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Lot 3008* - A210 Gemälde Alter Meister - Freitag, 20. September 2024, 14.00 Uhr

HANS BOL

(Mecheln 1534–1593 Amsterdam)
Gebirgige Flusslandschaft mit Juno und dem Pfau sowie Merkur, der den Kopf des Argus hält. 1582.
Gouache auf Vellum, mit Gold gehöht.
Unten rechts in Gold auf dem Baumstamm signiert und datiert: HBOL 1582.
13,7 × 19 cm.


Provenienz:
- Hans Schwarz, Wien.
- Auktion Lepke, Berlin, 8.11.1910, Los 26.
- Auktion Wertheim, Berlin, Sammlung Bechstein, 11.12.1930, Los 8.
- Auktion Sotheby’s, London, 11.7.2001, Los 35.
- Galerie De Jonckheere, Genf.
- Europäische Privatsammlung.

Diese äusserst qualitätsvolle und detaillierte Gouache von Hans Bol wurde kürzlich in einer Privatsammlung entdeckt. Sie zeigt die Szene aus Ovids Metamorphosen (I, 721–724), in der Jupiter den Götterboten Merkur aussandte, um Argus zu töten. Dieser hielt für Jupiters eifersüchtige Gemahlin Juno die in eine weisse Kuh verwandelte Geliebte Io gefangen und bewachte sie mit "Argusaugen", um weitere Schäferstündchen zu verhindern. Nach der Enthauptung setzte die Göttin Juno die Augen des Argus in das Gefieder des Pfaus.

Hans Bols spektakulär elegante und schöne Landschaften, die oft, wie in der hier angebotenen Gouache mit Gold gehöht sind, gehören zu den grössten Errungenschaften der Landschaftsmalerei des späten 16. Jahrhunderts. Bol war eine einzigartige Künstlerpersönlichkeit, die Elemente und Techniken der Buchmalerei mit einer beobachtenden Klarheit kombinierte, die viel von Pieter Breugel d. Ä. (um 1525–1569) herrührt. Viele seiner Gouachen sind, wie diese, auf Pergament ausgeführt und auf eine kleine Holztafel aufgezogen. Sie waren als Kabinettminiaturen gedacht, die in einer Wunderkammer aufbewahrt und ausgestellt werden sollten. Die meisten Kompositionen des Künstlers enthalten ein biblisches oder mythologisches Thema, das der Landschaft untergeordnet ist. Sie beinhalten Elemente der realen Welt, die zu einer visionären, idealisierten Szene erhöht werden.

Hans Bol legte seinen fertigen Gouachen häufig Studien in Feder und Tinte oder Silberstift zugrunde, die nicht unbedingt genau der Komposition der fertigen Gouache entsprechen und selten die endgültige Staffage enthalten (siehe Stefaan Hautekeete: New Insights into the Working Methods of Hans Bol, in: Master Drawings, Bd. 50, Nr. 3, 2012, S. 329–335). In diesem Fall befindet sich die Vorstudie in Feder mit der Darstellung des Argus tötenden Merkurs in einer Landschaft in der Albertina in Wien (Inv.-Nr. 7910, Feder in Braun, auf bräunlich getöntem Papier, 18,9 × 26,9 cm, siehe Abb. 1). Nach dieser Zeichnung fertige Egidius Sadeler (1570–1629) 1601 einen Stich an, welcher "HBol inuen Egid:Sadler excud: Prag 1601" bezeichnet ist (siehe The New Hollstein Dutch & Flemish Etchings, Engravings and Woodcuts 1450–1700, Hans Bol, 2015, Nr. 208). Bol hat das Thema von Juno und Argus nebst dieser Gouache und der Wiener Zeichnung in einer zweiten Gouache dargestellt, welche ebenfalls 1582 datiert ist (Christie's, Amsterdam, 6.5.1998, Los 101).

Wie auch in dieser Gouache folgt Bol darin dem für ihn in den 1580er-Jahren typischen Kompositionstypus mit einer Vordergrundzone, die nach links und rechts den Blick in die Ferne teilweise verdeckt und auf die Gebäude in der Mitte freigibt. Die dreiteilige Konstruktion auf Holzpfosten neben dem Baum links auf dem Hügel taucht in Bols Œuvre erstmals in einer Zeichnung von 1580 auf (Victoria and Albert Museum, London, Inv.-Nr. DYCE.501) und beruht wahrscheinlich auf einem real beobachteten Bauwerk.

Dr. Stefaan Hautekeete bestätigt die Eigenhändigkeit anhand einer Fotografie, wofür wir ihm danken.

CHF 50 000 / 70 000 | (€ 51 550 / 72 160)