dessus de Vence. Um 1964.
Öl auf Karton und Leinwand.
Unten rechts mit dem Nachlass-Signaturstempel: Marc Chagall.
51 x 41cm.
Mit Zertifikat von Jean-Louis Prat, Fondation Chagall, Paris, 15. April 1996. Provenienz: - Nachlass des Künstlers. - Privatsammlung Schweiz. Die endgültige Rückkehr Marc Chagalls nach Frankreich 1948 bedeutet eine grundlegende Neuerung in seiner Kunst. Mit seiner jüngeren Ehefrau Virginia Haggard, deren Tochter Virginia aus erster Ehe und dem gemeinsamen Sohn David, lässt sich Chagall erst in Paris nieder bevor er 1950 den Landsitz "Les Collines" in Vence kauft, wo der Maler auch sein Atelier einrichtet. Chagall legt in den Jahren von Vence eine unglaubliche Vitalität und schöpferische Kraft an den Tag. Hier beendet er denn auch zahlreiche Werke, die er bereits zu einem früheren Zeitpunkt begonnen hat. Die wesentliche Leistung, die in diese Zeit fällt, sind die grossen Kompositionen wie beispielsweise "Der blaue Zirkus" von 1950. Das Erlebnis der spektakulären Natur und des Lichtes des Mittelmeeres, im Besonderen von Griechenland und der Côte d'Azur, und in welche Stimmung es die Landschaft tauchen kann, üben auf Chagall eine nachhaltige Wirkung aus. In dieser magischen Umgebung webt Chagall Motiv, Farbe und Form zu wunderbaren, farbintensiven und leuchtenden Traumwelten zusammen. Soleil au dessus de Vence ist ein wunderbares Beispiel für dieses lodernde Farbenspiel und die Ausdruckskraft der Werke aus den Jahren in Südfrankreich. Eine Patina der Fröhlichkeit dominiert das Gemälde: kräftiges Rot, Grün, Blau und Gelb strukturieren die Anordnung der einzelnen Bildelemente, unter ihr erstreckt sich die mittelalterliche Stadt in starken Farben. Links im Bild balanciert ein Bauer einen grossen Korb mit Früchten auf seinem Haupt. Von der linken Bildseite her reckt sich eine Mutter mit einem Kleinkind in den Armen gegen die Bildmitte hin, Blumen in den Händen haltend. Unterhalb von ihr blickt eine Ziege den Betrachter aus dem Bild heraus direkt an. Der untere Bildrand ist in hellem Blau gehalten und führt den Betrachterblick zur rechten unteren Bildecke, in der eine männliche Figur die Hand zum Gruss erhebt. Ein dünnes Bäumchen ragt in den Himmel, über ihm schwebt im goldenen Abendhimmel ein grosses Huhn. Dieses sind Chagalls typische Bildfiguren, die er immer wieder dem dörflichen Motivkreis entnnimmt: der Bauer, die Ziege, das Huhn. Indem er das Städtchen ins Zentrum des Bildes rückt, betont er dessen Bedeutung für ihn als Künstler. In der Literatur wird der Blick aus dem Atelier Chagalls in Vence als zauberhaft beschrieben: die Sicht aus dem Fenster fällt unweigerlich auf das Städtchen mit Mauerring und der mittelalterlichen Kathedrale, welche bereits Henri Matisse begeistert. In manchen Gemälden im Reifewerk Chagalls sind das Städtchen und die es umgebende Landschaft die zentralen Motive. Diese verbinden sich mit den Farben, die Chagall bisweilen zu einem heftigen Expressionismus führt, zu einem wunderbar angelegten Stimmungsbild jener glücklichen Lebensphase und der Kraft seines reifen Werkes. Die prächtige Fülle der Natur und das magische Licht des Südens erhalten in dem vorliegenden Gemälde Soleil au dessus de Vence ihren tiefgreifenden Ausdruck.
CHF 500 000 / 700 000 | (€ 515 460 / 721 650)
Verkauft für CHF 514 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr