XUE, SONG

Xue gilt als einer der begabtesten Maler der Shanghaier Kunstszene. Seine grossformatigen, leuchtend bunten Figurenbilder und Landschaften erzielt er durch einen ungewöhnlichen Prozess, der seinen Ausgangspunkt in den frühen 1990er Jahren nahm. Damals zerstörte ein Feuer sein Atelier und den Grossteil seiner frühen Arbeiten – nichts blieb davon übrig als verbrannte Leinwandteile und ein grosser Haufen Asche. Um diesen Verlust zu verarbeiten, begreift Xue die Überbleibsel als neues Ausgangsmedium. Seither erhebt sich sein Werk buchstäblich wie Phoenix aus der Asche. Mit ihr präpariert er seine Leinwände, er mischt sie in seine Farben. In einer Reminiszenz an den verheerenden Brand versengt Xue sorgfältig zahlreiche Arbeitsmaterialien an den Rändern, bevor er sie in einem aufwendigen Prozess auf der Leinwand zu einem vielteiligen Collagen-Hintergrund zusammenfügt. Seine zentralen Figuren oder Ansichten malt er schliesslich auf diesen gewissenhaft präparierten Untergrund, dessen Umrisse er bereits bei der Vorbereitung dem späteren Hauptelement anpasst. Dieses Element besteht häufig aus bekannten „Ikonen“ wie Marilyn Monroe oder Mao Zedong, oder er verwendet lächelnde Figuren, die er aus Propagandamaterial der chinesischen Kulturrevolution gewinnt. Fotokalender verarbeitet er ebenso wie Zeitungsausschnitte, seine Serie „Coca-Cola“ beispielsweise spielt mit einem der zentralen Zeichen unserer Populärkultur. Doch er kontrastiert diese uns überall begegnenden Bilder mit Textfragmenten in alten chinesischen Schriftzeichen. So verdichten sich unterschiedliche symbolische wie physische Schichten in ihrem Kontrast von traditionellen und aktuellen Gesichtspunkten zu einer dynamischen Spannung, die seinem Werk eine magische Dualität verleiht.