Lot 3430 - A205 PostWar & Contemporary - Donnerstag, 22. Juni 2023, 14.00 Uhr
ANDY WARHOL
(Pittsburgh 1928–1987 New York)
Man Ray. 1974.
Acryl und Farbserigrafie Leinwand.
Verso signiert und datiert: Andy WARHOL 74, sowie mit einer Nummer auf dem Keilrahmen: 687/2.
32,9 × 33 cm.
Provenienz: Privatsammlung Schweiz.
Literatur: Printz, Neil/King-Nero, Sally: The Andy Warhol Catalogue Raisonné. Paintings and Sculpture, Volume 3, 1970-1974, New York, 2014, Nr. 2660, S. 391 (mit Farb.-Abb.)
Ausstellung: Mailand 1974, Man Ray by Andy Warhol. Galeria Il Fauno - Alexandre Iolas, Oktober.
In den 1960er/1970er Jahren wird Man Ray durch drei der einflussreichsten italienischen Kunsthändler vertreten – Giorgio Marconi, Arturo Schwarz und Luciano Anselmino – und er gelangt in Italien zu aussergewöhnlicher Bekanntheit. So erklärt sich auch, dass Anselmino, der später die bekannte Galerie von Alexandre Iolas übernehmen wird, 1973 eine Porträtserie des Künstlers Man Ray bei Andy Warhol in Auftrag gibt.
Für Andy Warhol, der sich in seinem Œuvre explizit mit der aktuellen Gesellschaft auseinandersetzt – vom Konsum, über Prominente, bis hin zu zu Alltagsgegenständen und Katastrophen - spielen Porträts eine grosse Rolle. Während die Porträtserien mit Marilyn Monroe, Jackie Kennedy, Elisabeth Taylor, James Dean, etc. den Pop-Art Künstler zu Weltruhm verhelfen, widmet er sich immer wieder auch weniger im Mittelpunkt medialer Aufmerksamkeit stehenden Persönlichkeiten. So entstehen zahlreiche Bildnisse von Sammlern wie dem deutschen Peter Ludwig, aber auch von bedeutenden Kunsthändlern wie Alexandre Iolas und Bruno Bischofberger oder Künstlerkollegen wie Joseph Beuys, David Hockney und, im vorliegenden Fall, von Man Ray.
Die Fotosession findet am 30. November 1973 im Pariser Studio des 83-jährigen Künstlers statt. Die gesamte Serie unterteilt Warhol in 2 grosse (80 x 80 inc.), 6 mittlere (40 x 40 inc.) und 20 kleine (13 x 13 inc.) Formate. In den kleinen Werken, aus deren Folge die vorliegende Arbeit stammt, blickt der Dargestellte nach rechts, die Zigarre im rechten Mundwinkel und eine Fischermütze auf dem Kopf. Die zugrundeliegende Farbserigrafie bearbeitet Warhol mit Acrylfarben in Orange und Blaugrün.
An diesem Porträt lässt sich wunderbar Warhols Kunstauffassung und Vorgehensweise erklären, mit der er die Kunstgeschichte revolutioniert hat: das Motiv ist ein Künstler, der „nur“ in Kunstkreisen bekannt ist, und trotzdem wird ihm wie einer herausragenden Persönlichkeit eine Porträtserie gewidmet. Das serielle Prinzip relativiert die Einzigartigkeit des Kunstwerkes, aber auch die des Dargestellten. Das Foto, mit einer gewöhnlichen Polaroidkamera geschossen, dient als Grundlage für die Serigrafie, die dann wiederum bearbeitet wird. Warhol nutzt also technische Möglichkeiten, was den Werkprozess sehr effizient macht und ihm ermöglicht, Teile des Entstehungsprozesses aus der Hand zu geben. Dann aber entstehen durch die individuelle Bearbeitung doch wieder Unikate.
Spannend bei dieser Serie ist die Gegensätzlichkeit der zwei Künstler:
Zum einen der Amerikaner Man Ray, geboren 1890, der den wichtigsten Teil seines Lebens in Paris verbringt und den Aufbruch der Moderne massgeblich mitgestaltet. Seine Experimentierfreude, was neue Techniken und Kunstrichtungen betrifft, kennt keine Grenzen. Vor allem als Fotograf hat er jedwede technische Neuerung ausprobiert und weiterentwickelt. Dagegen der 1928 geborene Andy Warhol, der den Grossteil seines Lebens in New York verbringt. Er revolutioniert zwar die Kunst, bleibt aber seinem Prinzip treu. Fotografie ist für ihn ein Mittel zum Zweck, für den eine einfache, günstige Polaroidkamera vollkommen ausreichend ist.
Literatur: Printz, Neil/King-Nero, Sally: The Andy Warhol Catalogue Raisonné. Paintings and Sculpture, Volume 3, 1970-1974, New York, 2014, Nr. 2660, S. 391 (mit Farb.-Abb.)
Ausstellung: Mailand 1974, Man Ray by Andy Warhol. Galeria Il Fauno - Alexandre Iolas, Oktober.
In den 1960er/1970er Jahren wird Man Ray durch drei der einflussreichsten italienischen Kunsthändler vertreten – Giorgio Marconi, Arturo Schwarz und Luciano Anselmino – und er gelangt in Italien zu aussergewöhnlicher Bekanntheit. So erklärt sich auch, dass Anselmino, der später die bekannte Galerie von Alexandre Iolas übernehmen wird, 1973 eine Porträtserie des Künstlers Man Ray bei Andy Warhol in Auftrag gibt.
Für Andy Warhol, der sich in seinem Œuvre explizit mit der aktuellen Gesellschaft auseinandersetzt – vom Konsum, über Prominente, bis hin zu zu Alltagsgegenständen und Katastrophen - spielen Porträts eine grosse Rolle. Während die Porträtserien mit Marilyn Monroe, Jackie Kennedy, Elisabeth Taylor, James Dean, etc. den Pop-Art Künstler zu Weltruhm verhelfen, widmet er sich immer wieder auch weniger im Mittelpunkt medialer Aufmerksamkeit stehenden Persönlichkeiten. So entstehen zahlreiche Bildnisse von Sammlern wie dem deutschen Peter Ludwig, aber auch von bedeutenden Kunsthändlern wie Alexandre Iolas und Bruno Bischofberger oder Künstlerkollegen wie Joseph Beuys, David Hockney und, im vorliegenden Fall, von Man Ray.
Die Fotosession findet am 30. November 1973 im Pariser Studio des 83-jährigen Künstlers statt. Die gesamte Serie unterteilt Warhol in 2 grosse (80 x 80 inc.), 6 mittlere (40 x 40 inc.) und 20 kleine (13 x 13 inc.) Formate. In den kleinen Werken, aus deren Folge die vorliegende Arbeit stammt, blickt der Dargestellte nach rechts, die Zigarre im rechten Mundwinkel und eine Fischermütze auf dem Kopf. Die zugrundeliegende Farbserigrafie bearbeitet Warhol mit Acrylfarben in Orange und Blaugrün.
An diesem Porträt lässt sich wunderbar Warhols Kunstauffassung und Vorgehensweise erklären, mit der er die Kunstgeschichte revolutioniert hat: das Motiv ist ein Künstler, der „nur“ in Kunstkreisen bekannt ist, und trotzdem wird ihm wie einer herausragenden Persönlichkeit eine Porträtserie gewidmet. Das serielle Prinzip relativiert die Einzigartigkeit des Kunstwerkes, aber auch die des Dargestellten. Das Foto, mit einer gewöhnlichen Polaroidkamera geschossen, dient als Grundlage für die Serigrafie, die dann wiederum bearbeitet wird. Warhol nutzt also technische Möglichkeiten, was den Werkprozess sehr effizient macht und ihm ermöglicht, Teile des Entstehungsprozesses aus der Hand zu geben. Dann aber entstehen durch die individuelle Bearbeitung doch wieder Unikate.
Spannend bei dieser Serie ist die Gegensätzlichkeit der zwei Künstler:
Zum einen der Amerikaner Man Ray, geboren 1890, der den wichtigsten Teil seines Lebens in Paris verbringt und den Aufbruch der Moderne massgeblich mitgestaltet. Seine Experimentierfreude, was neue Techniken und Kunstrichtungen betrifft, kennt keine Grenzen. Vor allem als Fotograf hat er jedwede technische Neuerung ausprobiert und weiterentwickelt. Dagegen der 1928 geborene Andy Warhol, der den Grossteil seines Lebens in New York verbringt. Er revolutioniert zwar die Kunst, bleibt aber seinem Prinzip treu. Fotografie ist für ihn ein Mittel zum Zweck, für den eine einfache, günstige Polaroidkamera vollkommen ausreichend ist.
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