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Lot 1065* - A211 Glanz und Raffinesse. Pariser Luxus im 19. Jahrhundert - Donnerstag, 28. November 2024, 10.00 Uhr

PAAR EXZELLENTE KAMINBÖCKE "AUX LIONS AILÉS"

Louis XVI-Stil, Paris um 1860/70. Nach einem Vorbild für den Grand Salon von Schloss Bellevue von 1784. Monogrammiert BY (Maison Beurdeley, wohl Louis-Auguste-Alfred Beurdeley, 1808–1882).
Bronze fein gearbeitet, ziseliert und punziert sowie matt- und glanzvergoldet bzw. teils blau lackiert. Jeweils in Form einer reich verzierten Deckelvase, auf einem quadratischen Postament und T-förmigem, mit Akanthusfries geschmücktem Sockel. Vom Postament ausgehend eine Balustraden-artige Architektur, mit drapiertem Tuch dekoriert. Im vorderen Bereich eine blau emaillierte, teils von einem Lorbeerzweig umwundene Kugel, appliziert mit Sternmotiven. Davor ein geflügelter Löwe mit mächtiger Mähne. Die Deckelvase mit reichem Dekor in Form von in Adlerköpfen endenden Füllhörnern, behängt mit Blumen- und Früchtegirlanden sowie mit Sonnenmasken appliziert. Die Basis zeigt im Relief zwei auf Arabesken stehende Cherubinen, die sich an einer Kassolette wärmen, vor blauem Hintergrund.
54,5 × 20,5 × 66 cm.

Oxidationsspuren, Vergoldung teils berieben.

Das Vorbild dieser prunkvollen Kaminböcke wurde von den beiden Prinzessinnen Marie Adélaide (1732–1800) sowie Marie Louise Thérèse Victoire (1733–1799), Schwestern von König Louis XVI, in vierfacher Ausführung für den Grand Salon des Schlosses Bellevue bestellt. Dieses Schloss in der näheren Umgebung von Paris bei Meudon wurde in den 1750er Jahren von Louis XV erbaut. Die Kaminböcke wurden im Jahr 1784 von den Gebrüdern Darnault, bekannte "marchand merciers" der Zeit, geliefert. Entwurf und Hersteller sind in den Unterlagen nicht überliefert, eine ursprüngliche Zuschreibung an Thomire wurde verworfen. Entsprechend den hier angebotenen Arbeiten von Beurdeley, wiesen auch die beiden Paare des 18. Jh. in blau gearbeitete Partien auf. Diese wurden im Laufe der Zeit jedoch vergoldet, so wie die Stücke heute auch im Louvre (Inv.-Nr. OA 5261) und in Versailles (Inv.-Nr. 11277) aufbewahrt werden. Die in der Rechnung erwähnten ursprünglichen "fleur de lys" Ornamente auf den Kugeln wichen zu einem späteren Zeitpunkt den heutigen Sternmotiven.

Die hier angebotenen Kaminböcke stammen von Louis Auguste Alfred Beurdeley (1808–1882), die Bronzeteile sind teils gemarkt BY. Louis Auguste Alfred entstammte einer Ebenistendynastie, welche nahezu im gesamten 19. Jahrhundert tätig war und berühmt für ihre qualitativ hochstehenden Möbel und Bronzen. Dabei wurden in Anlehnung an Vorbilder des Ancien Régime eigene Entwürfe umgesetzt, teilweise aber auch wie in diesem Fall, Objekte des 18. Jh. direkt kopiert. Insbesondere in der Qualität der Bronzearbeiten standen die Arbeiten von Beurdeley denjenigen der Meisterwerke des 18. Jh. nicht nach und übertrafen diese teilweise. Dies rührt daher, dass neben dem Entwurf auch die Arbeitstechniken des 18. Jh. übernommen wurden (Ottomeyer/Pröschel: Vergoldete Bronzen. München 1986, Bd I, S. 413 ff).
Das hier angebotene Kaminbockpaar stellt diesbezüglich ein exemplarisches Beispiel dar. Gründer der Dynastie war Jean Beurdeley (1772–1853), der nach Diensten in der napoleonischen Armee, sich in Paris niederliess und als "marchand mercier" ein "magasin de curiosités" führte. 1840 erwarb er den sog. "Hannover Pavillon", welcher von seinem Sohn Louis Auguste Alfred (1808–1882) geführt wurde. Der Erfolg der gefertigten Luxusmöbel war immens und wurde durch bedeutende Aufträge der aristokratischen Oberschicht potenziert. Alfred Emanuel Louis Beurdeley führte die Geschäfte als Nachfolger erfolgreich weiter. Im Jahre 1878 erhielt er die Goldmedaille an der Exposition Universelle in Paris. Zudem eröffnete er eine Galerie in New York, um die grosse Nachfrage nach Luxusmöbeln in den Vereinigten Staaten zu stillen. 1883 erhielt er den "Ordre National de la Légion d'Honneur".

Literatur:
- Daniel Alcouffe et al.: Gilt bronzes in the Louvre. Dijon 2004, S. 196-199, Nr. 100.
- Ottomeyer/Pröschel: Vergoldete Bronzen. München 1986, Bd. I, S. 273, Abb. 4.11.6.
- Pierre Verlet: Les Bronzes dorés français du XVIIIe siècle. Paris 1999, S. 368, Nr. 379.

CHF 90 000 / 120 000 | (€ 92 780 / 123 710)