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Lot 3438 - A205 PostWar & Contemporary - Donnerstag, 22. Juni 2023, 14.00 Uhr

JACQUES VILLEGLÉ (JACQUES MAHÉ DE LA VILLEGLÉ)

(Quimper 1926–2022 Paris)
Rue Serpente. 1988.
Décollage auf Leinwand.
Unten rechts signiert: Villeglé, sowie verso signiert, datiert, betitelt, mit den Massangaben und Archivnummer: rue Serpente février 88 119 x 108 M villeglé ATM 1196. Zudem auf der überlappenden Leinwand mit der unleserlichen Datierung: FEV 88 (...).
119 × 108 cm.

Mit dem Zertifikat des Künstlers, 30. April 2009, Paris.

Provenienz:
- Galleria Agnellini Arte Moderna, Brescia.
- Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer erworben, seitdem Privatsammlung Schweiz.

"Meine Kunst ist ein ganzes Repertoire an Rissen, Kratzern, Schürfwunden, Kritzeleien, Schmierereien, Furchen, Abschürfungen, Inschriften und Überklebungen." Jacques Villeglé

Bereits während der Studienzeit beginnt Jacques Villeglé Objekte zu sammeln, die der Krieg hinterlassen hat. Metall-, Stahl-, Wandstücke, Plakate sowie Abfälle des Atlantikwalls in Saint-Malo fügt er als Skulpturen zusammen. Diese ersten Werkserien, die "Objets trouvés", kreiert er zusammen mit seinem Studienfreund Raymond Hains. Sie stehen in der Tradition von Marcel Duchamps Readymades und verstehen sich als Aufzeichnung von Spuren der gegenwärtigen Zivilisation. Im Jahr 1949 gründen die Freunde die "Plakatdesigner" und proklamieren die "Guerilla der Zeichen". Ihre Kunst nennen sie zunächst "affiches lacérées" (abgerissene Plakate) und später "Décollage". Oft haben ihre Werke eine explizit politische Dimension. Zu dieser Zeit betiteln sie ihre Arbeiten mit Wortfragmenten, die auf dem Abriss zu lesen sind. Mitte der 1950er beenden sie ihre Zusammenarbeit.

Nach den Aufständen im Mai 1968 entwickelt Villeglé ein "soziopolitisches Alphabet." Dabei handelt es sich um ein Sprachsystem, das aus stark stilisierten, symbolischen Buchstaben mit links-politischem Hintergrund besteht. Parallel wird er seine "Décollagen" über die Jahre weiterentwickeln. Seine Einzelausstellungen sowohl in Europa wie in Nordamerika nehmen zu. Er bleibt seinen ästhetischen Prinzipien, eine möglichst humorvolle Kunst zu kreieren, die aus dem Alltag und dem Zufall entsteht, mit dem Versuch, die Technik und das Handwerk im traditionellen Sinne zu vermeiden, immer treu.

Unsere zwei vorliegenden Kunstwerke (Los 3436 und 3438) sind nach den Pariser Strassen betitelt, aus denen die Plakate stammen. "Rue d’Hautpoul" aus dem Jahr 1974 hing im äussersten nordöstlichen Quartier "La Villette", "Rue Serpente" von 1988 wurde im sehr lebendigen Künstlerviertel "Quartier Latin" entnommen. In der Dicke des Papiers und den unterschiedlichen Farbschichten versucht er, die Schönheit der Zeit zu enthüllen. Mosaikartige Gebilde entstehen, die den Betrachter einladen auf eine Entzifferungsreise der Zeit zu gehen.

CHF 15 000 / 20 000 | (€ 15 460 / 20 620)


Verkauft für CHF 27 140 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr