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Lot 1818 - S19 Sammlung Dr. med. Sylvia Legrain - Mittwoch, 20. September 2023, 10.00 Uhr

HORAE B. M. V. -

Stundenbuch. Lateinische Handschrift auf geglättetem Pergament. Mit 17 grossen Miniaturen in Farben und Gold mit reicher figürl. und floraler Bordüre, 17 5-zeilige Prachtinitialen, sowie zahlreiche 2-zeilige Initialen in Gold und Farben.
Flandern(?), um 1460. 19,5 × 14 cm. [1] w., [144], [1] w. Bll. 17 Zeilen schwarzbraune Textura auf roten Linien. Schriftspiegel 10 × 6,5 cm. Rest. blindgepr. Leder-Einband unter Verwendung des Original-Bezugs auf Holzdeckeln über 4 Bünden mit Streicheisenverzierungen, 2 neuere vergoldete Messing-Schliessen, Goldschnitt (ob. Kapitalbändchen gelockert, untere Schliesse lose, Rücken und Kanten berieben, etwas bestossen, kl. Fehlstellen im Bezug sowie wenige kleine Wurmlöchlein).

Das bemerkenswerte und reichhaltig illustrierte Stundenbuch dürfte für eine franziskanische Auftraggeberschaft oder zumindest für einen mit diesem Orden verbundenen Auftraggeber geschaffen worden sein. Dies erklärt die Aufnahme der Stundengebete zu Ehren des franziskanischen Ordensgründers und Antonius von Padua unter die im Gebetsbuch besonders verehrten und eigens mit Gebeten bedachten Heiligen, gleich wie mit dem gross angelegten Passionszyklus der auf die Imitatio Christi ausgerichteten Spiritualität der Franziskaner bildlich Rechnung getragen wurde.

Wenngleich die gemalten Bildräume und Szenerien ansprechend konzipiert sind und auch die Randbordüren durchaus luxuriös ausgestattet sind, so ist der Malstil des unbekannten Miniaturisten noch graphisch ausgerichtet und gegenüber der damaligen Buchmalerelite wenig progressiv und etwas zurückgeblieben. Das auch schon der nordfranzösischen Buchmalerei zugewiesene Stundenbuch lässt, gerade was die graphische Ausrichtung der Malereien angeht, alternativ an eine Herkunft aus Flandern, womöglich Brügge denken. Der Stil und das Verständnis der Landschaftsszenerien erinnert an die Bildminiaturen des auf 1454 datierten Magdalenen Missale aus der Magdalenenkirche in Brügge (Brügge Grootseminarie ms 48/3), wo ein ähnlich konzipierter Figurenstil und vergleichbare Randbordüren erkennbar sind. Eine Datierung zwischen 1460 und 1465 scheint denkbar.
(Prof. emer. Dr. Gaudenz Freuler, Universität Zürich)

Die Miniaturen zeigen: 1. Christus am Kreuz vor felsiger Landschaft, mit 8 kleinformatigeren Darstellungen aus der Passion. - 2. Ausgiessung des hl. Geistes. Maria und die Jünger in einer Säulenhalle. - 3. Maria mit Jesuskind auf einem Thronsessel, von Engel umgeben. - 4. Maria und Anna, vor Gebäuden stehen. - 5. Geburt Christi. - 6. Der Engel erscheint den Hirsten auf der Weide. - 7. Anbetung der hl. drei Könige vor dem Stall in felsiger Landschaft. - 8. Darbringung im Tempel. - 9. Kindermord zu Bethlehem. - 10. Flucht nach Ägypten. - 11. Auferstehung der Toten. - 12. Erweckung des Lazarus. - 13. Christus erscheint dem Priester. - 14. Christus erscheint dem hl. Franziskus. - 15. Der hl. Antonius von Paduas lesend in einem Gebäude. - 16. Christophorus trägt das Jesuskind über das Wasser. - 17. Der hl. Sebastian von Pfeilen durchbohrt.

Innengelenke angeplatzt. In den Rändern etwas gebräunt (Miniaturblätter etwas stärker) und fingerfleckig, teils an der unteren Ecke etwas abgegriffen. Einige Blatt alt ergänzt. Die Miniaturen stellenweise schwach berieben (teils mit leichtem Farbverlust). Insgesamt in sehr guter Erhaltung bis auf die Doppelseite mit dem Passionszyklus, diese etwas stärker berieben, mit rest. Einriss (ca. 3 cm, in die Darstellung), vergleichsweise etwas ungünstiger erhalten.

Provenienz: Dr. Ernst Hauswedell, Auktion 181, 25.–26. November 1971, Los 1008 - Schweizer Privatbesitz - Koller Auktionen, Auktion 188, 26. März 2019, Los 521.

CHF 30 000 / 50 000 | (€ 30 930 / 51 550)


Verkauft für CHF 37 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr